Lagerhaus Graz Land: Genussläden erleben wahren Boom

25.01.2019

Seit 15 Jahren gibt es die Genussläden im Lagerhaus Graz Land. Von der immer stärker werdenden Nachfrage nach regionalen bäuerlichen Schmankerln profitieren sowohl die produzierenden Bauern als auch das Lagerhaus. Bislang wurden mehr als 20 Millionen Euro erwirtschaftet.

Es gibt viele Wege, um seine Produkte zu verkaufen. "Es kann auf der Diskontschiene versucht werden", sagte Franz Deutschmann, Obmann des Landesverbandes der steirischen Direktvermarkter, "doch das ist kein guter Weg für bäuerliche Produzenten, um ein gutes und faires Einkommen zu erzielen." Dann gibt es die Möglichkeit, eine sehr starke Marke aufzubauen. Für heimische Hersteller auch keine gangbare Alternative. Letztendlich bleibt noch der Verkauf über einen klar erkennbaren Mehrwert. "Das bedeutet: Transparenz, Regionalität, höchste Qualität, Dialog mit den Konsumenten. Das ist unser Weg! Den haben wir in den Genussläden seit nunmehr 15 Jahren erfolgreich beschritten", resümiert Deutschmann bei einer Festveranstaltung des Lagerhauses Graz Land.

Die Genussläden, vor 15 Jahren als "Bauernecken" erdacht, punkten mit fairen, von den Produzenten festgelegten Preisen, Regionalität und einem engen Bezug zu den Kunden. "Regionalität wurde in einer jüngst veröffentlichten Studie von den Käufern sogar höher bewertet als biologische Produktion", so Deutschmann und brachte hinsichtlich erzielbarer Erlöse einen anschaulichen Vergleich: "Der Chocolatier Josef Zotter verkauft seine Schokolade um den siebenfach besseren Preis gegenüber dem industriell hergestellten Pendant."

Im August 2003 startete im Lagerhaus Voitsberg der Versuchsballon. Eine Handvoll Bauern starteten mit der Bauernecke. Die Grundzüge von damals gelten immer noch: Verkauft wird auf Kommission, im Namen und auf Rechnung der jeweiligen Betriebe, die den Preis festlegen. "Dadurch wird der Preis nach oben optimiert, statt nach unten gedrückt. Abgerechnet wird am Monatsende, nicht verkaufte Ware geht an den Lieferanten zurück", schildert Deutschmann.

Als unteres Limit legte man im ersten Monat einen Umsatz von 3.000 Euro fest, Ziel waren 5.000 Euro. Geworden sind es 6.000 Euro. Heute beliefern 225 Lieferanten die zehn Standorte des Lagerhauses Graz Land. Die Genussläden sind im Franchisesystem organisiert. In der Steiermark gibt es derzeit insgesamt 41 Genussläden, in Niederösterreich sind es fünf. In den kommenden sechs Monaten sollen es wieder mehr werden. Weitere Verkaufsstellen folgen im November in Knittelfeld, im Jänner in der Südsteiermark und im März in Korneuburg. Stolz ist man beim Lagerhaus Graz Land, dass vier der sechs umsatzstärksten Standorte zum eigenen Haus gehören. Im Vorjahr wurden an allen Standorten erstmals mehr als drei Millionen Euro umgesetzt, seit dem Beginn vor 15 Jahren sind es über 20 Millionen Euro.

"Für das Lagerhaus Graz Land sind die Genussläden eine Win-win-Situation", unterstreicht Geschäftsführer Josef Hütter. Für die einzelnen Standorte im Lagerhaus-Verbund sind die Genussläden eine willkommene Erweiterung des Sortiments, die Bauern wiederum profitieren von der hohen Kundenfrequenz und den langen Öffnungszeiten an sechs Tagen der Woche. Diesen Aufwand könnten Einzelne unmöglich stemmen.

"Wir wollen genussfreudigen Konsumenten ein möglichst breites Sortiment an regionalen Lebensmitteln bieten", sagte Grete Reichsthaler. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins Direkt vom Bauernhof, der auch die Franchise-Rechte besitzt. "Wir intensivieren den Kontakt zwischen Stadt und Land, Bauern und qualitätsbewussten Käufern. Wir müssen für die lokalen Spezialitäten emotionalisieren, vieles erklären und immer wieder Bewusstsein schaffen."