Milchmarkt-Krise dominiert Landgenossenschaft-GV

17.05.2016

Die 86. Generalversammlung der Landgenossenschaft Ennstal (LGE) Anfang April stand im Zeichen der Krise am Milchmarkt. Die LGE zeigt Stärke mit Innovationen in den Bereichen Tiernahrung, Halal-Produkten, Getränken in der Kartondose und schier unendlich haltbarer Milch.

Die Krise bei landwirtschaftlichen Produkten zog sich wie ein roter Faden durch die diesjährige Generalversammlung der Landgenossenschaft Ennstal am 1. April in Stainach. Zum Scherzen war aber keiner der Redner aufgelegt. Obmann Hermann Schachner sprach von einer „ganz schwierigen Situation am Milchmarkt, gleich ob man nach Stainach, Österreich oder Europa schaut.“ Im Jahr eins nach dem Ende der Quotenregelung „haben die gelieferten Mengen den Verbrauch deutlich stärker überschritten als in den 37 Jahren der Quotenregelung“.

Erschwerend kommen noch das Russlandembargo und die schwache Nachfrage in China dazu. Doch selbst wenn dem nicht so wäre: „Mehrmengen von 15 bis 20 Prozent können selbst diese Märkte nicht aufnehmen", so Schachner. Jene Betriebe, die Biomilch produzieren, würden zurzeit noch von guten Preise profitieren. Doch wenn nun zu viele auf diese Karte setzen, drohe spätestens in zwei Jahren das gleiche Dilemma.

Bei der Ursachenforschung kritisierte Schachner die eigene Klientel ungewohnt deutlich: „Die stark wachsenden Milchbauern sind die alleinig Schuldigen der Preismisere. Wird weiterhin so viel produziert, werden noch mehr Stalltüren für immer geschlossen bleiben.“ Sein Appell, die Milchmenge nicht weiter zu steigern, müsste freilich über das Ennstal hinaus Gehör finden. Die Ennstal Milch hat bereits mit einem eigenen Anteils- und Abschlagsmodell auf die Milchschwemme reagiert. Wer ab heuer seine aufgrund der Genossenschaftsanteile vereinbarte Jahresmenge überliefert, dem werden zwischen drei und acht Cent pro Kilo Milch abgezogen.

Großinvestition für Maresi-Milch

Generaldirektor Josef Pitzer  blickte auf eine recht erfreuliche Entwicklung des gesamten Unternehmens zurück. Der Umsatz stieg um 1,3 Prozent auf 307,5 Millionen Euro. Das EGT fiel um 0,7 Millionen höher aus als 2014 und liegt bei 5,6 Millionen Euro.

Rund 16 Millionen Euro sind heuer für Investitionen vorgesehen, der Löwenanteil entfällt dabei auf die Neugestaltung des Einkaufszentrums in Gröbming und die Errichtung der „weltweit einzigartigen Glas-Aseptikanlage“ des Tochterunternehmens Ennstal Milch. „Damit haben wir eine echte Alleinstellung. Die Kaffeemilch Maresi muss vor dem Abfüllen nicht mehr ultrahoch erhitzt werden“, sagt Pitzer. Die bekannte Milch für den Kaffee soll dann den natürlichen Geschmack und die weiße Farbe behalten. „Wir garantieren ein Jahr Haltbarkeit. Ohne Zusatzstoffe, ohne Konservierungsmittel.“

Komplette Inzersdorfer-Palette übernommen

Ebenfalls zulegen konnte mit der Landena ein weiterer Betrieb unter dem LGE-Dach. Durch die komplette Übernahme der Produktpalette für die Marke Inzersdorfer von Linz nach Stainach ist die Kapazität auf Jahre hinaus sehr gut ausgelastet. Der Standort Wels profitiert stark von „Halal-Produkten“ in den arabischen Raum. Die neu gestartete Produktion von Hunde- und Katzenfutter der Tierfreund KG warf bereits im ersten Jahr ein positives EGT trotz hoher Investitionskosten ab. 93 Prozent der Produktion werden exportiert. Die Landena KG zählt zu den größten heimischen Nahrungsmittelherstellern. Pro Jahr werden rund 3.000 Tonnen Schnitzel paniert, 25 Mio. Gläser Pastasaucen und rund 15 Mio. Dosen Suppen, Gulasch etc. sowie 22 Mio. Knabernossi und rund 80 Mio. Hundesticks produziert. Die Exportrate beträgt rund 50 Prozent.

"Wahnsinn, was dort passiert."

Josef Braunshofer, Generaldirektor der Berglandmilch, warnte in seinem Gastreferat vor einer „endlosen Wertevernichtung. Denn wenn Gouda um zwei Euro das Kilo angeboten wird, ein Viertel Butter 79 Cent kostet, macht das alles keinen Sinn mehr. Satter als satt ist ungesund. Es wird auch nicht mehr gekauft.“ Auch wenn es laut Braunshofer zynisch klingt: „Der österreichische Bauernhof hält mehr aus als ein riesiger Betrieb in Ostdeutschland mit vielen Angestellten. Zur Zeit hat man den Eindruck, dass spekuliert wird, wie lange tiefe Preise auszuhalten sind. Dänemark, Holland, Irland und Polen deuten an, einen langen Atem zu haben. Die geben richtig Gas bei der Milchproduktion, das fällt unter Kategorie Wahnsinn, was dort passiert.“