Landgenossenschaft Ennstal verzeichnet Umsatzrekord
10.06.2024
Neuer Umsatzrekord und verbesserte Ergebnissituation prägten die diesjährige Generalversammlung der Landgenossenschaft Ennstal (LGE) im April in Stainach-Pürgg. Im Gesamtunternehmen konnte ein konsolidierter Umsatz von 531,3 Millionen Euro erwirtschaftet werden.
Nach Ostern legte die Landgenossenschaft Ennstal bei ihrer 94. Generalversammlung Rechnung ab. „2023 war geprägt von ungünstigen Rahmenbedingungen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Markus Gerharter, „doch wenn man auf das fordernde Jahr zurückblickt, dürfen wir nicht unzufrieden sein.“ Die LGE beschäftigt in all ihren Töchterunternehmen 1606 Personen. Mit dem Rekordumsatz in der Höhe von 531 Millionen knackte man erstmals die halbe Milliarde. Der Gewinn von 3,2 Millionen Euro sei jedoch „nicht dort, wo unsere intern gesetzten Ansprüche und Erwartungen sind“, so Gerharter. Die Investitionen beliefen sich auf 18,3 Millionen Euro, heuer sind 14,5 Millionen angesetzt.
Höchste Milchanlieferung
Mit durchschnittlich 51,14 Cent pro Kilogramm konnte die LGE erneut einen Milchpreis an der Spitze im österreichischen Vergleich auszahlen. Lieferten vor 25 Jahren noch 1300 Bauern Milch an die Ennstal Milch, sind es heute nur mehr gut 600. Trotz dieser sinkenden Zahl lag die angelieferte Menge im Vorjahr mit knapp 90 Millionen Kilogramm auf einem Rekordniveau. Die Landena hatte einen Mengenrückgang von zwölf Prozent zu verzeichnen, konnte den Umsatz jedoch um fünf Prozent auf 125 Millionen Euro erhöhen. Das Unternehmen nahm 6812 Rinder von Genossenschaftsmitgliedern ab, welche insgesamt mit einer Überzahlung von 720.000 Euro im Vergleich zum Börsepreis abgegolten wurden.
Patent für Futterkonserve
Mit Innovationen profiliert sich das jüngste Unternehmen der LGE-Töchter. So meldete die Tierfreund KG erst kürzlich das Patent „Panna Gatta“ an. Durch Öffnen eines Luftlochs in der Dose kann die gestürzte Tiernahrung mit einer Soße garniert werden. Das Patent für Europa und China ist bereits angemeldet, USA ist derzeit noch in Abwicklung. Präsentiert wird die Neuheit erstmals Anfang Mai bei der Interzoo-Messe für Heimtiere in Nürnberg.
Dächer voller Photovoltaik
Die Landmarkt KG konnte den Umsatz auf 195 Millionen Euro steigern. Die Steigerungsrate lag mit 3,3 Prozent unter der Inflation, was großteils den Preisrückgängen bei Brenn- und Treibstoffen sowie einer schwachen Baukonjunktur geschuldet ist. In den Lebensmittelbereichen schaffte die Handelssparte ein zweistelliges Prozent-Umsatzwachstum. Spar und Eurogast steuern bereits mehr als die Hälfte des Umsatzes bei. Von den 4,4 Millionen Investitionen floss allein eine Million Euro in Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Märkte.
Genossenschaftsgedanke
Verbandsdirektor Peter Weissl strich die Bedeutung der Genossenschaften in Österreichs Volkswirtschaft hervor. Sie seien insbesondere in unsteten Zeiten ein „unverzichtbarer Bestandteil der heimischen Wirtschaft. Und eine der wichtigsten in der Steiermark ist die Landgenossenschaft Ennstal“, so Weissl. Der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Radlingmaier knüpfte an und betonte den genossenschaftlichen Auftrag: „Die Frage, die wir uns jedes Jahr aufs Neue stellen: Haben wir unseren Förderauftrag erfüllt? Diese Frage kann ich auch heuer mit einem eindeutigen ,Ja‘ beantworten.“ Die Abnahme zu Spitzenpreisen von Milch und Fleisch sowie die Nahversorgung über die Märkte seien gesichert.
Tierwohl als neuer Standard
Die in den letzten Jahren aufkeimende Forderung nach mehr Tierwohl schlägt sich in den neuen Milchlieferverträgen der Landgenossenschaft Ennstal nieder. Seit 2024 gibt es das Modul „Tierhaltung Plus“ unter der Marke des AMA-Gütesiegels. Die strengeren Auflagen bei der Haltung von Kühen in der Milcherzeugung sind in Zukunft auch bei der Ennstal Milch der neue Standard. „Für Molkereien ein unumgänglicher Schritt“, sagt Markus Gerharter. „Der deutsche Handel fordert es und auch in Österreich gibt es erste Anzeichen dafür.“ Damit verbunden gibt es in Zukunft auch einen Tierwohlbonus seitens der LGE.
„Wir sind froh darüber, dass es eine österreichweite Branchenlösung über das AMA-Gütesiegel gegeben hat“, sagte Andreas Radlingmaier. Die Bauern seien für die Veränderung bereit, mehr in Tierwohl zu investieren, doch „mehr Tierwohl kann nicht zum Nulltarif als Marketinginstrument eingesetzt werden. Wenn Lebensmittelhandel und Konsumenten höhere Standards fordern, muss das über die Preise sichtbar sein.“ Schließlich müsse es sich, bei aller Liebe zum Beruf, auch rechnen.
Lebensmittelhandel in die Pflicht nehmen
Gastreferentin Karoline Scheucher schlug in dieselbe Kerbe. Die 49-Jährige ist Fleischermeisterin und Geschäftsführerin von Steirerfleisch. Scheucher betonte, dass mehr Tierwohl höhere Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette bedeute. Derzeit sei das außerhalb von Österreich und Deutschland jedoch kein Verkaufskriterium. Ein japanischer Kunde frage gar, ob denn Tierwohl-Fleisch billiger wäre. „Was wir einfordern, ist eine offene und ehrliche Diskussion, in der wir auch diejenigen einbeziehen, die das wollen – nämlich die Supermarktketten. Damit nicht immer einer in der Wertschöpfungskette übrig bleibt, denn das sind meistens die, die am Anfang der Kette stehen“, so Scheucher. „Entscheidend ist nicht das, was sich der Konsument wünscht, sondern das, was er bereit ist auszugeben.“