„Nicht erst die Zukunft, die Gegenwart ist schon digital“
04.04.2019
Mit der fortschreitenden Digitalisierung beschäftigte sich die erste Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark im Jahr 2019 in Raaba. Diskutiert wurden die Antworten Raiffeisen auf die rasante Entwicklung sowie die Verbesserung der Infrastruktur im Bundesland mittels Breitbandausbau.
Hochkarätig wurde die Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark unter dem Motto "Die Zukunft ist digital" am 21. März in Raaba eröffnet. Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl ging im Interview mit Moderatorin Bettina Zajac vor 140 interessierten Funktionären auf die mit dem digitalen Wandel verbundenen Veränderungen ein: "Nicht erst die Zukunft, bereits die Gegenwart ist digital! Alle Lebensbereiche stellen sich um und Sozialkontakte ändern sich mit einer rasanten Geschwindigkeit." Die besondere Herausforderung der Politik sei es laut Eibinger-Miedl, mittels Förderinstrumenten die geeignete und notwendige Infrastruktur zu schaffen, um die Steiermark als führenden Wirtschaftsstandort weiter zu stärken. Für sie ist die flächendeckende Versorgung ländlicher Regionen mit ultraschnellem Internet unerlässlich: "Breitband ist Daseinsvorsorge!"
Schnelles Internet gibt es nicht umsonst
Einen näheren Einblick in die von Eibinger-Miedl angesprochene Breitbandstrategie des Landes Steiermark gaben Programmkoordinator Gerd Gratzer und der Geschäftsführer der unlängst vom Land gegründeten Steirischen Breitband- und Digitalinfrastrukturgesellschaft (SBIDI), Herbert Jöbstl. 75 % der Steiermark - dabei vor allem die Ballungszentren und die Obersteiermark - seien bereits mit Datenraten von mehr als 30 Mbit pro Sekunde versorgt, erläuterte Gratzer. Die weit zersiedelte Süd- und Oststeiermark hingegen müsse mit sehr langsamen Datenleitungen bislang auskommen. Bis 2022 sei es der Plan, alle steirischen Gemeinden und Unternehmen zumindest mit bis zu 100 Mbit pro Sekunde zu versorgen. Erreicht werden soll dieses Ziel unter anderem über vereinfachte Förderprogramme, Infrastrukturkooperationen mit Straßenerhaltern sowie Energiegesellschaften oder über regionale Masterpläne für benachteiligte Regionen. Gratzer stellte gleichzeitig auch klar: "Wer als Kunde schnelleres Internet haben möchte, wird auch bereit sein müssen mehr zu zahlen, statt auf Billigangebote von Telekomunternehmen zu setzen."
Breitbandausbau ist Infrastrukturthema
"Der Breitbandausbau ist ein Infrastrukturproblem und keine technisches Frage", brachte es SBIDI-Geschäftsführer Herbert Jöbstl auf den Punkt. Mit dem Ziel, den Glasfaserausbau in der Steiermark massiv voranzutreiben, setzt Jöbstl auf einheitliche Beratung der Kommunen, Koordination auf lokaler Ebene und die Ausmerzung "weißer Flecken". Da der Bedarf nach schnellem Internet rasant steige und die jährliche exponentielle Zunahme des Datenvolumens nur mit Glasfaseranschlüssen befriedigt werden könne, würde für Jöbstl letztlich jeder von schnellem Internet profitieren: "Investitionen in Breitbandnetze steigern das BIP, sorgen für neue Arbeitsplätze, schaffen Beschäftigungsperspektiven am Land und erleichtern Teleworking von zu Hause aus."
Smartphone und Bankstelle als Erfolgsrezept
Die mit dem digitalen Wandel einhergehenden Herausforderungen für die Raiffeisen-Bankengruppe thematisierte der Vertriebsleiter der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, Maximilan Eder. "Als Nummer eins unter den Banken in der Steiermark starten wir aus der Pole Position. Die Fintech-Unternehmen wachsen aber rasant und differenzieren sich mit ihren einfachen, schnellen Lösungen klar von den klassischen Bankmodellen." Eder sieht das Erfolgsrezept Raiffeisens in einem optimierten Bankstellennetz in Verbindung mit digitalen Lösungen für das Smartphone. Einfache Bedürfnisse sollen die Kunden selbstständig und zeitunabhängig am Smartphone lösen können, für höherwertige Bedürfnisse setzt man auf die Beratungskompetenz vor Ort. "Diese Kombination aus digitalen Lösungen und persönlicher Beratung ist unser großer Erfolgsfaktor!", blickt Eder unter Verweis auf umfangreiche Marktanalysen zuversichtlich in die Zukunft.
IT-Sicherheit ist Chefsache
Mit einer atemberaubenden Zahl ließ Raiffeisen-Rechenzentrum-Geschäftsführer Ulfried Paier anfangs seines Vortrages aufhorchen: Im ersten Quartal des Jahres wurden bereits rund 48.000 Schadsoftware-Angriffe auf die Raiffeisen-IT-Systeme gezählt und erfolgreich abgewehrt. IT-Sicherheit sei im Bankgeschäft oberstes Gebot, daher müsse sie auch zur Chefsache erklärt werden. Paier hinterließ den anwesenden Funktionären gleich ein ganzes Bündel an Management-Empfehlungen, die auch im privaten Bereich Anwendung finden können: erhöhte Vorsicht bei Passwörtern, Verschlüsselung in der Kommunikation, ein sorgsamer Umgang mit Daten sowie Smartphones, Backups in sicheren Rechenzentren und nicht zuletzt entsprechende Versicherungsbündel. Dass der Sensibilisierung von Mitarbeitern und der Standardisierung von Prozessen besondere Bedeutung zukomme, stellte Paier mit einem Hinweis auf den größten IT-Risikofaktor klar, gegen den selbst die besten Systeme wenig ausrichten können: "99 % aller Computer-Probleme befinden sich zwischen Tastatur und Stuhl!"