Österreicher legen Wert auf regionale und kleine Banken
25.09.2017
Eine GfK-Studie im Auftrag des Fachverbandes der Raiffeisenbanken zeigt: Die örtliche Nähe von Klein- und Regionalbanken wird von den Österreichern besonders positiv wahrgenommen. Diese werden auch als wichtig für das gesellschaftliche Leben und die Unterstützung lokaler Vereine gesehen.
Trotz Digitalisierung messen die Österreicher den Klein- und Regionalbanken einen hohen Stellenwert bei. Die überwiegende Mehrheit spricht sich auch dafür aus, dass sie erhalten bleiben sollen und wünschen sich dementsprechende Initiativen, etwa von der Politik. Dies geht aus einer repräsentativen GfK-Umfrage im Auftrag des Fachverbandes der Raiffeisenbanken hervor.
"Die Österreicher nehmen besonders stark die örtliche Nähe positiv wahr", sagte GfK-Meinungsforscherin Ursula Swoboda. Die Studie wurde im Auftrag des Fachverbandes der Raiffeisenbanken erstellt und am 21. September in Wien vorgestellt. Für die Erhebung wurden im August 547 Online-Interviews mit Österreichern ab 15 Jahren durchgeführt.
Die regionalen Banken können demnach vor allem mit ihrer starken lokalen Verbundenheit (71 Prozent Zustimmung), der Kenntnis der örtlichen Menschen und Unternehmen (70 Prozent) und der allgemeinen Förderung des regionalen gesellschaftlichen Lebens und Miteinanders (58 Prozent) punkten. Die Unterstützung von lokalen Vereinen wird von 54 Prozent vorwiegend den lokalen Banken zugeschrieben, 50 Prozent sehen in ihnen auch eine Aufwertung der lokalen Infrastruktur.
Was die Kontrolle und Regulierung betrifft, wollen 56 Prozent der Österreicher für die kleinen Banken grundsätzlich keine Ausnahmen, also den gleichen Schutz, wie bei Großbanken. 64 Prozent gestehen aber zu, das es für die regionalen Banken schwieriger ist, die Regeln einzuhalten, und dass es dadurch schwieriger wird, zu Krediten zu kommen (54 Prozent). Deshalb sollte bei der Auslegung der Regeln zwischen Groß- und Kleinbanken unterschieden werden, meinen 55 Prozent.
Deutlich ablehnend zeigen sich die Österreicher, wenn es etwa um die EU-weit geplante Einführung einer einheitlichen Einlagensicherung geht, bei der die Regionalbanken für Großbanken mithaften müssten. Eine klare Mehrheit von 82 Prozent spricht sich dagegen aus. 57 Prozent gehen zudem davon aus, dass es in Zukunft weniger regionale Banken geben wird.
64 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass sich die Regional- und Lokalbanken stärker als eine Großbank für die Finanzierung der örtlichen Betriebe einsetzen. 62 Prozent meinen, die kleinen Institute sollten mehr Werbung in eigener Sache machen und die Vorteile für die Bevölkerung und Unternehmen aufzeigen. Denn ohne lokale Banken würden Arbeitsplätze wegfallen, sind 78 Prozent überzeugt, und ein wichtiger Partner, nicht nur im Finanzbereich, würde fehlen (64 Prozent).
Andreas Pangl, Generalsekretär des Österreichischen Raiffeisenverbandes, sieht in den Ergebnissen der Umfrage auch einen Auftrag für die Politik, die sich dafür stark machen sollte, dass die kleinen Banken bei der Regulierung nicht in einen Topf mit den Großbanken geworfen werden, sondern dass es zu eine proportionalen Anwendung der Regeln kommt. Die von der EU geplante Erleichterung würde noch nicht ausreichen, sagte Pangl. In Österreich soll es laut der geplanten Aufsichtsreform einige Ausnahmen für Banken bis zu fünf Milliarden Euro Bilanzsumme geben.
Die Zahl der eigenständigen regionalen Raiffeisenbanken hat sich in Österreich seit 2008 von 570 auf 434 verringert. Über 1,5 Millionen Österreicher sind Mitglieder von Raiffeisen-Genossenschaften und damit Eigentümer ihrer eigenen Bank. Die kleinste weist eine Bilanzsumme von nur 18 Millionen Euro aus, die größte von rund 1,5 Milliarden Euro. Eine ähnliche Struktur findet sich den Angaben zufolge in Europa nur noch in Deutschland und Südtirol.