"Aufmerksame Mitarbeiter schützen vor Banküberfällen"

20.07.2011

Sicherheit ist im Bankenbereich das zentrale Thema. Deshalb startete der Raiffeisenverband Steiermark eine Veranstaltungsserie zum Thema. Den Auftakt bildeten Ganztagesseminare zu den Themen Raub, Banküberfälle, Bankanschlussdelikte sowie Bankomatdiebstähle.

Mehr als hundert führende Mitarbeiter aus den Bereichen Geschäftsleitung, Innenrevision und Sicherheit kamen bereits Ende Juni an zwei Tagen zur Schulung ins Verbandsgebäude nach Raaba. "Wir möchten das richtige Verhalten in Extremsituationen vermitteln sowie Prävention forcieren", sagt Ludwig Rabold, Leiter der Abteilung Organisation im Raiffeisenverband Steiermark, zu den Beweggründen für die Abhaltung der Sicherheitstage. "Abgesehen von einem zusätzlichen Termin im September werden inhaltlich weitere Seminare zu den vielfältigen Aspekten der Sicherheit folgen."

Oberstleutnant Erwin Strametz vom Landeskriminalamt (LKA) Steiermark gab einen Überblick über die Zahl der Banküberfälle in Österreich. Um die 140 Banken sind der Vergangenheit pro Jahr im gesamten Bundesland überfallen worden. Die Tendenz ist dabei leicht fallend, merklich steigend ist aber der Anteil an organisierter Kriminalität. In Deutschland sei die Zahl an Banküberfällen aufgrund der guten Sicherungsmaßnahmen verhältnismäßig deutlich geringer, appellierte Strametz an die Bankenvertreter ähnliche technische Vorkehrungen zu treffen. Dennoch können rund sechzig Prozent der Überfälle aufgeklärt werden. "Gerade die Urlaubs- und Weihnachtszeit sowie die finsteren Monate im Winter werden die Zahl an Überfällen wieder steigen lassen", spricht Strametz auffällige Muster an.

Während die Zahl der klassischen Banküberfälle sich nicht sonderlich verändert, gibt es laut Strametz einen dramatischen Anstieg bei Überfällen auf Wettcafés, da diese wesentlich einfacher auszurauben wären. Ebenso spitzen sich Überfälle in Wohnungen zu: "Das ist noch eine ganz junge Entwicklung, die zunehmend auch mit einer hohen Gewaltbereitschaft verbunden ist." Die Motive sind nach den Ausführungen des Kriminalisten Erwin Strametz meist eine hohe Verschuldung aufgrund von Spiel- und Drogensucht. "Selbst wegen zwei zwei Euro wird gestohlen und in Autos eingebrochen."

Herbert Schreiner, Chefinspektor im LKA Steiermark und dort für Kriminalprävention zuständig, kann sich über die Leichtsinnigkeit der Menschen oft nur wundern. "Besonders ältere Menschen haben oft enorme Bargeldbeträge bei sich zuhause, die Summen gehen in die Hunderttausende. Und das geht oft mit einer sehr hohen Leichtgläubigkeit einher. Am Ende ist das Geld weg, das fast immer an den gleichen Stellen versteckt wird. Bis die Betroffenen realisieren, was passiert ist, sind die die Täter schon längst über alle Berge."

Schreiner und sein Kollege Werner Rampitsch appellierten an die anwesenden Bankmitarbeiter: "Personen, die in den Filialen durch merkwürdiges und eigenartiges Verhalten auffallen, sollen proaktiv und mit Bestimmtheit angesprochen werden. Dadurch haben potentielle Täter ihre Anonymität verloren. Im Zweifelsfall sollte zudem immer die Polizei angerufen werden." Sorgen, dass man mit der Exekutive nach einem Fehlalarm dann selber Probleme hat, wies Schreiner mit Nachdruck zurück. "Letztendlich sind Aufmerksame Mitarbeiter und funktionierende Diskretionszonen ein sehr guter Schutz gegen so genannte Bankanschlussdelikte", fasst Chefinspektor Schreiner zusammen.

Diskutiert wurde auch die Polizei- und Pressearbeit nach einem Banküberfall. "Wahrnehmungsberichte und Täterbeschreibungen müssen einzeln und ohne Absprache unmittelbar nach den dramatischen Ereignissen verfasst werden", sonst sei ein Großteil der Information schon nach kurzer Zeit schlicht vergessen. Die Höhe der erbeuteten Geldmenge ist übrigens tabu. "Das würde bei einem entsprechenden Betrag nur Nachahmungstäter animieren", meint Chefinspektor Werner Rampitsch.

"Wenn die organisatorischen Sicherheitsmaßnahmen nicht eingehalten werden, helfen selbst die besten mechanischen und elektronischen Vorkehrungen nichts", spricht Ludwig Rabold einen vielfach wunden Punkt an. Aus diesem Grund sind regelmäßige Sicherheitsübungen gemeinsam mit der Exekutive unerlässlich. "Gefahrenquellen für Banken und Mitarbeiter kommen aber nicht nur in Form von Räubern bei der Türe herein, sie lauern auch anderswo und ganz besonders im Internet", so Rabold. So würden Unternehmen das Risiko von Datendiebstahl, Internetbetrügereien oder gefährlichen Viren oft unterschätzen oder gar ignorieren.