Papst: „Genossenschaften sind Motor der Gesellschaft“

06.03.2015

Die tiefe Ungerechtigkeit im heutigen Wirtschaftssystem kritisierte Papst Franziskus Ende Februar vor Vertretern der italienischen Genossenschaftsvereinigung. Ausdrücklich lobte das Kirchenoberhaupt die Rechtsform der Genossenschaft als "Motor der Gesellschaft".

Tiefe Ungerechtigkeit im heutigen Wirtschaftssystem und bloßer Glaube an den Geld-Gott kritisiert das Kirchenoberhaupt der Römisch-katholischen Kirche, Papst Franziskus. Bei einer Audienz vor rund 7.000 Mitgliedern der italienischen Genossenschaftsvereinigung Ende Februar verlangte der Bischof von Rom ein Umdenken. In Genossenschaften sieht er einen Weg dorthin: „Ihr seid der Beweis, dass eins und eins nicht zwei, sondern drei macht, weil Solidarität nicht nur dem Geber und Beschenkten hilft“, so der Papst vor der Genossenschaftsbewegung.

In Österreich und weltweit vereinigen sich Bürger heute in Genossenschaften, um gemeinsam etwas zu bewegen. Sie bündeln ihre Kräfte und bringen miteinander Projekte in Fahrt. Ziel jeder Genossenschaft ist nicht persönlicher Reichtum, die Absicht ist ein nachhaltiger, gemeinsamer Auftrag der Mitglieder. Papst Franziskus sieht darin ihren gesellschaftlichen Mehrwert: „Sicher, jeder braucht einen Lohn, aber es geht nicht nur um den Lohn. Es geht um mehr“, meinte der Papst vor der Genossenschaftsvereinigung in Rom.

Genossenschaften als Antrieb der Gesellschaft

Die genossenschaftliche Idee ist nicht neu, doch im modernen Wirtschaftskreislauf regieren oft andere Kräfte. Allerdings machen akute, gesellschaftliche Schwierigkeiten und ein enger finanzieller Spielraum der institutionellen Ebene heute die Genossenschaft aktueller denn je: Überall setzen sich Menschen zusammen, die gemeinsam Lösungen suchen. In Genossenschaften finden sie häufig den rechtlichen Rahmen für ihre Vorhaben. Papst Franziskus verlangt eine Veränderung in der Wirtschaft: „Es gibt neue Perspektiven und neue Verantwortungen. Dazu bedarf es einer kreativen Fantasie, um Formen, Methoden und Instrumente zu finden.“ Franziskus zeigt sich überzeugt: Genossenschaften sollten „der Motor der Gesellschaft sein.“

Das Kirchenoberhaupt zitierte bei seiner Audienz auch seinen Vorgänger Benedikt XVI.: „Er erläuterte uns, dass unsere Welt einer Wirtschaft des Gebens bedarf – das heißt eine Wirtschaft, die solidarische Unternehmen fördert.“ Die vielen Genossenschaftsprojekte, die derzeit auch in Österreich gestartet werden, zeigen, wie viele Menschen statt des Geld-Gott-Strebens heute ein solidarisches, gesundes und nachhaltiges Wirtschaften bevorzugen.