Funktionäre stürmen Österreichs beste Uni
05.07.2013
Die ehemalige EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell informierte bei der zweiten Funktionärsplattform im heurigen Jahr über Europas Wirtschafts- und Finanzpolitik in Zeiten geringeren Wachstums.
Die ehrwürdigen Hallen der Montanuniversität sowie hochkarätige Vortragende lockten am 24. Juni gut hundert steirische Raiffeisen-Funktionäre nach Leoben zur zweiten Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark im Jahr 2013. Kein Zentimeter blieb aufgrund des großen Andranges in der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula frei.
Besonders freute sich Hausherr Rektor Wilfried Eichelseder, so viele Vertreter „Österreichs bester Bankengruppe an Österreichs bester Universität“ begrüßen zu dürfen. Die Montanuniversität wurde soeben bereits zum fünften Mal in Folge vom Wochenmagazin Format in einer Umfrage unter den Personalchefs führender österreichischer Unternehmen zur besten Universität Österreichs gekürt. Höchstnoten gebe es regelmäßig von allen Seiten für die praxisgerechte Ausbildung, so Eichelseder. „Unsere Absolventen haben die besten Karrierechancen und sind äußerst begehrt. Dementsprechend haben sich auch unsere Studierendenzahlen in den letzten Jahren beinahe verdoppelt.“ Die Bedeutung der Montanuni für die heimische Wirtschaft spiegelt sich auch in der höchsten Drittmittelquote aller heimischen Hochschulen wider.
Hauptgast der Veranstaltung war das ehemalige Mitglied des EZB-Direktoriums, Gertrude Tumpel-Gugerell. Nach Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner im März war die Top-Bankerin bereits der zweite prominente Gast aus dem Kreis der heimischen Wirtschaftsprominenz in Folge. Begleitet wurde Tumpel-Gugerell, seit wenigen Wochen auch Universitätsrätin der Montanuniversität Leoben, von Claudia Macheiner, der Direktorin der OeNB-Zweiganstalt Region Süd.
Für Tumpel-Gugerell, die sich im Anschluss auch den zahlreichen Fragen der Funktionäre stellte, wurde als Antwort auf die Wirtschafts- und Finanzkrise etwa in Form von neuen Bankenregularien bereits viel erreicht, trotzdem gebe es noch genügend zu tun. „Das Vertrauen der Politik in die Banken muss wieder gestärkt werden. Wir müssen auch die europaweit hohe Arbeitslosigkeit, vor allem im Bereich der Jugend, bekämpfen und die Investitionsnachfrage steigern.“
In Bezug auf Österreich sieht Tumpel-Gugerell die notwendigen Schwerpunkte in den Bereichen Beschäftigung, Bildung sowie im Gesundheits- und Pensionssystem. Insbesondere müsse das Pensionsalter harmonisiert und angehoben werden. Aber auch Reformen im heimischen Bankensektor und die nachhaltige Gestaltung der öffentlichen Finanzen müssen Schwerpunkte der österreichischen Regierung sein, meint Tumpel-Gugerell. Auf die Frage von Moderatorin Sabine Pelzmann, welche Empfehlung sie den anwesenden Funktionären für ihre Tätigkeit geben könne, antwortete die Expertin: „Suchen sie junge, dynamische Unternehmen und helfen Sie diesen bei Finanzierungen!“
Im Vorfeld des Impulsreferates stimmte Verbandsdirektor-Stellvertreter Hans Siebenbäck die Eigentümervertreter auf die neuen gesetzlichen Herausforderungen für Funktionäre, Geschäftsleiter und Schlüsselkräfte von Banken ein. So wird jede Raiffeisenbank zukünftig eine „Fit & Proper“-Richtlinie zu erlassen haben, die Eignung der Funktionäre regelmäßig beurteilen müssen und umfangreiche Aufzeichnungen zu führen haben. Gleichzeitig präsentierten Verbandsbildungschef Erwin Schatz und RLB-Aufsichtsratspräsident Wilfried Thoma das Funktionärskursprogramm für 2013/14 sowie die neue steirische Bildungsoffensive für Funktionäre in Zusammenarbeit mit dem Raiffeisen Campus.
Wie gewohnt blieb in Leoben trotz der beengten Verhältnisse in der Aula genügend Zeit zum gegenseitigen Informationsaustausch, der im Anschluss beim Steirischen Buffet und einem Glas kühlem Bier aus der nahe liegenden Gösser-Brauerei fortgesetzt wurde. Dieses dürfte dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Raiffeisenbank Judenburg, Josef Ehrenreich, besonders geschmeckt haben. Er hat beim Schätzspiel das Gesamtalter aller steirischer Raiffeisenbanken – dieses liegt bei 9.335 Jahren – fast auf das Jahr genau erraten und den Tagespreis abgeräumt.