„Nachhaltigkeit ist für Raiffeisen Überzeugung“
07.10.2022
Die aktuelle Energiekrise mit ihren Unsicherheiten dominierte den diesjährigen Verbandstag des Raiffeisenverbandes Steiermark in Raaba-Grambach, der anlässlich der Entwicklungen unter dem Motto „sicher nachhaltig“ stand. Als Beitrag zur notwendigen Energiewende wurden Energiegenossenschaften präsentiert. Kürzlich wurde die erste in der Steiermark gegründet.
Rund 300 Gäste, darunter zahlreiche Prominenz aus Politik und Wirtschaft wie Landesrat Johann Seitinger, Ex-Vizekanzler Josef Riegler, und RLB-Chef Martin Schaller, folgten am 5. Oktober der Einladung von Verbandsobmann Franz Titschenbacher nach Raaba-Grambach zum diesjährigen Verbandstag. Dieser stand heuer mit dem Motto „sicher nachhaltig“ angesichts der aktuellen Entwicklungen ganz im Zeichen der Themen „Sicherheit“ und „Nachhaltigkeit“.
"Enkeltauglichkeit" als Auftrag
Als „Leuchtturm“ in unruhigen Zeiten bezeichnete Titschenbacher die Raiffeisen-Gruppe mit ihren vielen Genossenschaften. „Hinter den Begriffen Sicherheit und Nachhaltigkeit steht bei Raiffeisen ein Rufzeichen!“ Daran gelte es auch mit allen Kräften stets zu arbeiten, so der Verbandsobmann. Im Sinne einer „Enkeltauglichkeit“ müsse es gemäß Titschenbacher der Auftrag für alle Mitgliedsbetriebe sein, werterorientiert zu leben und dies mit unternehmerischem Denken in Einklang zu bringen. Den großen Beitrag Raiffeisens zur Versorgungssicherheit und zur nachhaltigen Ausrichtung der Wirtschaft in unserem Land unterstrichen in Form von Grußbotschaften Landesrat Johann Seitinger und per Video Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.
Erste steirische Energiegenossenschaft
Im Gespräch mit Moderatorin Kathrin Ficzko stellte Energie-Pionier Herbert Hansmann aus Bad Mitterndorf sein jüngstes Projekt, die als erste in der Steiermark gegründete Energiegenossenschaft „EnergiePunkt Ausseerland“ vor, der Hansmann als Gründungsobmann vorsteht. Sowohl Hansmann als auch Verbandsdirektor-Stellvertreter Wolfgang Potocnik definierten Energiegemeinschaften in Form von Genossenschaften als wesentlichen Beitrag, um die notwendige Energiewende herbeizuführen und Sicherheit zu gewähren. Diesbezüglich biete der Raiffeisenverband Steiermark als Genossenschaftsrevisionsverband eine aktive Unterstützung bei Neugründungen an, so Potocnik.
Verlässlicher Eckpfeiler im Genossenschaftswesen
Als verlässlichen Eckpfeiler des Genossenschaftswesens nannte Verbandsdirektor Peter Weissl die Genossenschaftsrevision: „Sie ist Garant für das fundamentale Vertrauen in die steirischen Genossenschaften.“ Weissl betonte auch die Rolle des Raiffeisenverbandes Steiermark als verlässlicher und kompetenter Partner in Prüfung, Bildung und Beratung, der stets versuche, im Interesse der Mitgliedsbetriebe innovative Wege zu gehen.
"Überzeugugung statt PR-Gag"
Der Generalsekretär-Stellvertreter des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV), Justus Reichl, unterstrich in seinem Gastreferat und in Vertretung des erkrankten Raiffeisen-Generalanwalts Erwin Hameseder, dass Sicherheit und Nachhaltigkeit schon immer zentrale Erfolgsbausteine der Raiffeisen-Unternehmen gewesen seien. Gerade angesichts der enormen Herausforderungen unserer Zeit gelte es jedoch, diese traditionellen Stärken wieder neu zu interpretieren, zu schärfen und auch bewusster zu kommunizieren. Nachhaltigkeit sei für Raiffeisen kein PR-Gag, sondern vielmehr Überzeugung von Gründertagen an.
Experte: Energie könnte knapp und teuer werden
Auf die in der Veranstaltung ausführlich thematisierten Punkte der Versorgungssicherheit und der Nachhaltigkeit ging in seinem Impulsreferat der renommierte Klimaökonom Stefan Schleicher ein, das kurzfristig per Videoschaltung abgehalten werden musste. Der Universitätsprofessor und Wifo-Experte stellte dabei an die Anwesenden die Frage, ob alle ausreichend auf die drohenden Auswirkungen der aktuellen Energiekrise vorbereitet seien. Seiner Meinung könnte sich das Umfeld für unsere Wirtschaft und unseren Lebensstil schon in den nächsten Monaten massiv verändern. Energie könnte nicht nur teuer, sondern auch mengenmäßig knapp werden, und in weiterer Folge zu einer wirtschaftlichen Krise und gravierenden gesellschaftlichen Konflikten führen.
Da aus Schleicher Sicht die Politik nicht in der Lage sein werde, alle Schäden bei Haushalten und Unternehmen auszugleichen, brauche es eine gemeinsame Kraftanstrengung aller, schneller als bisher geplant unseren Wirtschafts- und Lebensstil krisenfester zu machen. Beispielhaft hierfür nannte der Fachmann die Bildung von Energiegemeinschaften, um die explodierenden Stromkosten zu stabilisieren, die bewusste Revitalisierung von Städten, Gemeinden und Dörfern, um sowohl lokale Wirtschaftskreisläufe zu forcieren als auch Wohnen wieder leistbarer zu machen, sowie die bewusste Vorbereitung auf schwere Krisen wie Blackouts und den Ausfall von Lieferketten für den Basisbedarf. Dafür seien nicht nur die Einrichtungen der Politik, sondern alle Institutionen unserer Gesellschaft bis zu jeder Bürgerin und jedem Bürger gefordert.