Weltpremiere in Halbenrain: Pellets aus Agrarabfällen

04.03.2016

Diese Innovation kann sich sehen lassen und wird von Agrarexperten aus aller Welt bestaunt: Im November eröffnete in Halbenrain das international erste agrarische Reststoff-Nutzungszentrum. Hinter diesem Projekt steht eine tatkräftige Gruppe von Landwirten, die sich zur Südoststeirischen Pelletierungsgenossenschaft zusammengeschlossen haben.

Das südsteirische Murgebiet gehört zu den waldärmsten Regionen Österreichs. Die Nutzung von Holz stößt dort in einigen Regionen an ihre Nachhaltigkeitsgrenzen. Auf der Suche nach Lösungen ist es innovativen südoststeirischen Bauern in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Steiermark erstmalig gelungen, ein Logistikzentrum für agrarische Reststoffe aufzubauen, welches unter anderem die Nutzung von Biomasse vorantreiben wird und somit fossile Energieträger ersetzt.

Seither haben Landwirte in der Süd- und Oststeiermark die Möglichkeit, ihre bisher ungenutzten Reststoffe wie Maisspindeln, Landschaftspflege- und Naturschutzheu, Stroh, Getreide- oder Sojaspelzen in das im Herbst eröffnete agrarische Reststoff-Nutzungszentrum nach Halbenrain zu bringen. „Vorwiegend Maisspindeln werden zu praktischen Öko-Düngerpellets für Hausgärten und Blumen sowie zu besonders saugfähigen Geflügel-, Katzen-, Pferdestreu verarbeitet", sind die beiden Pioniere Franz Tschiggerl und Günter Weiß stolz.

Pellets aus landwirtschaftlichem Abfall

Aus Maisspindeln und Stroh machen sie auch Maisspindel-Pellets und Grits, also stark zerkleinerte Maisspindeln. „Dieser neue Brennstoff ist nach jahrelangen Verhandlungen kurz vor der Zulassung", freut sich Landwirtschaftskammer-Präsident und Verbandsobmann Franz Titschenbacher. Und Landschaftspflege- und Naturschutzheu pelletiert die tatkräftige südoststeirische Bauerngruppe – sie hat sich zur im Jahr 2015 gegründeten Südoststeirischen Pelletierungsgenossenschaft zusammengeschlossen – zu Futterpellets für Schweine und teils auch für Wild. Damit können die bisherigen Rohfaserimporte verringert werden.

Neben der Pelletierungsanlage hat Franz Tschiggerl eine mit Maisspindeln beheizte Trocknungsanlage für 14.000 Tonnen Mais, Getreide, Soja und Kürbiskerne errichtet. 250.000 Liter Heizöl werden so jährlich eingespart. Titschenbacher: „Das ist gelebte Kreislaufwirtschaft im Verbund mit Natur und Technik, womit innovative Menschen ein großes Werk geschaffen haben."

Ungenutzte Reststoffe und Kapazitäten

Basis der jahrelangen Planungsüberlegungen war für alle Beteiligten die Frage, wie ungenutzte biogene Reststoffe wie Landschaftspflegematerial, Maisspindel, Getreidespelzen, Stroh etc. sinnvoll stofflich und energetisch genutzt werden können. Hinzu kommt, dass einige Betriebszweige in der Landwirtschaft über Kapazitäten verfügen, die in Zeiten schwächerer Auslastung zur Bearbeitung von agrarischen Reststoffen genutzt werden können.

Gutes Beispiel dafür sind Maistrocknungsanlagen, die in der Regel nur zwei Monate im Jahr in Betrieb sind und rund zehn Monate lang nicht oder nur teilweise genutzt werden. Die freien Zeitfenster werden nun für eine effektive und effiziente Be- und Verarbeitung sowie zum Betreiben einer Logistikkette für die ungenutzten Reststoffe verwendet.