Landgenossenschaft trotzt mit Spezialisierung der Krise

02.05.2017

Mit einem Jahresumsatz von 312 Millionen Euro hat die Landgenossenschaft Ennstal die schwierige Situation auf dem Milchmarkt mit Zuwächsen gemeistert. Die Landwirte haben von einem überdurchschnittlichen Milchpreis profitiert. Für die Zukunft wurden die Weichen neu gestellt.

Wenn auf den Märkten die Wogen hochgehen, eine sehr steife Brise ins Gesicht bläst, dann schaffen Spezialitäten, Nischen und Alleinstellungsmerkmale Sicherheit. Wer über diese Leitplanken im Alltagsgeschäft verfügt, der vermag auch in Krisenzeiten Preise über dem Marktschnitt zu bezahlen. Das war die zentrale Erkenntnis bei der 87 Generalversammlung der Landgenossenschaft Ennstal am 31. März auf Schloss Trautenfels. Unter dem Dach dieser Landgenossenschaft firmieren die Ennstal Milch KG, die Landena KG, die Landena Wels KG, die Tierfreund KG sowie die Landmarkt KG.

Das abgelaufene Geschäftsjahr der Landgenossenschaft Ennstal war für Obmann Hermann Schachner im Milchbereich einmal mehr gezeichnet von „außergewöhnlichen Ereignissen und ruinösen Preisen“. Dennoch war es dank der zahlreichen Innovationen möglich, einen gegenüber dem österreichischen Schnitt um drei Cent höheren Milchpreis zu zahlen. „Es kommt immer stärker auf Spezialitäten und das Alleinstellungsmerkmal an“. Die Landgenossenschaft Ennstal punktet etwa mit zwei europaweit einmaligen Abfüllanlagen für Kartondosen – eine dritte wird heuer noch kommen. Eistee, Fruchtsäfte, Kakao oder Milchkaffee bleiben ungekühlt dank keimfreier Füllung bis zu einem Jahr haltbar. Exportiert werden die Kartondosen bis nach Hong Kong oder Australien.

In der Landgenossenschaft Ennstal hat man Anfang des Vorjahres mit verschärften Abschlagszahlungen auf die große Milchschwemme reagiert – mit Erfolg, die angelieferten Mengen gingen zurück. Im Dezember wurde für gut 90 Prozent der Milchlieferanten rückwirkend ein Qualitätsaufschlag von einem Cent pro Kilo Milch vereinbart. Mit dieser Maßnahme sank der Milchpreis nie unter 30 Cent. Schachner forderte wie schon im Vorjahr Zurückhaltung bei der Milchproduktion ein, es gelte nach Alternativen zu suchen. Zum Teil hat das auch schon gefruchtet, im Vorjahr wurden um zehn Prozent mehr Schlachtrinder geliefert.

„Weil viele Betriebe stark in den Ausbau der Betriebe investiert haben, wird es dennoch weitere Produktionssteigerungen geben. Ich hoffe etwa auf mehr Milchpulverexporte nach Asien“, so Schachner. „Jedes Kilo, das wir dorthin exportieren können, entlastet den europäischen Markt. In Europa gib es stagnierende Bevölkerungszahlen, der Konsum an Milch und Milchprodukten ist kaum mehr zu steigern“.

Generationenwechsel eingeleitet

Generaldirektor Josef Pitzer, nach 37 Jahren im Unternehmen, zwölf davon an der Spitze der Holding, wird Ende des Jahres in Pension gehen. Ihm folgt sein langjähriger Stellvertreter Bernhard Gruber nach, der bislang die Geschicke der Landena managte.

Großinvestitionen geplant

2016 wurden 14,2 Millionen Euro investiert, im heurigen Jahr sollen es 39,4 Millionen Euro werden. Wieder geht dabei ein Löwenanteil in innovative Produktionstechnik für sehr exportorientierte Produkte bei der Ennstal Milch. „Der Umsatz in der gesamten Unternehmensgruppe konnte um zwei Millionen auf 312 Millionen Euro gesteigert werden“, so Josef Pitzer. Die Zahl der Mitarbeiter zog um 100 auf 1.340 an. Das Ergebnis vor Steuern beträgt 3,39 Millionen Euro.

Getragen wird das Wachstum vor allem durch das enorme Wachstum der Tierfreund KG, die Hunde- und Katzenfutter in Premiumqualität erzeugt. Im zweiten vollen Jahr ihres Bestehens wuchs die Sparte um knapp ein Fünftel, mehr als 90 Prozent wurden exportiert. Sehr erfolgreich verlief auch die Übernahme der gesamten Produktionspalette von „Inzersdorfer“ durch Landena. Das Unternehmen deckt nun rund 80 Prozent der gesamten heimischen Dosenproduktion ab.