Steirische Unternehmen brauchen beim Zahlen länger

26.11.2014

Österreichs KMU waren im Jahr 2013 von Forderungsausfällen von durchschnittlich 2,4 % ihres Umsatzes betroffen. Dies gab der KSV1870 anlässlich einer Trendumfrage über das Zahlungsverhalten in Österreich bekannt.

Bei einem Gesamtumsatzvolumen der heimischen KMU von 398 Milliarden Euro (Quelle: Statistik Austria) beträgt der Ausfall heimischen Klein- und Mittelunternehmen 9,6 Milliarden Euro. Dieser ist damit seit dem vergangenen Jahr um 1,6 Milliarden gestiegen. 39 % der Unternehmen sind durch Forderungsausfälle in ihrer Liquidität eingeschränkt, und geben diesen Engpass laut KSV1870 weiter: 72 % stellen die Bezahlung ihrer Lieferanten zurück, bis wieder Geld in der Kasse ist. Jedes elfte Unternehmen gibt an, dass Forderungsausfälle existenzbedrohend sind. Trotzdem ist Risikomanagement nur für 43 % ein Thema.

Auf den ersten Blick erfreulich ist den Kreditschützern folgend die Statistik zum Zahlungsverhalten: immerhin 73 % der Firmen- und 82 % der Privatkunden kommen ihren Zahlungsverpflichtungen innerhalb der vereinbarten Frist nach. Bei Firmenkunden warten Österreichs Unternehmen im Durchschnitt 30 Tage auf die Bezahlung, bei Privaten aufgrund ihres kürzeren Zahlungszieles 18 Tage.

Dominoeffekt

Zahlungsausfälle schädigen nicht nur das direkt betroffene Unternehmen, erklärt Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV1870 Holding AG: „Zuerst sind Unternehmen durch mangelnde Liquidität in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, können günstige Angebote nicht wahrnehmen, keine Skonti zum Abzug bringen, und letztlich auch eigene Verbindlichkeiten nicht fristgerecht bezahlen. Dass 72 % der Befragten angeben, bei Zahlungsschwierigkeiten zuerst die Forderungen ihrer Lieferanten nicht zu bezahlen, entspricht auch unserer Erfahrung. Nur zu oft kommt dann der Gläubiger ebenfalls ins Trudeln, was im schlimmsten Fall zu Insolvenz und Folgeinsolvenz führen kann.“

Als Gründe für den Zahlungsverzug orten auch 63 % der Lieferanten von Firmenkunden einen momentanen Liquiditätsengpass als Ursache, während die Verzögerung bei Privatkunden von 50 % mit deren Vergesslichkeit begründet wird.

Untergeordnetes Risikomanagement

Trotz der möglichen negativen Auswirkungen von Forderungsausfällen auf das eigene Unternehmen, scheint Risikomanagement noch ein Stiefkind in Österreichs Firmen, besonders bei den kleineren zu sein. Während Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz zu 84 % in Risikomanagement investieren, sind es bei den kleineren lediglich 35 %. Einen Plan zur Bewältigung von Krisen bzw. für die Betriebsfortführung nach Schadensfällen haben lediglich 36 % der befragten Unternehmen.

Zahlungsmoral im Bundesländervergleich

Mit 34 Tagen warten Unternehmen im Burgenland am längsten auf die Bezahlung ihrer Rechnungen. Im äußersten Westen hingegen ist die Zahlungsmoral am besten: Vorarlberger Firmen zahlen im Durchschnitt nach 27 Tagen. Hier ist auch das Zahlungsziel mit nur 23 Tagen das kürzeste. In Salzburg und Oberösterreich ist die Zahlungsfrist mit 26 Tagen am längsten. In der Steiermark liegt die durchschnittliche Zahlungsfrist bei 25 Tagen und die Zahlungsdauer bei 31 Tagen.

Öffentliche Hand zahlt nun früher

Ein erfreulicher Aspekt ist die Tendenz bei der Zahlungsmoral der öffentlichen Hand. Öffentliche Auftraggeber dürfen nunmehr nur noch eine Zahlungsfrist von maximal 30 Tagen festlegen. Noch im Vorjahr betrug das vertraglich vereinbarte Zahlungsziel durchschnittlich 33 Tage. Trotz der nun strengeren Vorgabe konnte der Zahlungsverzug um einen auf jetzt sieben Tage verringert werden. Und 77 % der öffentlichen Kunden zahlen sogar innerhalb der vorgegeben Frist. Bei den restlichen 23 % warten die heimischen Unternehmen nun 37 Tage auf die Bezahlung ihrer Rechnungen. Im Vorjahr waren das immerhin noch 41 Tage.

An der KSV1870-Trendumfrage über das Zahlungsverhalten in Österreich haben im Juni 2014 rund 2.500 Unternehmen teilgenommen. Bei den befragten Unternehmen handelt es sich großteils um kleine und mittlere Unternehmen (KMU).