Neue Genossenschaft begleitet Unternehmer zum Erfolg

19.11.2021

Die im heurigen März im Raiffeisenverband Steiermark neu gegründete Genossenschaft Das KMU-Haus Graz eGen schafft mit ihrer Marke wertschritt Rahmenbedingungen für KMUs, damit sich diese auf ihre ureigenen Produkte und Dienstleistungen fokussieren können, wie Ulrich Ahamer berichtet.

Günter Mayr, Vorstandsvorsitzender der Anfang des Jahres in Graz gegründeten Genossenschaft Das KMU-Haus Graz eGen, ist ein Macher, Anpacker und Umsetzer. Er und seine Vorstandskollegen Andreas Jirka sowie Wolfgang Schäfer haben mit der Neugründung viel vor: Sie möchten "Das führende KMU-Haus" werden, ausgehend von der Steiermark Schritt für Schritt in ganz Österreich.

Mayr ist weniger der flammende Einzeldarsteller, mehr der geduldige und beständige Zuhörer und über den Tellerrand denkende Wegbegleiter. Das inhaltliche Rüstzeug seiner beruflichen Karriere baut auf der HTL für Maschinenbau und Betriebstechnik sowie einer soliden betriebswirtschaftlichen Ausbildung auf. Über Jahrzehnte war Mayr in verschiedenen führenden Positionen auf unterschiedlicher exekutiver Höhe tätig. Das waren etwa die langjährige Geschäftsführung eines der größten Autohäuser in der Steiermark, Leitungsaufgaben in internationalen Konzernen sowie in klassischen heimischen Mittelstandsunternehmen bis hin zum Ein-Personen-Unternehmer.

Die beruflichen Erfahrungen aus der Geschäftsführung von Unternehmungen bis hin zu den mannigfaltigen Einblicken in die verschiedensten mittelständischen Unternehmen des Landes kumulierten zunächst in zig Fragen, die dann in den grundlegenden Thesen der Genossenschaft "Das KMU-Haus Graz" münden sollten. Die so entstandenen Erkenntnisse spiegeln sich in allen Gesprächen wider, ganz gleich, ob es sich um ein tradiertes Unternehmen oder um eine Neugründung handelt. Ebenso wenig spielt die Branche eine besondere Rolle.

Falsch verstandene Selbstständigkeit

Selbstständige würden Gefahr laufen, ständig zu arbeiten - vielleicht auch, um bloß keinen Stillstand zuzulassen? Wenn es "eng" wird, läuft das Rad noch viel schneller. Sehr viele administrative Arbeiten werden, auch aus Kostengründen, nicht ausgelagert, sondern persönlich erledigt. Unter dem Saldo steht dann die doppelte Arbeitszeit bei gleich niedrigem Deckungsbeitrag. "Ganz oft fehlt der Fokus auf das eigene Produkt, auf die eigene Dienstleistung", sagt Mayr. "Gleich, ob jung oder älter, Unternehmer verzweifeln oft daran, dass sie nur noch arbeiten, Einzelkämpfer sind, ohne verlässliche Strukturen dastehen. Kein Mensch kann aus eigener Kraft alles allein schaffen - das zermürbt nur."

Ganz ohne Sarkasmus stellt Mayr fest: "Mit unserer Genossenschaft möchten wir die Betriebe vor einer falsch verstandenen Selbstständigkeit schützen. Ich bin überzeugt, dass es nicht nur ein unternehmerisches Risiko, sondern auch unternehmerische Freiheiten gibt, die es zu nutzen gibt. Selbstständigkeit bedeutet nicht 25 Stunden Arbeit pro Tag."

Um eine höhere Wertschöpfung zu erreichen, sei neben der erwähnten Überprüfung der eigenen Produkte eine dreistufige Analyse der Wertschöpfungskette des Unternehmens zielführend. "Diese Wert-, Finanz- und Personalanalyse ist einer der Kerne der Genossenschaft", erläutert Mayr. "Sie verkörpert den Förderauftrag der Genossenschaft, weil einerseits die Mitglieder der Genossenschaft hier ihre Kompetenzen und Leistungen einbringen können und andererseits den Unternehmen genau damit geholfen wird, die gesetzten Ziele noch besser zu erreichen."

Das streicht auch Armin Friedmann, Leiter Kompetenzzentrum Genossenschaft im Raiffeisenverband Steiermark, besonders hervor: "Die Bündelung verschiedenster Kompetenzen in diesem neuen Netzwerk auf genossenschaftlicher Basis bietet zum einen den Kunden viele Vorteile, da sie über die innovative Plattform ein breites Spektrum an verschiedensten Dienstleistungen unmittelbar aus einer Hand beziehen können. Zum anderen profitieren auch die Mitglieder der Genossenschaft durch die in diesem neuen Geschäftsmodell abgebildete Vielfalt, die das Fundament des Unternehmens bildet."

Aktive Mitarbeit

Zurzeit sind die sechs Gründungsmitglieder an Bord, sukzessive kommen neue dazu. Wachstum ist natürlich das erklärte Ziel, wobei dem organischen, gut verwurzeltem ganz klar die Priorität gilt. Neuen Mitgliedern wird genau auf die Finger geschaut. "Wir haben ein selektives Auswahlverfahren. Entscheidend sind kaufmännische Belange und die Vielfalt der fokussierten angebotenen Dienstleistungen für die Mitglieder der Genossenschaft und deren Kunden. Dazu braucht es viel Gespür für die Belange des unternehmerischen Mittelstandes und für dessen Sprache." Mayr legt im Gespräch großen Wert darauf, dass die Genossenschaft kein Club ist, dem man einmal beitritt und dann "in der ersten Reihe fußfrei sitzt und auf gute Gelegenheiten wartet. Es geht um aktive Mitarbeit für Genossenschaftsmitglieder und Kunden."

Das jeweilige Leistungsspektrum bzw. die jeweilige Dienstleistung wird ausschließlich von einem Mitgliedsunternehmen abgedeckt. Das heißt, es gibt eine Kompetenzstelle für rechtliche Fragen, Förderanliegen, Unternehmensnachfolge, Unternehmensorganisation, das IT-Wesen, Steuerberatung, Controlling, Interims-Management, PR, Versicherungen, etc. "Damit vermeiden wir eine Konkurrenz der Genossenschafter untereinander und garantieren die bestmögliche Unabhängigkeit für unsere Kunden, indem die Synergien genutzt werden", so Mayr.

Zuhören und verstehen

Den größten Block bildet die Wertanalyse des Unternehmens, das unter der Marke "wertschritt" auftritt. Mit bis zu 60 standardisierten Fragen wird beispielsweise nach dem "größten Hebel" im Unternehmen gesucht, an dem dann angesetzt werden kann. Dem Namen nach wird hier natürlich auch der monetäre Wert des Betriebes bemessen, es werden Bereiche dargestellt, wo es noch Möglichkeiten zum Ausbau gibt.

Die Finanzanalyse ist wahrscheinlich selbsterklärend. Sie umfasst alle Belange, die die kaufmännische Stabilität und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens beschreiben. Sie schließt nahtlos an die Wertanalyse an und beschreibt, ob die gesetzten Ziele unter Abwägung aller möglichen Rahmenbedingungen machbar und zu stemmen sind.

In der Personalanalyse geht es um die Mitarbeiter. Mit diesem Werkzeug werden Wege aufgezeigt, um Menschen durch bestmögliche Teilhabe und Weiterbildung ans Unternehmen zu binden sowie Strukturen zu schaffen, die das leicht umsetzbar machen.

Günter Mayr betont: "Eine gute Beratung bedeutet für uns vor allem Begleitung im Unternehmen hin zu mehr Erfolg. Um das zu erreichen, gilt es zuzuhören, die Beweggründe verstehen. Wir schrauben nicht an irgendwelchen Details herum. Das Ziel der Genossenschaft ist, dass die jeweiligen Betriebe sich ganz und gar auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Und das, was sie zur Erfüllung dazu brauchen, liefern die Mitglieder der Genossenschaft. Als selbstständige Unternehmer kennen sie die Bedürfnisse bestens, wissen um die Anliegen der Betriebe und können in Krisensituationen und bei Zwischentönen höchst kompetent agieren."