Raiffeisen-Funktionäre: Frauen auf der Überholspur

23.10.2015

Im Juni 2014 wurde mit der Gründung eines Funktionärinnenbeirates eine Plattform zur Stärkung von Frauen bei Raiffeisen ins Leben gerufen. Wie Frauen und Männer künftig in den Gremien stärker miteinander in die Zukunft gehen können, hat der Raiffeisenverband Steiermark bei einer eigenen Veranstaltung thematisiert.

Die Raiffeisenorgane unterliegen einem großen Wandel. Nicht nur die Aufsicht fordert mehr Vielfalt in den Gremien, auch die Gegenwart verlangt eine stärkere Durchmischung von Frauen und Männern, von verschiedenen Altersgruppen und auch unterschiedlichen Herkünften. Vielfalt in den Gremien bringt eine Reihe von Vorteilen, braucht aber auch neue Rahmenbedingungen. Beim Raiffeisentag im Juni 2014 in Graz wurde auf Initiative von Generalanwalt Walter Rothensteiner mit der Gründung eines Funktionärinnen-Beirates auf Ebene des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV) eine Plattform zur Stärkung von Frauen bei Raiffeisen ins Leben gerufen.

Der Raiffeisenverband Steiermark hat dies am 9. Oktober zum Anlass genommen, unter dem Titel "Frauen und Männer bei Raiffeisen - Miteinander in die Zukunft" den steirischen Funktionärinnen und Funktionären die Ziele und Aufgaben der neuen Einrichtung näherzubringen. "Wie ein Pflänzchen, das wir beginnen großzuziehen" sieht Verbandsdirektor Heinrich Herunter das Thema Frauen bei Raiffeisen. Er zeigte sich "stolz und erfreut über einen historischen Moment. Das ist die erste Veranstaltung im Raiffeisenverband Steiermark, bei dem überwiegend Frauen anwesend sind. Ich freue mich, dass Frauen nun auf der Überholspur sind", so Herunter über den "Aufbruch bei Raiffeisen". "Wir unterstützen einen stärkeren Frauenanteil in den Gremien, weil wir vom Sinn überzeugt sind und nicht, weil es der Gesetzgeber verlangt", betonte der Verbandsdirektor.

Gremien sollen weiblicher werden

Insgesamt beträgt der Frauenanteil in den Eigentümervertreter-Gremien im weiß-grünen Bundesland derzeit rund elf Prozent. Der Österreich-Schnitt liegt momentan bei 8,7 Prozent. Diesen zu heben, haben sich die beiden steirischen Vertreterinnen im 14-köpfigen Funktionärinnen-Beirat des Österreichischen Raiffeisenverbandes, Doris Grantner-Planitzer und Michaela Stock, als eines ihrer Ziele klar definiert, sind doch in 19 der 75 steirischen Raiffeisenbanken noch gar keine Frauen in den Gremien vertreten. Den beiden Funktionärinnen ist zudem ein permanenter Erfahrungsaustausch über das Funktionärinnen-Netzwerk in der Steiermark und in ganz Österreich ein Anliegen.

"Die Hälfte der Mitglieder, Kunden und Mitarbeiter bei Raiffeisen ist weiblich. Das sollte sich auch bei den Funktionären widerspiegeln", sagte Bettina Kastner, im ÖRV verantwortlich für die Organisation und Koordinatorin des Funktionärinnen-Beirates. Schon im ersten Jahr des Bestehens sei das Arbeitsprogramm, das sich die im Beirat vertretenen Funktionärinnen vorgenommen haben, sehr intensiv: nach einer ersten Präsentation des Funktionärinnen-Beirates in allen Bundesländern - wie in der Steiermark im letzten März - soll vor allem die regionale Vernetzung der Raiffeisen-Frauen zum Erfahrungsaustausch forciert werden.

Frauen denken anders

Jasmin Dolati, Programmchefin von Radio Wien, hat in interaktiver Form unterschiedliche Zugänge in der Kommunikation zwischen Männern und Frauen erläutert und Möglichkeiten aufgezeigt, wie Frauen mit ihren Anliegen in der - vorwiegend männlichen - Raiffeisen-Welt punkten können. Unter anderem zeigte die Expertin, dass beim Gehirn von Frauen mehr Verbindungen zwischen linker und rechter Gehirnhälfte bestehen. Daher denken Frauen weitaus vernetzter und können mehrere Dinge gleichzeitig tun.

Unterschiede stellte sie auch in der räumlichen Orientierung und in der sprachlichen Begabung fest. Frauen sind mehr als Männer sprachlich orientiert. Während Männer das Sprechen meist verwenden, um Informationen zu erfragen oder weiterzugeben, benutzen Frauen aufgrund der jahrhundertelangen Zuständigkeit für soziale Beziehungen die Sprache, um sich auszutauschen, Kontakte zu pflegen und um besser mit Stress umzugehen. Frauen geben daher pro Tag dreimal so viele Wörter und Gesten von sich wie Männer.