Gesammelte Staatsspitze bei Raiffeisen-Tag in Grafenegg
21.06.2018
Der alle zwei Jahre stattfindende Raiffeisentag des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV) am 8. Juni stand heuer ganz im Zeichen des Raiffeisen-Jubiläumsjahres und der Wiederwahl von Generalanwalt Walter Rothensteiner.
Unter dem Motto „Raiffeisen. – Menschen. Verantwortung. Zukunft“ wurde beim diesjährigen Raiffeisen-Tag in Grafenegg speziell an den Namens- und Ideengeber einer der heute größten und weltumspannenden Genossenschaftsbewegungen erinnert: An den Wirtschafts- und Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Die Kraft seiner Idee auch für Gegenwart und Zukunft unterstrichen vielfältige Beiträge rund um die aktuell ca. 1.500 Raiffeisen-Genossenschaften in Österreich.
900 Gäste sind der Einladung von Generalanwalt Walter Rothensteiner zum Raiffeisentag gefolgt – darunter höchste Repräsentanten von Bund und Ländern, angeführt von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Weiters waren unter den Gästen zahlreiche Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Medien sowie Raiffeisen-Spitzenfunktionäre und -Führungskräfte aus allen Sparten und Bundesländern zu finden.
Van der Bellen würdigt Genossenschaftsidee
Bundespräsident Van der Bellen würdigte in seiner Festansprache Raiffeisen als Symbol für die Kraft und Macht der Gemeinschaftlichkeit und Solidarität. Die Genossenschaftsidee habe viel Gutes bewirkt und hervorgebracht, so der Bundespräsident. Vor allem das Ehrenamt über so viele Jahre aufrechtzuerhalten, sei eine bemerkenswerte Leistung. Raiffeisen sei ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen und Teil der Zivilgesellschaft, das zeichne Raiffeisen aus.
Bundeskanzler Kurz: Raiffeisen-Idee soll "ausstrahlen"
Bundeskanzler Kurz hob im Gespräch mit den beiden Moderatoren Mercedes Echerer und Karl Hohenlohe die Idee und das Gedankengut hinter Raiffeisen hervor. Diese sollte nicht nur Raiffeisen prägen, sondern „ausstrahlen“ in Wirtschaft und Gesellschaft. Als wichtigstes Zukunftsthema sieht der Bundeskanzler, jene Rahmenbedingungen zu schaffen, Österreich als Wirtschaftsstandort weiterhin wettbewerbsfähig zu halten.
Für Landeshauptfrau Mikl-Leitner ist Raiffeisen ein wichtiger Wirtschaftsmotor und Arbeitgeber, aber vor allem ein verlässlicher Partner. Viele Projekte in Wirtschaft, Landwirtschaft, Kultur und Wissenschaft wären ohne diese Partnerschaft und Unterstützung nicht möglich gewesen. „Raiffeisen steht für Vertrauen. Menschen in ganz Österreich vertrauen auf Raiffeisen und Raiffeisen vertraut auf die Menschen“, sagte Mikl-Leitner beim Raiffeisentag.
Rothensteiner will Diversität und Mitgliedschaft fördern
Gestärkt durch seine einstimmige Wiederwahl am Vortag bekräftigte Generalanwalt Rothensteiner die von ihm bereits vor vier Jahren formulierten Schwerpunkte in den Bereichen Bildung, Genossenschaft und Funktionärinnen. Die Führungskräfte und Eigentümervertreter rief er dazu auf, sich entsprechend dem genossenschaftlichen Subsidiaritätsprinzip einzubringen, mitzutun und den Weg in die Zukunft gemeinsam zu gestalten. „Raiffeisen – das sind Menschen, die die Verantwortung nicht scheuen, die zupacken und die Dinge selbst in die Hand nehmen – und die dabei an das große Ganze denken“, so der Generalanwalt. Für die kommenden Jahren kündigte Rothensteiner zudem Schwerpunkte rund um die Themen Diversität, Mitgliedschaft und Öffentlichkeitsarbeit an. Die Rolle des ÖRV als gemeinsame Plattform und Sektorklammer solle in diesem Zusammenhang ausgebaut und gekräftigt werden.
Hameseder setzt auf die Jugend
Raiffeisen-Niederösterreich-Wien-Obmann Erwin Hameseder, der höchste Vertreter des diesjährigen Gastgeber-Bundeslandes des Österreichischen Raiffeisentages, forderte dazu auf, das Raiffeisen-Jubiläum zu nutzen, um „mutig und ohne Scheu über unsere Zukunft nachzudenken!“ Dabei gelte es, verstärkt die Jugend einzubinden und deren „Ideen und den Gestaltungswillen“ zu nutzen. “Die Jugend ist der wichtigste und stärkste Zukunftshebel“, so Hameseder.
"Genossenschaft vereint Einzelinteressen und Miteinander"
Ein viel beachtetes Gastreferat zum Thema „Identitäten heute – Regionalität als Chance“ hielt der renommierte Philosoph und Universitätsprofessor Konrad Paul Liessmann. Er ging darin vor allem auf das Spannungsfeld zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft ebenso wie auf das Wechselspiel zwischen Globalisierung und Regionalität ein. Die Genossenschaftsidee vereine diese vermeintlichen Widersprüche im Gesellschaftssystem und schaffe es, ein Miteinander zu leben und dennoch Einzelinteressen zu wahren. Es gehe nicht um ein Entweder – Oder, „das eine schließt das andere nicht aus, es bedingt einander“, betonte Liessmann.