Genossenschaftsbanken haben Krise gut überstanden
18.08.2014
Eine Studie des Unternehmensberatungsunternehmen Oliver Wyman zeigt, dass Genossenschaftsbanken die Krisenjahre gut gemeistert haben. Das Geschäftsmodell steht aber dennoch vor großen Herausforderungen.
Die engen Beziehungen zu ihren Mitgliedern und Kunden sowie ihr Engagement für die Wirtschaft vor Ort sind zwei besondere und wichtige Eigenschaften, die Genossenschaftsbanken auszeichnen. Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen im Bankensektor, die mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage, neuen Regulierungen, aber auch mit der Digitalisierung und Veränderungen im Konsumentenverhalten zusammenhängen, untersuchte das international tätige Unternehmensberatungsunternehmen Oliver Wyman die Entwicklung der Genossenschaftsbanken. Im Zentrum der jüngsten Studie stand die Frage, wie Genossenschaftsbanken ihre Charakteristika nutzen können, um sich an das neue Umfeld anzupassen und ihren Erfolg darin nachhaltig zu sichern.
Die Experten von Oliver Wyman haben konkrete Bereiche in der Studie ausgemacht, die eine Herausforderung für Genossenschaftsbanken darstellen: Kundennähe und lokales Engagement sind kein exklusives Unterscheidungsmerkmal mehr gegenüber Geschäftsbanken, was das Risiko einer Image-Verwässerung in sich birgt; Kostendruck aufgrund zunehmender Regulierungsvorschriften und der daraus resultierenden Anforderungen für Banken; eine Überalterung der Kunden in strukturschwachen Gebieten sowie technologische Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Digital Banking versus dichtes Filialnetz. In der Studie „Cooperative Banking: Leveraging the cooperative difference to adapt to a new environment“ finden sich aber auch Ansatzpunkte, um das Potenzial der Genossenschaftsbanken als Antriebskraft einer nachhaltigeren Gesellschaft und Wirtschaft besser ausschöpfen zu können.
Mitgliedschaft stärker betonen
Grundsätzlich sollten Genossenschaftsbanken den Herausforderungen dahingehend begegnen, indem sie ihre spezifischen Unterscheidungsmerkmale – wie etwa die Mitgliedschaft – erhalten und künftig noch stärker betonen. Die Experten von Oliver Wyman schlagen zudem vor, durch eine Straffung der Produktpalette Kosten zu sparen und die Prozesse durch eine gemeinsame Infrastruktur zur vereinfachen. Durch den Einsatz moderner Technologien sollte es gelingen, das dichte Netz an Bankstellen zu ergänzen bzw. zu revitalisieren, und dennoch die Nähe zum Kunden, das Vertrauen und die persönliche Beziehung zur Hausbank bzw. zum Bankbetreuer
zu forcieren.
Damit Genossenschaftsbanken sich an das geänderte Umfeld erfolgreich anpassen können, müssen sie sich an den Besonderheiten des genossenschaftlichen Banksystems orientieren, heißt es in der Wyman-Studie. So sollten genossenschaftliche Werte wie Mitgliedschaft und soziales Engagement hochgehalten werden, wenn man sich mit Veränderungsprozessen wie der Digitalisierung oder dem Finanzierungsmodell beschäftigt. Im direkten Kundenkontakt sollte man die Unterschiede, die eine Genossenschaft ausmachen, stets selbstbewusst herausstreichen. Dies sei eine Frage der Kultur genauso wie der Support-Prozesse, etwa im Verkaufsmanagement. Zudem sollten die genossenschaftlichen Unterscheidungsmerkmale viel aktiver vermarktet werden. Regulatoren und Aufsicht müssten verstärkt für die Besonderheiten von Genossenschaftsbanken sensibilisiert werden, damit Vorschriften nicht zum Nachteil von Genossenschaften ausfallen, heißt es in der Studie weiter.
Genossenschaftsbanken haben starke Stellung
„Der Report unterstreicht die starke Stellung von Genossenschaftsbanken in der Gesellschaft. Er zeigt aber auch auf, wie Genossenschaftsbanken auf die geänderten Rahmenbedingungen reagieren müssen“, sagt Andreas Pangl, stellvertretender Generalsekretär des Österreichischen Raiffeisenverbandes und Geschäftsführer des Fachverbandes der Raiffeisenbanken, zur Studie.