Brenna tuat's guat: Biogene Brennstoffe als Holzersatz

17.02.2012

Knapp 50 Teilnehmer trafen sich am 10. Februar zum diesjährigen Biomassetages des Raiffeisenverbandes Steiermark. Im Fokus standen diesmal biogene Brennstoffe als Alternative zu Holz.

Wie schon im Vorjahr bei der Premierenveranstaltung konnte sich Verbandsobmann Franz Titschenbacher über einen guten Besuch der Fachveranstaltung für steirische genossenschaftlich organisierte Biowärmeerzeuger im Grazer Raiffeisenhof freuen. Durch das halbtägige Programm führte diesmal der Leiter der Revisionssparte Ware/Verwertung im Raiffeisenverband, Johann Hansbauer.

Im Hauptreferat widmete sich Alfred Kindler von der Landwirtschaftsbezirkskammer Bad Radkersburg der Frage nach der "Thermischen Nutzung agrarischer Biomasse". Diese wird ganz speziell in eher waldarmen Gebieten wie der Südosteiermark groß an Bedeutung gewinnen. Hier wird schon jetzt eine Übernutzung des Waldes festgestellt. Die Verwendung agrarischer Reststoffe zur Wärmegewinnung folgt auch einem europäsichen Trend, da immer mehr Stimmen die bislang favorisierte Nutzung von Holz in einigen Regionen an ihre Grenzen stößt.

Als Alternativen kommen laut Kindler beispielsweise Energiepflanzen wie Schilfgras, Hanf oder Heu in Frage, aber auch andere landwirtschaftliche Nebenprodukte und Reststoffe wie Stroh oder Kleie. In der Steiermark setzten die Fachleute aber ganz intensiv auf die Maisspindel. Erste Versuche laufen bereits, wobei das betriebswirtschaftlich effiziente Ernten des Innenteils des Maiskolbens neben der ökologisch sinnvollen Trocknung die größte Herausforderung darstellt. Neueste Erntemaschinen schaffen es allerdings bereits, die Maisspindeln "ofenfertig" aufzubereiten.

Gerade im weiß-grünen Bundesland wären laut Kindler Maisspindeln in "Hülle und Fülle" vorhanden. "Die Maisspindel ist ja kein neuer Rohstoff, aber zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten und nun wieder interessant geworden." Den Maisreststoff sieht Kindler auch nicht als Konkurrenz, sondern als sinnvolle Ergänzung: "Dort, wo es kein Holz gibt, haben wir meistens Mais." Der Einsatz von Maisspindeln - diese können auch in Form von Pellets verwertet werden - funktioniere mit jedem Hackofen, so Kindler. Gleichzeitig erspare man sich mit dem Ernteergebnis von einem Hektar Fläche rund 700 bis 1000 Liter Heizöl, fügt er hinzu. Als wichtigste Aufgabe sieht Kindler nun die rasche Schaffung der gesetzlichen Rahmenbedinung für die Pelletsbeimischung.

Einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene im Biomasse-Bereich gab der Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Horst Jauschnegg. Für den Zeitraum bis 2035 sieht er ein Ansteigen des Energiebedarfes um 35 % bis 50 %. Die künftige Versorgungslücke aufgrund des Ölrückganges werde mit erneuerbarer Energie aufzufüllen sein, stellt Jauschnegg klar. Auch die notwendige Reduzierung der Schadstoffemissionen werde die fossilen Energieträger weiter zurückdrängen.

Das größte Problem sieht Jauschnegg gegenwärtig wie auch schon Vorredner Alfred Kindler in der teilweise noch fehlenden Standardisierung der neuen Rohstoffe zur Verwendung als Brennstoff. Bei der Maisspindel sei er aber zuversichtlich, diese noch heuer zu erlangen. Im selben Zug warnt er die Biomasseheizwerkbetreiber schon vor, dass zukünftig wahrscheinlich eine Zertifzierung des gesamten eingesetzten Heizmaterials notwendig werden könnte.

Nach der Pause, die die Teilnehmer zum regen Erfahrungsaustausch nutzten, informierte der Leiter der Abteilung Steuer im Raiffeisenverband Steiermark, Peter Leopold, über die wichtigsten steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Aspekte für Biowärmegenossenschaften. Der abschließende Veranstaltungsteil gehörte wieder dem steirischen "Urgestein" im Bereich der Wärmeliefergenossenschaften, Verbandsoberrevisor Johann Jagl.

Jagl analysierte neben den wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen die Risiken und Zukunftschancen beim Betrieb der Heizwerke. Potenzial sieht er speziell im Einsatz biogener Brennstoffe und im Bau von eigenen Mikronetzanlagen. Aber auch die Unterstützung der Wärmeversorgung mittels Solaranlagen oder die Errichtung von Photovoltaikanlagen am Betriebsgebäude könnten weitere Möglichkeiten darstellen. Wenn auch die Förderungsituation in den nächsten Jahren für bäuerliche Betriebe eher trist aussehen wird, machte Jagl den Verantwortlichen dennoch Mut: "Murmeltier Phil aus Pennsylvania hat noch mindestens sechs Wochen Kälte vorausgesagt. Das sind doch beste Voraussetzungen."