Hitzendorfer Bioheizer werden für Pioniergeist belohnt

28.11.2014

Sogar aus Kanada, Australien und laufend aus Japan pilgern Delegationen in die Steiermark, um sich Informationen über ein Vorzeige-Biomasseheizwerk einzuholen. Die Rede ist vom Ökoenergie-Award-Gewinner Bioenergie Hitzendorf.

Alles begann 2003, als sich drei Landwirte zusammenschlossen, um eine neue Siedlung mit 15 Wohneinheiten mit Wärme zu versorgen. Es funktionierte derart gut, dass Johann Reicht als Initiator „Nägel mit Köpfen“ machen wollte, als ein Pflege- und Ärztezentrum ebenfalls an einer nachhaltigen Wärmeversorgung Interesse zeigte. Dies war die Geburtsstunde der Bioenergie Hitzendorf, in der heute 42 Mitglieder in einer Genossenschaft organisiert sind.

2005 wurde das Heizwerk im westlich von Graz gelegenen Hitzendorf fertiggestellt. Neben einer Anschlussleitung von 300 kW im Pflegezentrum kam die 200 Meter entfernte Schule mit einer Anschlussleistung von 400 kW hinzu. Mittlerweile wurde auch das Ortszentrum mit 600 kW Leistung ans Netz angeschlossen.

„Mir ist es besonders wichtig zu erwähnen, dass der langjährige Bürgermeister Franz Höfer auch Mitglied der Genossenschaft ist. Dadurch hat unser Projekt eine breite und wichtige Akzeptanz erfahren“, lobt Reicht. „Ich bin stolz darauf, dass so viele Mitglieder privates Geld in das Projekt investiert haben und das unternehmerische Risiko mittragen. Es geht hier um Kosten von 1,2 Millionen Euro. Trotz vorhandenem Erdgasnetz ist es uns gelungen, alle größeren öffentlichen Abnehmer von der energetischen Biomassenutzung zu überzeugen.“ Insgesamt verweist die Bioenergie Hitzendorf nunmehr auf eine Anschlussleistung von 1,6 Megawatt.

Kurzumtrieb im Programm

Ein persönliches Steckenpferd Reichts ist der Kurzumtrieb. „Bei meinem zwei Hektar großen Wald hat der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet. Da bin ich auf die Idee gekommen, auf einem Hektar die schwedische Weide im Kurzumtrieb zu pflanzen“, schildert Reicht die Anfänge. Es hat sich herausgestellt, dass die Sorte sehr ergiebig (15 t-Atro/ha/J) und gleichzeitig das Holz trockener ist. Er gibt aber auch zu, dass viele Landwirte in der Steiermark in Bezug auf den Kurzumtrieb Lehrgeld bezahlt haben, wodurch er eher davon ausgeht, dass der Kurzumtrieb noch länger eine Nische bleiben wird. Auf die Frage, was ihn noch reizen würde, antwortete er: „Ökostromproduktion“. Doch hier müsse man sehr genau kalkulieren und bislang habe sich kein konkretes Projekt ergeben. Daher bleibt die Wärmeproduktion weiterhin im Fokus.

Ausgezeichnetes Projekt

Für ihre Vorzeige-Projekt und ihre Bemühungen wurden die "Hitzendorfer Bioheizer" von "Ökoenergie", Europas auflagenstärkster Zeitung für erneuerbare Energien, nun mit dem Ökonenergie-Award ausgezeichnet.