„Geht es der Gemeinde gut, geht es Raiffeisen gut“
19.07.2017
Die regionale Verantwortung Raiffeisens zum Thema gemacht hat die Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark im Juni am Flughafen Graz. Mit einem eigenen Beratungsunternehmen möchte man künftig aktiv die Zukunft des ländlichen Raumes mitgestalten.
Seit jeher haben sich die Raiffeisen-Genossenschaften für die Entwicklung der Regionen und der Bevölkerung über ihren Förderauftrag eingesetzt. Besonders der ländliche Raum als Kerngebiet Raiffeisens war zuletzt einer besonderen Dynamik unterzogen, geprägt von Abwanderung in die Städte und Ausdünnung der Strukturen.
Dieser Entwicklung möchten nun der Raiffeisenverband Steiermark und die Raiffeisen-Landesbank Steiermark aktiv entgegen treten. Dazu haben sie als Fachexperten den Gründer des Institutes für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung (ISK) in Dornbirn, Gerald Mathis, ins Boot geholt und gemeinsam die Beratungsgesellschaft ISK Süd gegründet.
Ländlichen Raum attraktiver gestalten
ISK-Gründer und Steiermark-Kenner Mathis war es dann auch persönlich, der die rund hundert anwesenden Funktionäre über das Projekt und die vielen Beweggründe informierte. „Kommunaler und regionaler Wohlstand sind nicht Zufall, sondern das Ergebnis organisierten Handelns“, so Mathis. Der ländliche Raum müsse für die Bürger, die Jugend und die Wirtschaft attraktiv gestaltet werden. Dazu zählen Arbeitsplätze in zumutbarer Entfernung, Schulen und Kindergärten sowie breite Kultur- oder Sportangebote. Für Mathis müsse Raiffeisen großes Interesse an einer gesunden gesamtwirtschaftlichen Situation und Weiterentwicklung der Regionen haben: „Geht es der Gemeinde gut, geht es Raiffeisen gut!“
Geburtshelfer, Inkubator, Vernetzer, Begleiter
Hauptverantwortlich als Geschäftsführer des ISK Süd wird sich der der langjährige Raiffeisen-Manager Gerhard Mann um die Umsetzung der Projekte annehmen. Hervorragend eignen werde sich zur Umsetzung der Vorhaben die Rechtsform der Genossenschaft, deren Mitglieder neben der örtlichen Gemeinde auch Partner aus der regionalen Wirtschaft sein sollen.
Mann appellierte an die Anwesenden, über Ideen nachzudenken und eine aktive Rolle in der Gestaltung des ländlichen Raumes einzunehmen: „Für prosperierende Strukturen braucht es Eigeninitiative, Mut und unternehmerisches Denken eines jeden Einzelnen.“ Das ISK Süd werde dabei kein Fördergeber, dafür aber Geburtshelfer, Inkubator, Vernetzer und langfristiger Begleiter sein, erklärte Mann voller Tatendrang.
Arbeitsplätze vor Ort
Innovative Ideen zur Stärkung des ländlichen Raumes stellten in drei Kurzreferaten die Impulsgeber Doris Stiksl, Karl-Heinz Dernoscheg und Werner Brugner vor. Stiksl als Geschäftsführerin des Vereins pro Holz Steiermark verwies vor allem auf die Bedeutung von Holz als moderner Bau- und Werkstoff: „Mit 55.000 Arbeitsplätzen sind die holzverarbeitenden Betriebe insgesamt der größte Arbeitgeber in der Steiermark. Die bewusste Verwendung von Holz ist nicht nur nachhaltig, sondern stärkt die Regionen und schafft gerade im ländlichen Raum Arbeitsplätze.“
Stark ausgeprägte regionale Disparität
Eine gleichmäßige gute Entwicklung in allen Regionen hat sich die Wirtschaftskammer Steiermark zum Ziel gesetzt, wie deren Direktor Karl-Heinz Dernoscheg ausführte. Zuletzt hätten sich zwar die Regionen der Steiermark wirtschaftlich dem Grazer Zentralraum angenähert und aufgeholt, dennoch kennzeichne die Steiermark eine verhältnismäßig stark ausgeprägte regionale Disparität. Probleme würden speziell das rückgängige Arbeitskräftepotenzial in den Regionen und die Pendlerproblematik bereiten. Ansatzbereiche sieht Dernoscheg in einer besseren verkehrstechnischen Erreichbarkeit des ländlichen Raumes, dem Breitbandausbau, der Sicherung von Fachkräften über Bildungsmaßnahmen, aktivem Raummanagement und neuen Verwaltungsstrukturen.
Innovationen und Umdenken
Als Schlüssel für eine erfolgreiche Landwirtschaft und somit Arbeit in den Regionen sieht Werner Brugner vermehrte Innovationen. Diese gelte es laut dem Kammeramtsdirektor der Landwirtschaftskammer Steiermark nun zu beflügeln. Dazu brauche es auch ein Umdenken: „Offenheit statt Engstirnigkeit, Chancen statt Schwierigkeiten sehen, Bereitschaft zur Fortbildung und mehr Hausverstand.“ Ebenso müsse noch stärker auf die Bedeutung heimischer Produkte hingewiesen werden, fordert Brugner.
So nah ist die Welt
Die von Brugner angesprochene Offenheit stellte der Raiffeisenverband Steiermark bewusst mit der Wahl des Austragungsortes der Veranstaltung unter Beweis: dem Regionalflughafen Graz. „Man sieht, wie nah von unseren Regionen aus die Welt ist. Nun wollen wir mit neuen Ideen abheben“, betont Verbandsdirektor Heinrich Herunter. Viele der Gäste nutzten im Vorfeld der Tagung auch die Möglichkeit, bei einer nicht alltäglichen Führung hinter die Kulissen des Flughafenbetriebes zu blicken.
Abschied nach mehr als 40 Jahren
Besonderen Dank sprach Verbandsobmann Franz Titschenbacher den Funktionären Johann Schadl und Karl Strauß für ihr Engagement aus. Für beide war es nach mehr als 40 Jahren Funktionärstätigkeit die letzte Teilnahme an einer Funktionärsplattform.