"In Brüssel braucht man gute Kontakte und Verbündete"

20.07.2012

Einen Einblick der anderen Art haben die steirischen Raiffeisen-Funktionäre auf das Entstehen von Gesetzen auf europäischer Ebene und die Einflussnahme darauf bei der ersten Veranstaltung der neu ins Leben gerufenen Funktionärsplattform erhalten.

Groß waren die Wünsche und Vorgaben der steirischen Raiffeisen-Spitzenfunktionäre aus der Auftaktveranstaltung Anfang März an die neu installierte Funktionärsplattform. Zur ersten regulären Veranstaltung am 28. Juni gekommen waren rund 90 Eigentümervertreter der heimischen Raiffeisenbanken und führenden Warengenossenschaften ins gediegene Ambiente des forumKLOSTER in Gleisdorf. Durch das zweieinhalbstündige Programm führte wieder gewohnt fachkundig Moderatorin Sabine Pelzmann.

In seinem eröffnenden Beitrag ging Verbandsdirektor Heinrich Herunter nochmals gezielt auf die Anregungen der Funktionäre und deren Umsetzung seit der Auftaktveranstaltung am 6. März ein. "Einiges konnte bereits in der Kürze erledigt werden, andere Wünsche sehen wir als mittel- bis langfristigen Auftrag." Sichtbarestes Zeichen der Umsetzungen war das neue Logo, das die Veranstaltungsreihe zukünftig begleiten soll und von Herunter präsentiert wurde: zwei übereinanderliegende, in gelb-schwarz gehaltene Sprechblasen in Form der "Initialen" der neuen Funktionärsplattform. Mit dem Symbol soll auch eines der gewünschten Ziele der Plattform angedeutet werden: der gegenseitige Austausch untereinander und die offene Diskussion mit Verantwortungsträgern.

Vor allem die lange Liste an inhaltlichen Vorgaben hat es dem Verbandsdirektor angetan: "Alleine die unzähligen Themenwünsche reichen für die nächsten Jahre. Wir werden versuchen, diese von nun an bei den bis zu drei geplanten Terminen pro Jahr bestmöglich zu berücksichtigen. Wir wollen aber auch stets auf aktuelle Entwicklungen eingehen." Vielfach gewünscht wurde ebenfalls das für die Premiere gewählte Thema: die Entwicklung der europäischen Rahmenbedingungen für Banken und deren Aufsicht.

"Wie funktioniert Brüssel?", lautete das Impulsreferat von einem der intimsten Kenner der Entstehung europäischer Bankenregulatorien: Dr. Andreas Pangl, der Generalsekretär des Fachverbandes der Raiffeisenbanken. Als oberster Interessenvertreter der heimischen Raiffeisenbanken auf nationaler und europäischer Ebene gab er Hintergrundinformation zur Gesetzeswerdeung in Europa und die Einflussmöglichkeiten darauf.

Speziell der richtige Draht zu den Politikern und deren Büros sei ganz entscheidend, so Pangl: "Im europäischen Parlament kommt es viel stärker als in Wien auf Themen und Inhalte anstatt auf Ideologien an. Mit guten Argumenten und Verbündeten kann man doch immer wieder einiges erreichen und eventuelle nachteilige Fehlentwicklungen abwenden." Dies bestätigte Pangl auch bei der Beantwortung der zahlreichen Fragen der Funktionäre an ihn.

"Das Genossenschaftssystem ist in der Europäischen Union nicht überall so stark verankert wie in Österreich. Viele neue Gesetze sind ausschließlich auf große Aktienbanken ausgerichtet. Um für unsere kleinen Genossenschaftsbanken akzeptable Lösungen zu erreichen, brauchen wir aber die Unterstützung anderer Nationen." Gleichzeitig mahnt der Generalsekretär des Fachverbandes zur Geschlossenheit unter den Raiffeisenbanken. Andernfalls könnte vieles an Erreichtem wieder zunichte gemacht werden, so Pangl.

Sportlichen Ehrgeiz entwickelten die Funktionäre beim Fußball-Europameisterschaft-Tippspiel. Dabei hatten nur ganz wenige den richtigen Riecher: Kaum einer hat das Finale Spanien gegen Italien richtig vorhergesagt. Die große Mehrheit hat auf Deutschland als neuen Champion gesetzt. Die Euro 2012 bot neben dem Gehörten auch Anlass, sich bei Sacherwürstel und Gebäck sowie einem kühlen Getränk im Anschluss noch lange zu unterhalten.