RV richtet neues Genossenschaft-Kompetenzzentrum ein
25.03.2021
Genossenschaften sind zuletzt immer gefragter geworden. Der Raiffeisenverband Steiermark hat der verstärkten Nachfrage Rechnung getragen und seine Kompetenz rund um die Rechtsform neu gebündelt. Binnen weniger Wochen wurden vier Genossenschaften neu gegründet.
Die regional und nachhaltig ausgerichtete Wirtschaftsform der Genossenschaft wurde von vielen in den letzten Jahren als zeitgemäße Antwort auf die zunehmende Globalisierung erkannt. Gleichzeitig gelingt es durch die demokratische Grundstruktur, soziale Spannungen durch die Beteiligung breiterer Personenschichten abzubauen und gemeinschaftlich Vorteile zu erzielen, die immer gefragter werden. „Wir verspüren ein immer größer werdendes Interesse an Genossenschaften“, freut sich Verbandsdirektor Heinrich Herunter über die wachsende Nachfrage nach der partizipativen Unternehmensform.
Um den aktuellen Strömungen gerecht zu werden, hat der Raiffeisenverband Steiermark sein breites Wissen rund um die Rechtsform in Form des Kompetenzzentrums Genossenschaft neu gebündelt. Geleitet wird dieses von Armin Friedmann. Besonders möchte sich der langjährige Direktionssekretär unter Verweis auf die bundesweite Initiative kooperieren.at den Neugründungen widmen: „Aktuell werden in Österreich pro Jahr rund 30 Genossenschaften neu gegründet. Da gibt es nicht nur in der Steiermark noch deutlich Luft nach oben.“
Als Genossenschaftsrevisionsverband sei es zum einen der Grundauftrag des Raiffeisenverbandes, so Friedmann, andererseits gebe es in der Bevölkerung eine immer stärker wachsende Sehnsucht nach nachhaltigen, partizipativen Wirtschaftsformen. Darauf wolle man Antworten liefern. Auch die türkis-grüne Bundesregierung möchte Genossenschaftsgründungen begünstigen und es hat im Regierungsprogramm entsprechend verankert.
Vier Neugründungen in kurzer Zeit
Erfreut blicken Friedmann und das Verbandsteam auf die letzten Monate zurück, gelang es doch in den Bereichen Tourismus, Dienstleistungen, Landwirtschaft und regionaler Lebensmittelversorgung vier neue Genossenschaften aus der Taufe zu heben. Besonders große Hoffnungen werden in den Bereich der Erneuerbaren Energien in Form von Energiegemeinschaften gesetzt, wo das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz laut Friedmann große Chancen bieten werde: "Gerade die dort verankerten Energiegemeinschaften lassen sich hervorragend in Form von Genossenschaften abbilden. Vielleicht gelingt hier ein ähnlicher Gründungsboom wie im Bereich der Biowärmegenossenschaften in den 90er-Jahren und danach."
Ein-Personen-Unternehmen suchen Lösungen
Der neue Komptenzzentrum-Leiter berichtet auch von der verstärkten Wahrnehmung, dass sehr viele Ein-Personen-Unternehmen unter ihren Arbeitsumständen leiden und dringend nach Lösungen suchen würden, um ihre Situation zu verbessern. Da fehle es oft an Infrastruktur und Vertretungsmöglichkeiten, die auch mal Abstand vom Beruf ermöglichen. Kooperationen könnten da große Vorteile bringen, glaubt Friedmann und berichtet von neuen Projekten: "In den Bereichen Soziales, Tourismus, Unternehmensnachfolge sowie den Alternativen Lebensmittelnetzwerken bestehen ebenso entsprechende Felder mit guten Perspektiven. Und im neuen Segment der Schülergenossenschaften steht gerade das erste Pilotprojekt in Bruck/Mur am Start.
Genossenschaftliches Forschungsprojekt
Zuletzt hat sich der Raiffeisenverband in die Etablierung von Genossenschaften im urbanen Bereich eingebracht. „Wir unterstützen seit dem Vorjahr intensiv das Projekt City of Collaboration im Rahmen des Grazer Kulturjahres 2020/21“, berichtet Friedmann. Mit der Universität Graz im Hintergrund hat sich daraus nun auch ein längerfristiges Forschungsprojekt ergeben, über dieses Alternative Lebensmittelnetzwerke in Form von Genossenschaften etabliert werden sollen.