Ex-EU-Agrarkommissar bei südsteirischer Raiffeisen-GV

03.08.2012

Mit einem ganz besonderen Gast konnte die Raiffeisenbank Gleinstätten bei ihrer diesjährigen Jubiläumsgeneralversammlung aufwarten: Ex-EU-Kommissar Franz Fischler referierte über den europäischen Einigungsprozesses und dessen Auswirkungen auf Österreich.

Am 3. Juni feierte die Raiffeisenbank Gleinstätten im Rahmen der ordentlichen Generalversammlung in der Musikhauptschule Großklein ihr 115-jähriges Bestehen auf ganz besondere Art und Weise mit hochkarätigen Gästen. Zu diesen zählten RLB-Generaldirektor Markus Mair, Verbandsrevisionsleiter Karl Pretterhofer, unzählige Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie im Besonderen der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler. Der Tiroler war von 1989 bis 1994 österreichischer Landwirtschaftsminister und danach nach dem EU-Beitritt Österreichs bis 2004 als Kommissar in der Europäischen Union für Landwirtschaft, Entwicklung des ländlichen Raumes und Fischerei zuständig.

Der bekennende Europäer Franz Fischler skizzierte in seinem Impulsreferat die Rolle der Europäischen Union als eine sehr ambivalente: "Einerseits brauchen wir mehr Europa, um unsere Interessen in einer globalisierten Welt durchzusetzen und die Nachteile der Kleinstaaterei abzubauen. Andererseits fordert ein Verlangen nach einem stärkeren Europa auch mehr Leadership und stärkt die Populisten." Für ihn steht daher eine europäische Einigung in Form eines größeren, integrierten Europas im Vordergrund. Diese Integration müsse sowohl eine wirtschaftliche Integration als auch eine Fiskalunion und eine politische Union beinhalten, meint Fischler.

Die jetzige krisenanfällige Baustelle Europa brauche auch neue politische Projekte, stellte der EU-Veteran klar: eine europäische Energiestrategie, die Erhaltung sowie den Ausbau der inneren und äußeren Sicherheit, einen Masterplan zur Bewältigung der demographischen Probleme bzw. ein europäisches Wachstumsmodell. Dieses Wachstum müsse sowohl intelligent, integrativ als vor allem auch nachhaltig sein, so Franz Fischler. Er erlaubte sich auch eine Anmerkung zur derzeitigen politischen Rollenverteilung in der EU: "Österreich sollte sich nicht immer der deutschen Meinung vorbehaltlos anschließen. Unsere eigene Meinung muss stärker deklariert werden. Aber auch ein bisschen Steirisch täte in der Europäischen Union sehr gut!"

Eine besondere Auszeichnung wurde den langjährigen Funktionären Josef Mörth und Franz Hammer zum Abschluss der Veranstaltung zuteil. Oberrevisor Karl Pretterhofer vom Raiffeisenverband Steiermark und RLB-Generaldirektor Markus Mair überreichten ihnen die Raiffeisennadel in Silber für die langjährige Tätigkeit als Funktionäre der Raiffeisenbank.