Funktionärsplattform: Höhepunkte am laufenden Band

04.12.2024

Ein wahres Feuerwerk an Highlights feuerte die zweitägige Funktionärsplattform Mitte November im Stiftsgymnasium Admont ab. Auf der Vortragsbühne gab es für Ex-Teamkapitänin Viktoria Schnaderbeck Standing Ovations, im Rahmenprogramm beeindruckte die Bibliotheksführung bei Nacht.

Mit jeder Menge Highlights konnte die Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark Mitte November in Admont aufwarten, deren Programm sich diesmal wieder über zwei Tage erstreckte. Der erste Tag war nach einer Eröffnung durch Verbandsobmann Franz Titschenbacher und Franz Pichler, dem gastgebenden Wirtschaftsdirektor des Benediktinerstiftes Admont, dabei überwiegend dem Thema Wohnbau gewidmet.

Turbulenzen am Bau

In die Gedankenwelt der heimischen Bauwirtschaft nahm Michael Stvarnik die rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit. "Erhebungen zeigen, dass 80 % der Wohnbauten nicht mehr den Wünschen der Bewohner entsprechen", verwies der Landesinnungsmeister auf das steirische Programm "Wohnbau radikal neu gedacht" mit dem Ziel, den Wohnbau günstiger und bedürfnisgerechter zu gestalten. Aus seiner Expertensicht sei das Wohnen im Verhältnis zum Einkommen gleich teuer wie vor 20 Jahren, die KIM-VO habe aber einer ganzen Branche mächtig geschadet und diese in große Turbulenzen geführt. Für das Jahr 2025 erwartet sich Stvarnik weiterhin große Schwierigkeiten am Bau und frühestens eine Verbesserung ab Jahresmitte. Voraussetzung für ihn seien aber entsprechende Investitionsanreize durch die neue Bundesregierung.

"Bodenverbrauch muss sinken"

"Die Zukunft des Bauens wird sich nicht auf den Neubau fokussieren", hielt Raumplanerin und Architektin Caroline Rodlauer fest. Dabei sei Nachhaltigkeit am Bau sowie im Umgang mit Bodenflächen bei einem Blick auf vielfach verwaiste Ortskerne absolutes Gebot: "Bei uns wird mit Boden viel zu sorglos umgangen und dieser der Landwirtschaft entzogen. In Deutschland ist der Bodenverbrauch nur halb so hoch. Dafür liegt in Österreich in Viertel des gewidmeten Baulandes brach." Die Ursachen dafür seien vielfältig, meint die Bad Mittendorferin, aber vielfach auch in der überbordenden Baubürokratie zu finden. Rodlauers Schlussappell an die Anwesenden war eindeutig: "Der Um-, Aus- und Anbau von Gebäuden muss künftig in den Vordergrund gestellt werden!"

Die Komplexität und Vielfalt der heimischen Wohnbauförderung anhand der steirischen Regelungen machte Christina Forenbacher vom Land Steiermark deutlich. Für Jungfamilien gäbe es nun aber sehr attraktive Fördermöglichkeiten, um sich den Traum vom Eigenheim erfüllen zu können, darunter ein gestaffeltes Landesdarlehen mit niedrigen Annuitäten und sehr geringer Verzinsung.

Betriebsübergaben erfordern Fingerspitzengefühl

Gut 1.000 bis 1.500 Betriebe werden jedes Jahr in der Steiermark übergeben, wusste Hubert Stieninger von der Raiffeisen-Landesbank Steiermark aus seiner Praxis zu berichten. Etliche dieser Übergaben begleitet Stieninger mit seinem Fachwissen von der ersten Sekunde an: "Die zeitgerechte Einleitung des Übergabeprozesses ist besonders wichtig, denn oft sind die Weitergaben viel komplexer als man glaubt." Häufigster Knackpunkt aus Sicht des Mürztalers sind unterschiedliche Vorstellungen der einzelnen Generationen sowie vernachlässigte familiäre, persönliche Themen. Daher lautet Stieningers Leitsatz zur erfolgreichen Übergabe: "Das gehört ausgeredet!"

Standing Ovations für Kickerin

Stehende Ovationen erntete die frühere Teamkapitänin des österreichischen Fußball-Nationalteams, Viktoria Schnaderbeck, nach ihrem emotionalen Impulsvortrag mit dem Titel "Schlüsselfaktoren erfolgreicher Teams". Erfolg sei kein Zufall und beginne immer mit einem Traum, so die 83-fache Teamspielerin aus Kirchberg an der Raab in der Oststeiermark. "Der größte Erfolg ist aber jener, den man teilt", weiß Schnaderbeck aus ihrer Erfahrung mit dem Nationalteam, wo man 2017 bei der Europameisterschaft erst im Halbfinale scheiterte, zu berichten. Um jedoch überhaupt erfolgreich sein zu können, skizzierte die 33-jährige Schlüsselfaktoren: Neben gemeinsamen Visionen und Zielen braucht es in einem erfolgreichen Team auch Führungspersonen, die vorangehen. Gleich wichtig seien eine klare Rollenverteilung mit entsprechender Wertschätzung und Diversität in der Mannschaft. Entscheidend sei für die frühere Legionärin bei Bayern München und Arsenal London auch die richtige Kommunikation im Team samt Feedbackkultur: "Feedback ist keine Einbahn. Es kostet keinen Cent, nur ein wenig Zeit, bringt aber sehr viel." Geübt sein müsse im Sinne einer Fehlerkultur auch der Umgang mit Rückschlägen, denn diese seien unvermeidlich. Erfolgreiche Teams würden sich aber im Umgang damit hervortun: "Erfolg ist eine Reise und kein linearer Prozess. Man hat immer die Wahl weiterzumachen und nicht aufzugeben. Ein Team, dass niemals aufgibt, ist ganz schwer zu besiegen!"

Nächtliche Führung durch Stiftsbibliothek

Den angebrochenen Abend nutzten viele noch zum "Meet & Greet" mit Schnaderbeck inklusive Selfies und Autogrammen, um danach beim gemütlichen gesellschaftlichen Ausklang im Stiftskeller ein wahres kulinarisches und kulturelles Feuerwerk zu erleben. Geboten wurden unter anderem eine optische Fotoreise durch das Ennstal mit Lois Strimitzer, vertraute Heimatklänge vom "K&K-Viergesang" aus Kleinsölk, eine Weinverkostung feinster Tropfen aus dem stiftseigenen Weingut Dveri Pax sowie als Sahnehäubchen eine nächtliche Führung mit Taschenlampen durch die weltbekannte Stiftsbibliothek.

Fachliches Update und ein Jubiläum

Fachliche Updates für die Funktionärinnen und Funktionäre hatten an Tag zwei Verbandsdirektor Peter Weissl, sein Stellvertreter Wolfgang Potocnik und der stellvertretende Revisionsleiter Martin Trapitsch vorbereitet. Wesentliche Themen dabei: Immobilienfinanzierungen, die KIM-VO, Basel IV, Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie die Neuerungen im Genossenschaftsrecht im kommenden Jahr.

Wie schon Viktoria Schnaderbeck am Vortag skizzierte Michael Pacher, der Diversitätsbeauftragte im Raiffeisenverband Steiermark, die Vielfalt als Erfolgsfaktor. Die Chancen und Potenziale von Diversität im Wirtschaftsleben seien groß, würden die Bedürfnisse unterschiedlicher Kunden erfüllen, Innovationen ermöglichen, Lernmöglichkeiten bieten und eine vernetzte, engagierte Umgebung schaffen.

Die Erfolge aus inzwischen "10 Jahren Funktionärinnen-Beirat" stellten die beiden steirischen Vertreterinnen, Doris Grantner-Planitzer und Franziska Schilcher, vor. "Binnen eines Jahrzehnts hat sich viel getan. Die Steiermark ist federführend in Diversitätsfragen wie etwa bei der Abhaltung von Veranstaltungen. Mit einer Verdreifachung der Frauenquote in den Gremien auf mittlerweile 27,5 % streitet man sich mit Oberösterreich um den zweiten Platz hinter Niederösterreich." Wichtig sei den beiden auch die Förderung der jungen Generation in den Gremien. Schilcher betonte ferner den Nachholbedarf im Lagerhausbereich in Sachen Vielfalt im Funktionärskreis.

"Wettbewerbsfähigkeit ist verlorengegangen"

Den Schlusspunkt nach einem kurzen geistlichen Impuls durch Abt Gerhard Hafner, der auf das 950-Jahr-Jubiläum des Stiftes Admont hinwies, machten vier Wirtschaftsgrößen aus dem Bezirk Liezen: Wirtschaftsdirektor Franz Pichler vom Stift Admont, Kommunikations- und Tourismusexperte Mario Brandmüller, Raiffeisen-Geschäftsleiter Karl-Hans Mayer sowie Herbert Decker, Chef der international agierenden Maschinenfabrik Liezen. Die Wettbewerbsfähigkeit habe sich zuletzt massiv verschlechtert und müsse durch Innovation und Qualität wettgemacht werden, analysierte Decker. Ins selbe Horn stieß Franz Pichler: "Die Politik hat für ein entsprechendes Umfeld zu sorgen, um die in den letzten drei bis fünf Jahren verspielte Wettbewerbsfähigkeit wiederzugewinnen. Sonst wird es für manche Sparten schwierig werden. Um zukunftsfit zu bleiben, ist die einzig beständige Komponente aber immer die Veränderung."