Fehlender Weitblick: Pleiten sind zumeist hausgemacht
23.05.2013
Im Jahr 2012 waren über 80 Prozent der Insolvenzen hausgemacht.
Managementschwächen, falsche Entscheidungen, Fahrlässigkeit oder mangelndes Eigenkapital waren die Hauptursachen für eine Insolvenz. Nur 17 Prozent der Firmenpleiten waren auf externe oder nicht beherrschbare Umstände wie Krankheit oder höhere Gewalt zurückzuführen. Gesamt betrachtet scheiterten 1,5 Prozent der österreichischen Unternehmer.
Insgesamt wurden im Vorjahr 3.505 Insolvenzverfahren über Unternehmen in Österreich eröffnet, weitere 2.536 wurden mangels Vermögens abgewiesen. Letztere bestehen aus bereits lange geschlossenen Geschäftsbetrieben sowie Unternehmern, die zunächst versuchen weiter zu wirtschaften, aber kurze darauf aufgeben müssen. 38 Prozent aller Ursachen begründen sich auf mangelnde bzw. falsche Planung. Der fehlende kaufmännische Weitblick führe zum Scheitern und in die Insolvenz.
Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte des KSV1870, erklärt: „Die Schwankung der Ursachen ist Spiegel der Konjunktur. Die paar tausend Unternehmen, die jedes Jahr insolvent werden, sind der Schatten, den die erfolgreichen Unternehmen werfen. Erfolg soll nach der Rechtsordnung jedem zu gleichen Bedingungen offen stehen, aber er ist niemandem garantiert. Ohne Wettbewerb kein Wohlstand – ohne Wettbewerb aber auch keine Pleiten. Daher: kein Wohlstand ohne Pleiten.“
In Bezug auf das unternehmerische Risiko warnt der Kreditschutzverband KSV1870 einmal mehr vor der GmbH light, die eine Herabsetzung des Mindeststammkapitals von derzeit 35.000 auf 10.000 bedeutet. „Die Anzahl der Gründungen in Österreich darf nicht dadurch gesteigert werden, dass man substanzlose Unternehmen auf den Markt bringt. Je weniger Risikopuffer ein Unternehmen am Tag der Gründung hat, desto weniger Kapital wird ihm von Dritten zur Verfügung gestellt werden und desto weniger Fehler darf es begehen“, betont Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV Holding AG, und ergänzt: „Bei sehr wenig Kapital kann der erste Fehler schon der letzte sein. Bereits heute ist bei 13 Prozent mangelndes Eigenkapital die Insolvenzursache.“