Region Weiz nimmt Energieversorgung selbst in die Hand

06.03.2024

Die Region WEIZplus in der Oststeiermark will die Energieversorgung der Zukunft selbst in die Hand nehmen und gründete dafür eine eigene Genossenschaft. Bei der Präsentation des Vorhabens Anfang Februar tummelten sich höchst Vertreter der Energiebranche.

Die oststeirische Region WEIZplus mit ihren 41 Gemeinden, 120.000 Einwohnern und ca. 5.000 Betrieben plant zukünftig fossilen Energieträgern Lebewohl zu sagen und damit ihre Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Das Ziel der Region ist, die vorhandenen eigenen Energieressourcen zu aktivieren, den im Projektgebiet ansässigen Stakeholdern, wie Gemeinden, regionalen Betrieben und der Bevölkerung, zugänglich zu machen und zu zeigen, wie der Ausstieg aus fossilen Energieträgern gelingen kann.

Die Transformation des Energiesystems soll in Zukunft proaktiv, gemeinschaftlich und mittels regionaler Wertschöpfung erfolgen. Dabei gilt es einerseits konsequent eigene Potenziale zu nutzen und andererseits übergeordnete erneuerbare Anlagen, Energiespeicher und Verteilstrukturen aufzubauen. Die Ressourcen für diese zukünftige Versorgung müssen in gezielter Kombination aus vor Ort und in der Region nutzbaren Möglichkeiten kommen. Neben der Steigerung der Ressourceneffizienz müssen verstärkt regionale Energiequellen, vorhandene Abwärmequellen und Reststoffströme genutzt sowie kombinierte Energielösungen miteinander gekoppelt werden, um den Energiebedarf mit den verfügbaren erneuerbaren Ressourcen decken zu können.

"Reallabor" im internationalen Rampenlicht

Mit diesem innovativen Ansatz konnte eine internationale Jury des österreichischen Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie vom Gesamtprojekt "EnergieZukunft WEIZplus" überzeugt werden, welches zukünftig durch diese Stakeholder getragen wird. Erste Vorhaben wurden bereits umgesetzt. Die Region WEIZplus betreibt nun eines von österreichweit insgesamt drei "Reallaboren" und steht somit nicht nur national, sondern auch international im Rampenlicht. Ein Reallabor ist ein System, in welchem neue Lösungsansätze und nachhaltige Ideen ausprobiert und schrittweise in immer größeren Formaten getestet werden können. Für die Startphase des Vorhabens wurden 5,2 Mio. Euro an Bundes- und Landesmitteln zugesagt.

Derzeit liegt der Energieverbrauch in der Region WEIZplus bei rund 3.900 GWh, wovon aktuell nur 35 Prozent aus erneuerbaren Ressourcen stammen. Die überwiegende Versorgung mit fossilen Energieträgern führt zu einem jährlichen Verlust regionaler Wertschöpfung von rund 200 Millionen Euro.

Breite Basis in der Region für Energiewende

Maßnahmen, wie die Gründung der Genossenschaft "EnergieZukunft WEIZplus eGen" im Dezember 2023 bereiten den Weg, um zukünftig relevante Forschungs- und Umsetzungsprojekte entwickeln, finanzieren und betreiben zu können. Somit kann eine dezentrale, unabhängige und gemeinschaftliche Transformation des Energiesystems hin zu hundert Prozent erneuerbare Energie gelingen. All das fußt auf bereits bestehenden Strukturen, welche in der Region für die Umsetzung des Vorhabens vorhanden sind, wie auch auf der sehr guten Zusammenarbeit aller Akteure und Stakeholder seit Anbeginn des Projektes.

Mitglieder der Genossenschaft "EnergieZukunft WEIZplus", die selbst wiederum Mitglied im Raiffeisenverband Steiermark ist, sind Gemeinden, Klima- und Energie-Modellregionsmanager, Kooperationspartner aus Industrie und Gewerbe sowie Energieversorger und Netzbetreiber und vor allem die regionale Bevölkerung. Zu realisierende Energieprojekte sollen zukünftig größtenteils durch Finanzmittel aus der Region finanziert werden und damit sowohl Einfluss als auch der Nutzen in der Region bleiben.

Bundesministerin bei Präsentation

Präsentiert wurde das Reallabor-Projekt im Beisein von Energieministerin Leonore Gewessler sowie der Landesrätinnen Ursula Lackner und Simone Schmiedtbauer Anfang Februar in Wollsdorf. „Die EnergieZukunft WEIZplus ist ein tolles Beispiel für Innovationen im Bereich Energieeffizienz, integrierter erneuerbarer Energiesysteme sowie Kreislaufwirtschaft, dass die Bevölkerung miteinbezieht. Was hier erforscht und gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeitet wird, soll sich zukünftig auch in anderen Regionen Österreichs umsetzen lassen", freut sich Gewessler über das Vorhaben.

Johannes Karner, Aufsichtsratsvorsitzender der neuen Genossenschaften, und Geschäftsführer Rafael Bramreiter sind ebenso euphorisch: „Mit unserem Vorhaben, der EnergieZukunft WEIZplus möchten wir wesentlich zur Energiewende beitragen. Um dies zu erreichen, darf diese aber nicht an der Gemeindegrenze enden, sondern muss im Großen, in der Region gedacht werden. Somit können gemeinsame Potenziale genutzt, Investitionskosten verringert, als auch der Abfluss der Wertschöpfung verhindert werden. Gleichzeitig nehmen wir mit der EnergieZukunft WEIZplus die Versorgungssicherheit selbst in die Hand. Auch die Preisgestaltung potenzieller Flächen in der Region sowie Ressourcen zur Energiegewinnung überlassen wir nicht externen Investoren. Mit der EnergieZukunft WEIZplus wollen wir einen wichtigen Beitrag für eine gesicherte und leistbare Energieversorgung leisten und die Bevölkerung, die Unternehmen, die Landwirte und die Gemeinden in der Region davon profitieren lassen“.