Unsicherer Milchmarkt sorgt für Top-Besuch bei OM-GV

04.05.2016

Die Obersteirische Molkerei vermarktete im Vorjahr rund 1.500 Tonnen mehr Käse aufgrund der hohen Milchanlieferung. Das große Interesse an der Generalversammlung Mitte April in Kobenz machte die schwierige Preissituation am Milchmarkt deutlich.

Die hohe Teilnahme von mehr als 430 Bäuerinnen und Bauern an der Generalversammlung der Obersteirischen Molkerei (OM) am 15. April in der Freizeitanlage Zechner in Kobenz war ein unübersehbares Zeichen, dass die aktuelle Situation am Milchmarkt allen Beteiligten unter den Nägeln brennt. Obmann Jakob Karner sprach von „extrem schwierigen Verhältnissen“, von einer Preissituation, die sich „völlig unserem Einflussbereich entzieht. Deshalb sind schnelle Maßnahmen auch so schwierig.“ In der langfristigen Perspektive habe man in drei Etappen die Produktion, Reife- und Lagerräume erneuert und ausgebaut. „Nur deshalb konnte die enorme Mehrmenge übernommen und verarbeitet werden.“

Bezüglich einer Preisstaffelung je nach angelieferter Milchmenge geht die Obersteirische Molkerei andere Wege als viele andere Milchverarbeitungsbetriebe. „Unsere Genossenschaft hat die Aufgabe, solidarisch zu sein und nicht die größeren Betriebe zu strafen und die Landwirte zu spalten. Wenn leistungsstarke Höfe wegfallen und das eine Kettenreaktion auslöst, wäre das schlimm“, argumentiert Geschäftsführer Friedrich Tiroch. Auch der ehemalige Obmann Fritz Gruber fand dazu schon vier Jahre vor Wegfall der Kontingentierung eine klare Sprache: „Die gesamte Milchmenge ist zu verarbeiten. Die Genossenschaft macht keine Strukturpolitik, das ist Aufgabe des Unternehmens Bauernhof“.

Wie massiv die Veränderungen bereits gegriffen haben, zeigt ein Blick fünf Jahre zurück. Damals gab es noch rund 200 Lieferanten mehr und die durchschnittliche gelieferte Menge betrug in etwa 84.000 kg Milch. Dafür liegt der Schnitt aktuell rund 10.000 kg über dem Niveau vor fünf Jahren. 2011 wurden 141,5 Millionen Kilogramm Milch angeliefert, im Vorjahr waren es 152,3 Millionen. Die enormen Mehrmengen werden zum größten Teil verkäst.

Weltmeisterlicher Käse

Die mit Weltmeisterehren versehenen Spezialitäten gehen mittlerweile zu 60 Prozent nach Deutschland, Schweiz, Slowenien, Kroatien und Ungarn. Vielversprechende Kontakte konnten in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg aufgebaut werden. „Ohne Export wäre es trostlos“, wie Tiroch zu sagen pflegt. „Der Sport, neue Märkte zu finden, ist dramatisch. Zum Glück steigt der Hunger nach Käse, vor allem in Osteuropa.“

"Bruchlandung statt Softlanding"

Mit einer Portion Sarkasmus reagiert Tiroch auf die Auswirkung des Quotenendes vom 1. April 2015. „Statt dem erhofften 'Softlanding' gab es eine Bruchlandung.“ Das Plus in den Monaten danach sprengte alle Prognosen – dennoch sind sowohl Tiroch als auch Obmann Karner zuversichtlich, dass sich der Zuwachs im heurigen Jahr bei zehn Prozent einpendeln wird. In den vergangenen dreieinhalb Jahren wurden rund 40 Millionen Euro investiert. „Wir haben das Machbare im Bereich der Rationalisierung ausgereizt, aufgrund der hohen Automatisierung gab es sogar einen Stellenabbau.“

Schmerzhafter Russland-Importstopp

Nach wie vor schmerzt das Ende der Exporte nach Russland, „aber vielleicht gibt es ein Wunder und das Embargo weicht auf“, hofft Karner auf ein positives Echo nach dem Besuch von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter in Moskau. Der Preis für Biomilch sei immer noch „recht komfortabel, dennoch sollten die Mengen auch hier nicht überstrapaziert werden“.

Bauern investieren weniger

Die zur Molkerei gehörende Lagerhaussparte Landforst setzte die langjährige Entwicklung weiter fort. Der Umsatzrückgang bei fossilen Energieträgern, Traktoren und Landmaschinen wurde weitgehend durch einen guten Zuwachs im Werkstättengeschäft sowie in den Sparten Bau und Garten, Baustoffe und Lebensmittel ausgeglichen. Der Ausblick auf das künftige Geschäft mit Landmaschinen und Traktoren ist pessimistisch. „Bedingt durch die schwierige Einkommenssituation bei den Bauern ist absehbar, dass in den kommenden Jahren wesentlich weniger investiert werden wird“, so Landforst-Geschäftsführer Dieter Hölzl.

Fast der gleiche Trend ist beim zweiten Tochterunternehmen Öforst zu beobachten. Auch hier geht das Neumaschinengeschäft zurück, Gebrauchtmaschinen und Reparaturen konnten ausgleichen.