Genossenschaften: Jugend will mehr mitarbeiten dürfen

01.04.2014

Die ländliche Jugend zeigt großes Interesse für Genossenschaften. Von den Jugendvertretern werden aber mehr Möglichkeiten zum Mitgestalten gefordert.

Groß und ständig am Wachsen ist das Interesse der ländlichen Jugend für Genossenschaften. Dies zeigte unter anderem eine Informationsveranstaltung des Raiffeisenverbandes Steiermark Mitte Jänner in der Land- und forstwirtschaftlichen Fachschule Hatzendorf. Die Schüler des Betriebsleiterlehrganges diskutierten intensiv mit Johann Hansbauer, dem Leiter der Revisionssparte Ware und Verwertung, sowie Oberrevisor Johann Jagl über das Genossenschaftswesen weltweit sowie in der Steiermark selbst. Wie Lehrer Leander Feiertag begrüßten auch die Schüler den Fachvortrag. „Ich finde es großartig, dass sich Vertreter des Raiffeisenverbandes einen Vormittag lang die Zeit nehmen, uns als angehende Landwirte über Raiffeisen und das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen zu informieren“, drückte Daniel Winkler seine Begeisterung aus.

Obwohl viele der Schüler bereits mit Raiffeisen als Nahversorger in Form der regionalen Banken oder Lagerhäuser bzw. mit den zahlreichen Biowärme- und Viehzuchtgenossenschaften in Kontakt kamen, zeigten sie sich von der Vielfalt und Flexibilität der Rechtsform Genossenschaft beeindruckt. „Für uns war es besonders interessant zu erfahren, dass so viele verschiedene genossenschaftliche Unternehmen im Sinne von Raiffeisen national und international von Bauern selbst gegründet und getragen werden“, freute sich Michael Mader über die Unterrichtseinheit der anderen Art.

Das Genossenschaftswesen stand ebenso bei einer Agrarkreissitzung der Landjugend Steiermark knapp vor Weihnachten am Programm. Ähnlich groß war das Interesse, wenn auch das Thema von den Teilnehmern deutlich kontroversieller beleuchtet wurde. Hauptkritikpunkt: die mangelnde Mitbestimmungsmöglichkeit der Jugend innerhalb der Genossenschaften. Landjugendleiterin Bettina Hofer bringt es auf den Punkt: „Für uns Jugendliche ist es aus verschiedenen Gründen teilweise schwierig, als Funktionäre außerhalb von Jugendorganisationen Verantwortung zu übernehmen und Fuß zu fassen. Einerseits schätzt man uns für die unbekümmerte und unkomplizierte Art mit Problemen umzugehen, andererseits wird gerade diese von erfahrenen Personen oft als mangelndes Verantwortungsbewusstsein und jugendliche Naivität abgetan.“ Die Wenigzellerin drückt damit auch ihre Enttäuschung aus. Langsam, aber sicher schwinde doch die Motivation der Jugend, wie sie meint.

Für Bernhard Linzmeier, den Leobener Landjugend-Bezirksobmann, zeichnen Genossenschaften ebenfalls ein wenig dynamisches, modernes Bild: „Alteingesessene Herrenbauern und Firmenchefs vererben ihre Ämter an ihre Nachfolger innerhalb der Familie. Daher scheint es unmöglich, sich als junger Neuer in Genossenschaften zu engagieren oder ein offenes Ohr zu finden.“ Der Nachwuchsfunktionär aus Gai wünscht sich daher, dass „die alten Strukturen abgelegt werden und ein Tor für junges frisches Blut geöffnet wird.“

Bei Verbandsdirektor Heinrich Herunter rennen die Jugendvertreter mit ihren Anliegen offene Türen ein. „Zum einen wollen wir durch Informationsveranstaltungen wie bei der Landjugend oder in Schulen das Interesse an Genossenschaften weiter steigern. Wir unterstützen aber genauso die Forderung der Jungen nach mehr Mitsprachemöglichkeiten.“ Damit spricht Herunter die zahlreichen Funktionärstreffen an, bei denen immer wieder auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, Jugendvertreter ins Boot zu holen. „Die Gremien der Genossenschaften sollen ein Spiegelbild der Mitglieder sein. Daher müssen auch alle Berufs- und Altersgruppen vertreten sein.“ Einen Hoffnungsschimmer gibt es bereits: Schon lange nicht mehr waren so viele junge Funktionäre bei den Grundkursen des Raiffeisenverbandes wie heuer.

Landjugend-Agrarkreis zu Genossenschaften
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