Lebensmittelnetzwerke: RV forscht an „SuperCoop“ mit

04.04.2024

In einem Forschungsprojekt ist der Raiffeisenverband Steiermark gemeinsam mit Partnern der Frage nachgegangen, welche Möglichkeiten Genossenschaften für solidarisch ausgerichtete Lebensmittelversorgungsmodelle bieten, um den Zugang zu regionalen Lebensmitteln für alle gleichermaßen attraktiv zu machen.

Der Frage, wie Genossenschaften für verschiedene Lebensmittelversorgungsmodelle wie solidarische Landwirtschaften oder Foodcoops eine Chance bieten können, um den Zugang zu regionalen Lebensmitteln für alle gleichermaßen attraktiv zu gestalten, ist im Auftrag des Klima- und Energiefonds und dessen Programms "Energy Transition 2050" eine Grazer Forschergruppe nachgegangen. Dieser gehörten als leitende Institution das RCE Graz-Styria – Zentrum für nachhaltige Gesellschaftstransformation der Universität Graz, das Interdisziplinäre Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur sowie der Raiffeisenverband Steiermark an, der seine genossenschaftliche Expertise in das Projekt einbrachte. Dabei werden wertvolle Impulse für die Praxis gesetzt.

Alternative Lebensmittelnetzwerke boomen

In den letzten zwei Jahrzehnten entstanden in Österreich zahlreiche Alternative Lebensmittelnetzwerke (ALN): Gemeinschaften von Konsumierenden und/oder Produzierenden, die sich selbst organisieren. Dazu zählen in Österreich vor allem Foodcoops (Einkaufsgruppen), solidarische Landwirtschaften (SoLaWi) und Gemeinschaftsgärten, bei denen die Beteiligten die Kontrolle über ihre Lebensmittelversorgung gewinnen möchten. Sie gelten vielfach als Alternativen zur konventionellen Form der Lebensmittelproduktion und -versorgung sowie dessen Marktmechanismus. Dabei weisen sie viele Ähnlichkeiten zum Genossenschaftswesen und dessen Grundsäulen - Demokratie, Solidarität, Regionalität sowie die Förderung der Mitglieder - auf.

Vor diesem Hintergrund widmete sich das auf 30 Monate ausgelegte Projekt "CoopsForFood" der Frage, wie die klimarelevanten Innovationen aus dem Bereich der ALN sozial inklusiver gestaltet werden können. Dazu wurde das Modell einer modular skalierbaren Multi-Stakeholder-Genossenschaft mit dem Namen “SuperCoop” entwickelt. Das Modell der SuperCoop, das unterschiedliche Ausbaustufen umfasst, sollte die Innovationen von ALN mit der Expertise und den organisationalen Möglichkeiten aus dem Genossenschaftssektor synthetisch verbinden. Für die Entwicklung des Modells wurden gute Praktiken in Europa, die Prinzipien und Innovationen von ALN mit der Rechtsform der Genossenschaft verbinden, sowie die Bedarfslagen verschiedener sozialer Gruppen und potenzieller Stakeholder einer solchen Genossenschaft im Grazer Raum erhoben.

Praxishandbuch erläutert Potenziale und Herausforderungen

Um einen konkreten Gründungsimpuls zu setzen, wurde dieses Modell verschiedenen potenziellen Stakeholdern vorgestellt und mit diesen kritisch diskutiert. Die Erfahrungen aus diesen Diskussionen flossen in ein Handbuch ein. Es richtet sich an Menschen, die sich für eine SuperCoop interessieren, d. h. einen sozial inklusiven und potenziell größer skalierten Ansatz für die sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems verfolgen wollen. Das Handbuch gibt eine Orientierungshilfe anhand von Kernfragen, die sich Gründungswillige stellen sollten. Es erläutert in leicht verständlicher Sprache die Potenziale und Herausforderungen von Genossenschaftsgründungen im Allgemeinen und einer SuperCoop im Speziellen. Gründungswilligen Menschen soll dabei bewusst gemacht werden, dass eine erfolgreiche, authentische Genossenschaft, die das Potenzial hat, benachteiligte Personengruppen zu inkludieren, nicht nur betriebswirtschaftlich tragfähig, sondern auch sozialansprechend und belastbar sein muss.

Bei einem gemeinsamen abschließenden Treffen der Partner Anfang des Jahres am Grazer Kaiser-Josef-Platz wurde vereinbart, das Thema auch nach offiziellem Abschluss des Projektes weiterverfolgen und über verschiedenste Kanäle vorantreiben zu wollen.