Neue Strukturen in der Landgenossenschaft Ennstal

26.08.2020

Bei der diesjährigen 90. Generalversammlung der Landgenossenschaft Ennstal Anfang Juli wurden die seit vielen Jahren akribisch vorbereiteten Strukturveränderungen endgültig vollzogen. Hermann Schachner verabschiedet sich nach 16 Jahren als Obmann aus den Führungspositionen.

Corona-bedingt unter Einhaltung strenger Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen konnte Obmann Hermann Schachner seine letzte Generalversammlung am 3. Juli im Volkshaus Stainach eröffnen und die zahlreich erschienenen Delegierten begrüßen. In seinem Bericht ging er auf das herausfordernde erste Halbjahr 2020 ein und dankte allen Verantwortungsträgern und Mitarbeitern für deren verantwortliches Handeln und den hohen Einsatz.

Schachner blickte auch auf seine über 30-jährige Funktionstätigkeit in der Landgenossenschaft Ennstal, davon 16 Jahre als Obmann, zurück. Begleitet wurde diese Zeit immer wieder von herausfordernden Situationen, die mit Bedacht, Sachlichkeit und gegenseitigem Vertrauen gelöst werden konnten. Seine Leidenschaft galt bei all seinen umfassenden Tätigkeiten als oberster Eigentümervertreter der Landgenossenschaft Ennstal immer seinem landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchwirtschaft und Forst, den er mit Unterstützung seiner Familie bis heute mit viel Liebe bewirtschaftet. „Ich bin mit Leib und Seele Bauer“, so Schachner.

Viele Standbeine als Erfolgsrezept

Im Bericht der Geschäftsführung konnte Bernhard Gruber – trotz äußerst schwierigem Marktumfeld – von einem zufriedenstellenden Ergebnis 2019 berichten. Der Konzernumsatz ist um rund 3,6 Prozent auf 372,3 Millionen Euro gestiegen. Es konnte ein positives Ergebnis vor Steuern in Höhe von 3,2 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Die Landgenossenschaft Ennstal beschäftigte 2019 durchschnittlich fast 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wie wichtig es ist, auf vielen Standbeinen zu stehen, hat nicht nur das vergangene Jahr gezeigt, sondern ist auch in der jetzigen Zeit das Erfolgsrezept der Landgenossenschaft Ennstal. Die Neuentwicklung von Produkten und Erschließung von neuen Märkten ist vor allem den Produktionsbetrieben Ennstal Milch und Landena-Gruppe gut gelungen, die Landmarkt KG hat die Marktführerschaft in der Region eindrucksvoll ausbauen können.

Oberrevisor Johann Hansbauer vom Raiffeisenverband Steiermark brachte den Bericht der Revision und bestätigte eine wirtschaftliche und zweckmäßige Geschäftsgebarung, die dem Förderauftrag der Genossenschaft entsprach. Der Milchpreis lag, durch mehrere unabhängige Milchpreisvergleiche bestätigt, erneut an der Spitze in Österreich. Der Rinderpreis hielt den gewohnten Abstand über dem nationalen Börsenpreis.

Gestärkter Aufsichtsrat

Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Radlingmaier sprach neben den Aufsichtsratsagenden vor allem die mit dieser Generalversammlung in Kraft tretende Änderung der Organstruktur an. Nach vielen Jahren der internen Diskussionen und Abstimmungen wurden die Strukturen der Genossenschaft an die gelebte Praxis angepasst. Das Eigentümergremium wurde in einem gestärkten Aufsichtsrat vereint. Dieser bestellt die hauptberuflichen Vorstandsmitglieder der Genossenschaft, die die operative Verantwortung tragen und mit dem Aufsichtsrat die Geschäftspolitik abstimmen. Neben der Kontrollfunktion kommt dem Aufsichtsrat auch ein ganzer Katalog an Zustimmungsrechten zu. „Vorstand und Aufsichtsrat müssen eine Seilschaft bilden und die Ausrichtung der Genossenschaft für die künftigen Herausforderungen gemeinsam erarbeiten“, meinte Radlingmaier. Bei den Neuwahlen bestätigten die Delegierten die in den Wahlversammlungen im Februar gewählten Aufsichtsratsmitglieder. Der künftig 30-köpfige Aufsichtsrat hat elf neue Mitglieder in seinen Reihen.

Obmann-Ära geht zu Ende

Im Tagesordnungspunkt Ehrungen konnten an verdiente Funktionäre Raiffeisen-Urkunden und Raiffeisen-Nadeln als Dank für ihr Wirken zum Wohle der Genossenschaft überreicht werden. Besonders Obmann Hermann Schachner, der von 1989 bis 1994 im Aufsichtsrat fungierte, von 1994 bis 2004 die Funktion des Obmann-Stellvertreters ausübte und danach seit 16 Jahren als Obmann der Landgenossenschaft Ennstal vorstand, wurde großer Dank ausgesprochen.

In einer Laudatio würdigte Radlingmaier seine Tätigkeit als ersten Ansprechpartner für Mitglieder und Funktionäre, das Wahrnehmen seiner Verantwortung in der Gesamtheit und sein prägendes, nachhaltig bäuerliches Denken. Nur so konnten in dieser Zeit auch schwierige Situationen gemeinsam gemeistert werden. „Dein Rückhalt waren deine Familie, dein überzeugter Beruf als Bauer und dein Glaube“, meint Radlingmaier und dankte ihm stellvertretend für alle Bäuerinnen und Bauern für die geleistete Arbeit.

Konstituierung von Aufsichtsrat und Vorstand

In der anschließenden konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrates wurden die Spitzenvertreter des Aufsichtsrates gewählt und der Vorstand bestellt. Dabei wurden Andreas Radlingmaier aus Aigen zum Aufsichtsratsvorsitzenden und Peter Neuper aus Bad Mitterndorf sowie Klaus Stenitzer aus Mitterberg-Sankt Martin zu dessen Stellvertretern gewählt.

Aufgrund der neuen Organstruktur war erstmalig ein Vorstand durch den Aufsichtsrat zu bestellen. Zum Vorstandsvorsitzenden wurde Bernhard Gruber und zu dessen Stellvertreter Markus Gerharter bestellt. Johannes Pauritsch und Harald Steinlechner komplettieren das vierköpfige Vorstandsgremium.