Steirische Milchbetriebe sind für freien Markt gerüstet
03.06.2014
Am Weltmilchtag, den 1. Juni, haben die steirischen Milchbetriebe klargestellt: Sie sind fit, wenn Ende März 2015 die produktionsbegrenzende Milchquote wegfällt. Die Bauern kämpfen für einen gerechten Milchpreis.
Nach 37 Jahren fällt mit 31. März 2015 die produktionsbegrenzende Milchquote. „Der Wegfall bringt nicht nur für die Milchbauern Verunsicherung, auch für die heimischen Molkereien ist dies eine große Herausforderung“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident und Verbandsobmann Franz Titschenbacher die Situation. „Es ist jetzt entscheidend, dass alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette verantwortungsvoll agieren, um den Markt in dieser sensiblen Phase nicht zu destabilisieren“. Daher verlangt Titschenbacher vom Handel als entscheidendes Glied in der Wertschöpfungskette einen den Milchbauern und Molkereien zustehenden, gerechten Erzeugermilchpreis.
Dass die Schere zwischen den Ausgaben für Betriebsmittel und den Erlösen der Milchbauern immer weiter auseinanderklafft, daran haben auch die relativ guten Milchpreise des vergangenen Jahres nichts geändert. Der Erzeugermilchpreis hat im vergangenen Jahr allerdings eine notwendige positive Entwicklung genommen. Diese war aber gegenüber Deutschland deutlich gebremster, da in Österreich die Produktpreisanhebungen im Handel wesentlich zäher umzusetzen waren als in Deutschland.
Zehn bis 20 Prozent mehr Milch nach Quotenende
Mit 31. März 2015 Geschichte sein werden die staatlichen Begrenzungen für die Milchproduktion samt Strafzahlungen für Überlieferungen. Das wird zu einen noch stärkeren Wettbewerb führen: Die heimischen Bauern werden zwischen zehn und 20 Prozent mehr Milch anliefern. Die heimischen Molkereien werden diese Mehrmengen in erster Linie zu Käse und Milchmixgetränken verarbeiten und exportieren. Derzeit exportieren die österreichischen Molkereien bereits 48,3 Prozent der Milchprodukte in 110 Länder der Welt, 90 Prozent davon in die EU-Staaten. Nach Auslaufen der Milchkontingentierung wird die Exportquote auf über 50 Prozent steigen.
Berglandmilch investiert kräftig
„Die Berglandmilch, die als größte österreichische Molkerei jährlich 1,25 Milliarden Liter Milch verarbeitet, erwartet von den 13.000 Lieferanten – davon 2.200 in der Steiermark – zehn bis maximal 15 Prozent mehr Milch nach Auslaufen der Milchquote“, betont das steirische Vorstandsmitglied Johann Pretterhofer. Und weiter: „Die Mehrmengen werden wir zu Käsespezialitäten, Haltbarmilch und künftig möglicherweise auch Milchpulver verarbeiten. Hauptmärkte dafür sind die EU-Länder, aber auch der Weltmarkt mit Russland, Asien und China“. Derzeit ist die genossenschaftliche Berglandmilch bereits auf 50 Exportmärkten aktiv. Um die Mehrmengen verarbeiten zu können, hat die Berglandmilch kräftig in die Käseherstellung investiert. Im steirischen Werk Voitsberg wurden zur Ausweitung der Produktion bereits Grundstücke gesichert.
Obersteirische Molkerei setzt auf Käsespezialitäten
„Von unseren 1.600 Lieferanten erwarten wir uns um bis zu 20 Millionen Liter mehr Milch, die wir ohne Beschränkung abnehmen werden“, unterstreicht Obersteirische-Molkerei-Obmann Jakob Karner. Und weiter: „Wir setzen auf Käsespezialitäten, um die zu erwartenden stärkeren Milchpreisschwankungen besser abfedern zu können. Wir werden weitere 30 Millionen Liter Milch zu Käsespezialitäten – beispielsweise Erzherzog Johann Käse, für den wir erst kürzlich mit Doppel-Weltmeister-Gold erreichten, und unseren Bergkäse, der Weltmeister-Bronze erzielte – verarbeiten und diese in erster Linie in Deutschland, Ungarn aber auch Slowenien vermarkten“. Dazu wurde in Spielberg bereits in ein leistungsstarkes Käseverpackungszentrum und in hochmoderne Käsereiferäume investiert. In Knittelfeld wird im kommenden Jahr eine neue Käseküche und ein Salzbad errichtet.
Ennstal Milch ist zuversichtlich
„Wir erwarten, dass unsere 775 Lieferanten nach Quotenende zwischen 7,5 und 15 Millionen Liter Milch mehr anliefern werden. Jeder Liter wird abgenommen, wobei für jene Mengen für die kein Genossenschaftsanteil gezeichnet ist, um drei Cent weniger bezahlt wird. Eine Aufstockung der Genossenschaftsanteile kann jedenfalls ab 2015 um mindestens 20 Prozent der überlieferten Menge erfolgen“, so Obmann Hermann Schachner von der Landgenossenschaft Ennstal mit ihrer Marke Ennstal Milch. „Wir werden die Mehrmengen in erster Linie zu Käse, Milchmixgetränken und Dessertprodukten veredeln. So werden wir beispielsweise die Blauschimmelkäse-Herstellung durch zwei neue Reiferäume um ein Drittel erhöhen. Dazu hat die Ennstalmilch bereits in eine umweltfreundliche aseptische Cartocan-Anlage und eine aseptische Becherabfüllanlage für Eiskaffee und Milchmixgetränke investiert. Noch heuer soll eine Glasaseptik-Anlage in Betrieb gehen, mit der die bekannte Maresi-Milch sowie neue Milchmischgetränke abgefüllt werden.