Agrarsymposium: Landwirtschaft wird immer digitaler
13.12.2018
Wie wird die Digitalisierung die heimische Landwirtschaft verändern? Diese Frage bewegte über 600 Landwirte sowie die Spitzen der österreichischen Agrarpolitik beim Agrarsymposium Ende November in der Raiffeisen-Landesbank Steiermark in Raaba-Grambach.
Zum steirischen „Agrargipfel“ am 29. November geladen hatten RLB-Aufsichtsratspräsident Wilfried Thoma und Generaldirektor Martin Schaller. Für Schaller steht der digitale Wandel auch für die Landwirtschaft außer Zweifel: „Wenn wir die Digitalisierung als Chance sehen, dann wird sie auch für die kleinstrukturierte Landwirtschaft Vorteile bieten. Beim Agrarsymposium bringen wir hochkarätige Experten mit den Praktikern zusammen, denn nur so findet man die besten Lösungen für die Zukunft.“
Vernetzung der Daten ist der wichtigste Schritt
Heinrich Prankl, Innovationsleiter an der Forschungsanstalt Wieselburg, sieht in der Digitalisierung für die Landwirtschaft große Chancen: „Die Automatisierung der Betriebsdokumentation, eine verbesserte Planung sowie Vereinfachungen in der Verwaltung sind die ersten Schritte.“ Viele neue Anwendungen und Services in der Logistik, Tierhaltung oder Feldbewirtschaftung könnten auch unter österreichischen Verhältnissen sinnvoll umgesetzt werden. Den wichtigsten Schritt sieht Prankl in der Vernetzung der Daten, denn „derzeit gibt es hauptsächlich Insellösungen."
Digitalisierung hilft bei Tierwohl und Ackerbau
Eine andere Facette zeigte der Präsident des Österreichischen Bauernbundes, Georg Strasser, auf: „Die Landwirtschaft von morgen ist präzise, smart und mit einem geringeren physischen Arbeitsaufwand verbunden. Die Präzisionslandwirtschaft schafft die Möglichkeit, ressourcenschonend Ackerbau zu betreiben, weil Dünge- und Pflanzenschutzmittel zielgenau eingesetzt werden können.“ In der Tierhaltung könne das Monitoring von Kühen mit Sensoren den genauen Gesundheits- und Wachstumszustand einschätzen und die Kuh bei Erkrankung frühzeitig behandeln und somit vorbeugend für mehr Tierwohl sorgen.
Auch Konsumenten können profitieren
Der breite Einsatz der neuen Technologien steht in der heimischen Landwirtschaft erst bevor. Denn aktuell verwenden heute fünf bis zehn Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe moderne Farm-Managementsysteme im Ackerbau. Das zuständige Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus plant dazu sogenannte „Innovation Farms“, um den Landwirten Überblick über die verschiedensten digitalen Lösungen zu geben. Für Johannes Fankhauser, Sektions-Chef im Bundesministerium, kann die smarte Landwirtschaft aber auch für Konsumenten Nutzen bringen: „Man kann einen tieferen Einblick in die Urproduktion bekommen und eine bessere Nachvollziehbarkeit der Herkunft agrarischer Produkte erreichen. Auch in der regionalen Direktvermarktung via App-Unterstützung gibt es noch sehr viel Potential.“
Defekte von Maschinen im Voraus berechnen
Claudia Mittermayr, Leiterin für Farming Innovations bei der Raiffeisen Ware Austria (RWA), sieht vor allem in der intelligenten Auswertung hoher Datenmengen Vorteile. So helfen etwa Wetterdaten bei der Bodentemperatur-Messung und bei der Bestimmung des besten Saatzeitpunkts, oder auch Roboter erkennen Unkraut und bekämpfen dieses gezielt. „Intelligente Softwarelösungen werden in Zukunft auch Prognosen erstellen können, etwa den Zeitpunkt eines berechneten Defekts eines Maschinenteils“, so Mittermayr. Der Landwirt müsse sich somit nicht mehr nur auf sein Bauchgefühl und seine Erfahrung verlassen.