„Kein Interesse, Immobilien in Kroatien zu besitzen“
12.02.2014
„Das erhaltene Geld ist zurückzuzahlen.“ So lautet die Reaktion des Raiffeisenverbandes Steiermark auf die von der Wochenzeitung Falter vorgebrachten Vorwürfe gegen mehrere steirische Raiffeisenbanken, angeblich kroatische Kunden massiv geschädigt zu haben.
„Wir konnten bei unseren Prüfungen bislang nicht feststellen, dass gegenüber kroatischen Kreditnehmern irgendwelche unkorrekten Vorgangsweisen stattgefunden hätten, die im Einflussbereich der einzelnen Raiffeisenbanken liegen.“ Damit reagiert Hans Siebenbäck als Verbandsdirektor-Stellvertreter des Raiffeisenverbandes Steiermark auf Medienvorwürfe, steirische Raiffeisenbanken hätten kroatische Kreditnehmer massiv geschädigt und Immobilien vorschnell verwertet. Allerdings könne er auch nicht ausschließen, dass in Einzelfällen andere Vorgehensweisen gewählt wurden. „Sollte es sich so herausstellen, würde dies natürlich auch Konsequenzen haben“, so Siebenbäck.
Siebenbäck sowie das Revisionsteam des Prüfungsverbandes als für die steirischen Raiffeisenbanken gesetzlich zuständiger Revisions- und Prüfungsverband halten fest, dass nach bisherigen Erkenntnissen alle Kredite nach österreichischem Recht vergeben wurden. Bei den Prüfungshandlungen seien bislang keine fehlerhaften Abwicklungen hinsichtlich der Vertragserrichtung aufgefallen. Dies wird auch von den Geschäftsleitern der betroffenen Raiffeisenbanken verstärkt. Ihren Aussagen zufolge wurden sämtliche Kreditverträge in den Räumlichkeiten der Raiffeisenbanken unterzeichnet. Auch die kroatische Nationalbank bestätigt in einer entsprechend vorliegenden Stellungnahme die rechtliche Korrektheit der Abwicklung.
Insgesamt werden von den steirischen Raiffeisenbanken aktuell rund 3500 kroatische Kreditengagements in den Büchern geführt. „Aufgrund der wirtschaftlichen Lage in Kroatien haben Kreditnehmer immer wieder Probleme, ihre Kredite zurückzuzahlen“, analysiert Siebenbäck. Die Vorwürfe der kroatischen Kunden sieht er vielmehr als Schutzbehauptungen: „In allen bisherigen kritisierten Fällen, in denen es auch zu Zwangsverwertungen gekommen ist, hat es zuvor ein gültiges Urteil eines kroatischen Gerichts gegeben. Somit konnte auch die Forderung der Bank als zu Recht bestehend nachgewiesen werden. Basis der Versteigerung waren dabei stets Verkehrswertgutachten, die von kroatischen Gerichten in Auftrag gegeben wurden.“
Mangels anderer Bieter wurden die zwangsversteigerten Liegenschaften in öffentlichen, für jedermann zugänglichen Versteigerungen von den Raiffeisenbanken selbst oder in Einzelfällen von ihnen gegründeten Unternehmen mit Sitz in Kroatien erworben. Ausländern war es bis zum Februar 2009 untersagt, Immobilien in Kroatien zu erwerben. „Keine Raiffeisenbank hat ein Interesse, Liegenschaften in Kroatien zu besitzen. Diese befinden sich zumeist ja auch nicht in attraktiven Lagen an der Küste, sondern im kroatischen Hinterland. Wir wären vielmehr froh, wenn wir diese Liegenschaften nicht kaufen hätten müssen“, streitet Siebenbäck jede Bereicherungsabsicht auf Kosten kroatischer Kreditnehmer ab. „Es ist aber völlig unstrittig, dass die kroatischen Kreditnehmer ihr Geld erhalten haben. Das Beste wäre daher, wenn jeder Kunde seinen Kredit zurückzahlt. Dann müsste auch niemand sein Haus verlassen. Bei säumigen Kreditkunden könne man aber keinen Unterschied gegenüber heimischen machen.“