Volles Haus: 650 Weststeirer bei „Wirtschaft und Wein“

16.06.2016

Der Wirtschaftsstandort Österreich und der steirische Wein standen im Fokus der beliebten "Wirtschaft und Wein"-Veranstaltung der Raiffeisenbanken Deutschlandsberg und Schilcherland. 650 Gäste sorgten für eine volle Koralmhalle.

Der fünften Ausgabe von „Wirtschaft und Wein“, diesmal veranstaltet von den Raiffeisenbanken Deutschlandsberg und Schilcherland, folgten am 18. Mai über 650 Kunden, Freunde und Mitarbeiter der Bankhäuser in die vollbesetzte Deutschlandsberger Koralmhalle. „Trotz Sparzwang greifen wir gerne ins Börsl, um einmal im Jahr eine Plattform für die Winzer und Unternehmer zu schaffen. Wir sind der Finanzierer von Klein- und Mittelbetrieben“, sagt Michael Hödl, Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Deutschlandsberg.

Als Gastredner war Claus Raidl, Präsident der Österreichischen Nationalbank geladen – sein Thema: „Wirtschaftsstandort Österreich“. Sein Entrée war nicht sonderlich positiv und wurde nur noch von den düsteren Erwartungen der steirischen Weinbauern nach der Frostkatastrophe für das heurige Jahr unterboten.

Wirtschaftliche Trendumkehr erkennbar

„Alle derzeitigen Prognosen zeigen eine negative Entwicklung, das ist wirklich dramatisch. Es ist auch keine Trendumkehr erkennbar“, sagt Raidl. „Es freut mich, dass der neue Bundeskanzler dem mit Nachdruck entgegnen möchte.“ Jede Stellungnahme, jede Rede habe zurzeit ein einziges Thema: die Stärkung des Wirtschaftsstandortes. „Nur wenn es wirtschaftlich wieder bergauf geht, kann man der größten Herausforderung, der Bekämpfung der hohen Arbeitslosenquote, entgegenwirken.“

"Verkrustetes Österreich"

Große Defizite sieht der Nationalbankpräsident aufgrund Überreglementierung in der Gewerbeordnung: „Sehr oft ist die Gewerbeordnung nur ein Schutz für jene, die drinnen sind. Sie motiviert jedoch nicht, dass sich jemand selbstständig macht.“ In seiner Tour d’Horizon bekamen aber auch die Kammern ihr Fett ab: „Ich frage mich, ob es dieses Machtnetzwerk künftig so noch geben wird.“ Auf der Sollseite noch: ein schwaches Kartellrecht. „Preisabsprachen werden viel zu wenig geahndet. Ein freier Markt kann so nicht funktionieren. Das sind kriminelle Machenschaften.“

Raidl hob auch die Verschlechterung Österreichs im internationalen Vergleich der Wirtschaftsstandorte hervor, ebenso die für ihn ungünstige Entwicklung in den Bereichen Transparenz oder Korruption. Weiters auf der Mängelliste: Elf gesetzgebende Körperschaften, neun verschiedene Krankenhausgesellschaften.

Doch kein Schatten ohne Licht: Sehr positiv ist für den ehemaligen Böhler-Chef die duale Berufsausbildung, die Qualität der HTL-Ingenieure sowie jene der Absolventen der Universitäten und Fachhochschulen. Positiv sei auch die Flexibilität der Arbeitsmärkte. An der Senkung der Lohnnebenkosten sieht Raidl keinen Weg vorbei führen. Von der umgebildeten Regierung forderte Raidl Mut und Ideen ein: „Es kann nicht sein, dass eine Aufbruchstimmung jetzt wieder vernudelt wird.“

Großartiger Jahrgang

Bei der insgesamt fünften Gebietsweinverkostung mit 177 Einreichungen im Vorfeld wurden sechs Siegerweine gekürt, die am Abend in der Koralmhalle samt allen Finalisten präsentiert wurden. Die Freude über einen ganz großartigen Jahrgang ist getrübt durch teilweise Totalausfälle nach Spätfrösten.

In der Kategorie Sauvignon Klassik gewann Patrick Niggas aus Hochgrail bei St. Stefan. Beim Sauvignon Blanc ging Alois Strohmeier aus Tombach bei St. Ulrich siegreich hervor. Den ersten Platz beim Muskateller sicherte sich Michael Strohmeier aus Haiden bei Eibiswald. Beim Schilcher, hier gab es auch die mit Abstand meisten Einreichungen, konnte Patrick Garber aus Etzendorf bei Wies die beste Wertung für sich verbuchen. Bei den im Bezirk Deutschlandsberg eher selten angebauten Rotweinen ging Eduard Weber aus Lestein bei St. Stefan mit einer Blauen Wildbacher Reserve siegreich hervor. Und in der Sparte Sekt, es war ein typisch duftiger Muskatellersekt, jubelten Stefan und Daniela Langmann aus Langegg bei St. Stefan doppelt. Das Winzerpaar gewann die Kategorie wie auch die Auszeichnung „Gebietsweingut des Jahres“.