Nachhaltigkeit und Ukraine-Krise dominieren Plattform

04.04.2022

Neben dem ganzjährigen Nachhaltigkeitsschwerpunkt dominierte die Ukraine-Krise die Themen der Jubiläums-Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark Ende März im weststeirischen Dobl. Zum ersten Mal seit zwei Jahren konnte diese wieder in Präsenz abgehalten werden.

Gut hundert Eigentümervertreter der steirischen Raiffeisenbanken und Lagerhäuser folgten der Einladung von Verbandsobmann Franz Titschenbacher in die Mehrzweckhalle Dobl am 29. März, als der Raiffeisenverband Steiermark nach zweijähriger coronabedingter Pause und drei Online-Veranstaltungen zum ersten Mal wieder zu einer Funktionärsplattform in Präsenz einlud. Ebenfalls unter den Gästen befand sich Bürgermeisterin Waltraud Walch, die auf eine rund 30-jährige Dienstzeit unter dem Giebelkreuz verweisen kann und nun die Geschicke der 3.800-Einwohner-Gemeinde im Südwesten von Graz leitet. Inhaltlich wurde die dreistündige Veranstaltung von der Ukraine-Krise und dem Thema "Nachhaltigkeit" dominiert.

Ukraine: Negative Auswirkungen auf die Wirtschaft unausweichlich

Der für den Risikobereich in der Raiffeisen-Landesbank Steiermark zuständige Vorstandsdirektor Florian Stryeck nutzte die Gelegenheit, die Anwesenden direkt über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Bankenlandschaft zu informieren. Raiffeisen sei sehr solide aufgestellt und gut auf die Ereignisse vorbereitet, skizzierte Stryeck die vielfältigen unmittelbaren Folgen auf den Sektor. "Für die steirische Wirtschaft ist das Ausmaß der Auswirkungen noch unklar. Wir begleiten unsere Kunden aber sehr eng durch Krise", so Stryeck. Insgesamt würden negative Effekte auf das Wirtschaftswachstum aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise und der Lieferengpässe nicht ausbleiben, denen durch fiskal- und zinspolitischen Maßnahmen wie Zinsanhebungen entgegengewirkt werden müsste.

Erneuerbare Energien stärken

Die Auswirkungen der Ukraine-Krise auf die Energieversorgung in Österreich analysierte der Landwirtschaftskammer-Experte und Vizepräsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Christian Metschina. "Derzeit importiert die EU pro Tag Öl und Gas aus Russland im Wert von einer Milliarde Euro", erläuterte Metschina die Abhängigkeit Europas von externen Lieferanten. Schon vor Ausbruch dieses Krieges sei der Gaspreis aufgrund von verschiedenster Faktoren in Höhen hochgeschnellt, die bis vor Kurzem noch denkunmöglich gewesen seien, beschrieb der Energieexperte die Situation und fuhr fort: "Diese Entwicklung schlägt sich voll auf den Strompreis durch, unter dem wir nun leiden."

Als Ausweg aus der Misere nannte Metschina die Stärkung der Erneuerbaren Energien in Österreich und eine Transformation des Energiesystems in Richtung Nachhaltigkeit. Speziell die Biomasse und Erneuerbare Energiegemeinschaften könnten hierbei eine bedeutende Rolle spielen. Wie solche Gemeinschaften als Genossenschaften gegründet werden können, beschrieb der Leiter des Kompetenzzentrums Genossenschaft im Raiffeisenverband Steiermark, Armin Friedmann.

"Nachhaltiges Gebot der Stunde"

Friedmann identifizierte zahlreiche finanzielle Vorteile für Energiegemeinschaften. Aber speziell die erweiterte Unabhängigkeit durch lokal erzeugten umweltfreundlichen Strom müsste in turbulenten Zeiten müsste für ihn Grund genug sein: "Energiegemeinschaften sind ein nachhaltiges Gebot der Stunde!" Dabei werde die Genossenschaft zur Rechtsform der Energiewende werden, so Friedmann überzeugt, biete sie doch gegenüber einem Verein zahlreiche Vorteile, insbesondere in Haftungsfragen und deren professioneller Struktur. Dabei würde den Gemeinden eine besondere Rolle als Gestalter zukommen, aber auch für Raiffeisenbanken würden Energiegemeinschaften ein beachtliches Potenzial für eine strategische Positionierung in der Region bieten.

Auch Finanzprodukte werden "grüner"

Über nachhaltige Geldanlagen informierte in einem Spezialreferat Susanne Hasenhüttl von der Non-Profit-Organisation ÖGUT Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik. Die Fachfrau zeigte dabei verschiedenste Methoden und Wege der Finanzanbieter auf, verstärkt Nachhaltigkeit in deren Produkte einfließen zu lassen. Damit ließen sich große Mengen an CO2 einsparen. Problematisch seien für Hasenhüttl die verschiedensten Grunddefinitionen allein im deutschsprachigen Raum. Daher gab sie einen Tipp: "Achten Sie immer auf das Qualitätssiegel eines nachhaltigen Fonds!" Banken würden in Zukunft vor der Herausforderung stehen, "nachhaltiges" Wachstum finanzieren und Nachhaltigkeitsberichte offenlegen zu müssen.

Schätzspiel der besonderen Form

Ein besonders kniffliges Schätzspiel ließen sich der Teamleiter Bildung im Raiffeisenverband, Patrick Lampl, und Moderatorin Sandra Suppan in Zusammenhang mit dem Nachhaltigkeitsthema einfallen. Die Auflösung blieb dem besten aufgelegten Neo-Pensionisten Erwin Schatz vorbehalten, der vor zehn Jahren maßgeblich an der Einführung des Formates beteiligt war und der Veranstaltung nun als Ehrengast beiwohnte.