Obersteirische Molkerei: Bauern warfen Milchturbo an

27.05.2015

Die gut 1.700 Bauern der Obersteirischen Molkerei sorgten im Vorjahr für ein kräftiges Plus bei der Milchanlieferung. Prominenter Gastredner der Generalversammlung im April in Kobenz war Rechnungshof-Präsident Josef Moser.

Das Führungsteam der Obersteirischen Molkerei (OM) präsentierte bei der diesjährigen Generalversammlung am 10. April in der Freizeitanlage Zechner in Kobenz einen Umsatzrekord und eine stark gestiegene Milchanlieferung. „Wir verlassen das letzte Jahr der Kontingentierung mit den höchsten Zahlungen seit dem EU-Beitritt vor 20 Jahren“, sagt Jakob Karner, der OM-Obmann. „2014 war ein sehr herausforderndes Jahr. Die OM zahlte mit 44,9 Cent den durchschnittlich höchsten Milchpreis in Österreich. Insgesamt wurden 2014 rund 65 Mio. Euro an Milchgeld ausbezahlt“, so Geschäftsführer Friedrich Tiroch. An den zwei Standorten Knittelfeld und Kapfenberg wurden im Vorjahr rund 147 Millionen Liter Milch verarbeitet, das ist ein Plus von 7,5 Millionen Litern. Das Unternehmen setzte im Vorjahr 96,5 Millionen Euro um, drei Jahre davor waren es noch 88 Millionen Euro.

Auf das Milchquoten-Ende vorbereitet

Tiroch gibt sich dank Investitionen von 35 Millionen Euro in den vergangenen Jahren in Verarbeitung, Lager und Vermarktung für das Ende der Milchquote zwar gut gerüstet, warnt aber vor einer Milchblase. „Der Markt kann einen kurzfristigen Anstieg nicht verkraften – die Milchpreise würden stark unter Druck kommen. Auch ein Wolkenbruch kann vom Boden nicht aufgenommen werden und führt zu Überschwemmungen.“ In den kommenden Jahren rechnet man mit einer zusätzlichen Anlieferung von zehn bis 15 Millionen Kilogramm Milch bzw. dem Äquivalent von 1.000 bis 1.500 Tonnen Käse, die vermarktet werden müssen.

Fast die Hälfte geht in den Export

Ohne Export sähe es düster aus, denn rund 45 Prozent der verarbeiteten Milch bzw. 60 Prozent der Käseproduktion gehen über die Grenze. Vor allem in Deutschland, aber auch in der Schweiz, Slowenien, Ungarn, Italien und Frankreich findet man Geschmack am obersteirischen Käse. Zwei Titel bei der Käseweltmeisterschaft in Wisconsin, die Auszeichnung Käsekaiser für den „Murtaler“ und zahlreiche DLG-Prämierungen beflügeln den Verkaufserfolg. Neben der Produktion von Hartkäsespezialitäten sehen Obmann Karner und Geschäftsführer Tiroch ein gutes Potential in der Produktion von Spezialmilch. Zurzeit liefern die Betriebe zwei Drittel Silomilch und ein Drittel Heumilch. „Wir wollen die Bauern animieren, dass sie mehr davon produzieren.“

Gegenwind im Lagerhaus-Bereich

Dem zur Genossenschaft gehörenden Lagerhauses Landforst blies auch im Jahr 2014 eine steife Brise entgegen. „Der Rückenwind lässt seit einigen Jahren komplett aus, die Stimmung der Kunden ist schlecht, die Wirtschaft nicht berauschend. Die hohe Arbeitslosigkeit und viel zu hohe Abgaben belasten uns“, sagt Geschäftsführer Dieter Hölzl, „dennoch konnten wir ein positives Ergebnis erwirtschaften.“

Deutliche Rückgänge gab es in den Sparten Agrar und Energie. Der sinkende Ölpreis hinterließ tiefe Spuren – die vom erfolgreich agierenden Holzenergiezentrum etwas kompensiert wurden. Tief rot – wie in ganz Österreich – ist die Bilanz beim Traktorverkauf. Das Minus beträgt hier 21,5 Prozent. Positiv bilanzieren der Lebensmittelhandel, die Werkstätten, Baustoffe und Gartenbedarf. Für Lagerhaus-Chef Hölzl eine unmittelbare Folge des von Dietrich Mateschitz initiierten Projekts „Werkberg“. Für Renovierungsarbeiten im Rahmen der Formel-I-Premiere bekamen Hausbesitzer Geld für Verschönerungsarbeiten.

ÖFORST hat sich etabliert

Rundum zufrieden war man mit dem Erfolg des Tochterunternehmens ÖFORST. Der Umsatz stieg um 13 Prozent auf 14 Mio. Euro. Seit 2009 werden Forstmaschinen des Herstellers John Deere verkauft und serviciert. Die Zentrale in Judenburg beheimatet ein Ersatzteillager und garantiert ein 24-Stunden-Service.

Prominenter Gastredner

Als Gastreferenten für die Generalversammlung konnte man heuer Rechnungshofpräsidenten Josef Moser gewinnen. Er zeigte auf, wie wichtig die Umsetzung anstehender Reformen auf Bundes- und Landesebene ist. In seinen Ausführungen unterstrich er die Notwendigkeit, an den Strukturen in Verwaltung, Bildungs- und Gesundheitssystem dringend Verbesserungen umzusetzen, um wieder den Weg aus der Falle der Staatsverschuldung zu finden.