Agrarsymposium: „Landwirtschaft steht vor Umbruch“
17.07.2023
Welche Chancen bietet Innovation für die heimische Landwirtschaft? Diese Frage bewegte rund 450 Landwirt:innen und Vertreter:innen aus der Politik beim diesjährigen steirischen Raiffeisen-Agrarsymposium, das Mitte Juni in Raaba-Grambach über die Bühne ging.
Zum steirischen Agrargipfel unter dem Motto „WIR denkt Zukunft – Innovation als Chance für unsere Landwirtschaft“ lud Aufsichtsratspräsident Josef Hainzl gemeinsam mit Generaldirektor Martin Schaller und dem Vorstandsteam der Raiffeisen-Landesbank Steiermark.
Hainzl verwies in seiner Begrüßung auf die enge Verbundenheit von Raiffeisen mit der Landwirtschaft: „Das Agrarsymposium ist wichtig, weil uns die steirische Landwirtschaft am Herzen liegt. Die Anzahl der Betriebe in der Steiermark nimmt zwar ab, doch das schmälert nicht die Bedeutung der Arbeit der Landwirt:innen. Denn der allergrößte Teil der Fläche im Land wird von den Bäuerinnen und Bauern kultiviert und bearbeitet. Das Erscheinungsbild der Steiermark hängt also ganz entscheidend von der Landwirtschaft ab“, sagte Hainzl.
„Es braucht neue Wege in der Landwirtschaft“
Vor diesem Hintergrund verwies der Präsident auf Herausforderungen aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage. „Wir erleben für die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft einen Wandel. Auch die heimische Landwirtschaft steht vor riesigen Herausforderungen; als Beispiel die Nachhaltigkeits- und Klimaziele, mit denen die Landwirt:innen umgehen müssen. Für Raiffeisen ist klar, dass die Landwirtschaft nicht das Problem, sondern ein Teil der Lösung ist. Genau deshalb ist Innovation so wichtig, denn es braucht neue Wege in der Agrarwirtschaft“, hielt Hainzl fest.
Raiffeisen als Center of Gravity in der Steiermark
Für Schaller ist die Innovation einer der großen Hebel, um nachhaltige Lösungswege zu finden. „Innovation und Weiterentwicklung sind immer dann gefragt, wenn es grundlegende Problemstellungen gibt, wenn die alten Rezepte nicht mehr greifen. Darauf fußt auch die Gründungsidee von Raiffeisen: Nämlich Lösungen für Herausforderungen der Gesellschaft bieten. Innovation ist immer mehr als nur eine gute Idee, sie braucht auch eine starke Umsetzung. Als führende Bankengruppe im Land tragen wir dafür eine große Verantwortung“, sagte Schaller.
Raiffeisen treibt ebenso die eigene Weiterentwicklung voran. „Wir haben eine Vision definiert und wollen, dass die nachfolgenden Generationen lebenswerte und intakte Regionen zur Verfügung haben. Raiffeisen will ein ‚Center of Gravity‘ in der Steiermark sein, denn wir sind inmitten von zentralen Zukunftsthemen Vorbild und Vorreiter. Etwa als Anbieter von Technologie, als Vernetzer zwischen Kund:innen oder als langfristig orientierter Finanzinvestor“, erklärte Schaller weiter.
„Jetzt innovativ handeln ist für künftige Generationen essenziell“
Ariane Pfleger, Vorstandsdirektorin für Transformation der RLB Steiermark, lieferte gemeinsam mit Martina Prutsch, Junglandwirtin und Agrarinfluencerin, Peter Stachel, Innovationsberater der Landwirtschaftskammer Steiermark, sowie Irene Gombotz, Landwirtin und Teil der „Jungen wilden Gemüsebauern“, im anschließenden Innovationsgespräch konkrete Beispiele für lösungsorientiertes Handeln.
„Innovativ zu handeln ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern mit Blick auf die künftigen Generationen essenziell“, so Pfleger. Raiffeisen treibt daher Innovationen etwa im Digital Banking voran und setzt parallel in der persönlichen Beratung vor Ort neue Maßstäbe, etwa in speziellen ESG-Workshops für Unternehmen. Ein weiteres Beispiel sind die Gründung von regionalen Energiegenossenschaften. Basis dafür ist ein groß angelegtes Strategieproramm in der Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark, das mit Crowdsourcing über 3000 Ideen generierte. Viele davon sind aktuell in Ausarbeitung, um in den nächsten Jahren für die Kund:innen wirksam zu werden. „Transformation ist niemals Selbstzweck, sondern soll für das Unternehmen und den Markt Mehrwert stiften“, erklärte Pfleger weiter.
Landwirtschaft steht vor Umbruch
Für Josef Rohregger von der Innovationsgenossenschaft zukunft.farm steht die Landwirtschaft vor einem Umbruch: „Wir brauchen eine gehörige Portion Neugier und Zukunftslust sowie einen großen Schritt raus aus der eigenen Komfortzone. Die Landwirtschaft steht vor einer gewaltigen Veränderung. Wer dabei nicht Passagier, sondern Kapitän sein will, muss sich klar sein, welches Problem mit der eigenen Arbeit am Bauernhof gelöst werden soll. Am besten man stellt sich folgende Frage: ‚Welche Wirkung willst du entfalten?‘“
Jungbäuerin Irene Gombotz setzte sich für eine stärkere Vernetzung der Landwirt:innen ein: „Aus meiner Sicht bedarf es mehrere Faktoren wie Bildung, Finanzierung und die Unterstützung der Politik, um mit Innovation die Herausforderungen der Zukunft in der Landwirtschaft zu bewältigen. Dabei ist für mich die Zusammenarbeit untereinander ein Hauptfaktor, denn durch den Austausch von Erfahrungen und Wissen können neue Lösungen oder Projekte entwickelt und umgesetzt werden.“
„Mit Mut und Durchhaltevermögen lässt sich vieles schaffen“
Influencerin Martina Prutsch indes verwies auf die großen Veränderungen in der Zukunft: "Um innovativ Herausforderungen in der Zukunft zu meistern braucht es vor allem Mut und Durchhaltevermögen. Vor uns jungen und zukünftigen Hofübernehmer:innen stehen große gesetzliche Veränderungen und steigende gesellschaftliche Vorstellungen, die sowohl Risiken mit sich bringen, aber auch Potenzial haben, um sich zu verwirklichen."
Spende für in Not geratene Bauernkinder
Die beiden Moderator:innen des Abends, Isabella Schilling und Heinrich Ertl von der Landjugend Steiermark, verzichteten auf ein Honorar und baten stattdessen um eine Spende an den Dr.-Karl-Schwer-Fonds, der in Not geratenen Bauernkindern hilft. Raiffeisen Steiermark stellte einen Betrag von 3000 Euro zur Verfügung.