Biowärmewerke werden von höherem Ölpreis profitieren
08.03.2011
Mehr als 60 Vertreter der steirischen Biowärmegenossenschaften folgten der Einladung des Raiffeisenverbandes Steiermark zum hochkarätig besetzten Biomassetag am 1. März im Grazer Raiffeisenhof.
Über einen hervorragenden Besuch des erstmals vom Raiffeisenverband Steiermark ins Leben gerufenen Biomassetages konnten sich Verbandsobmann Franz Titschenbacher und Verbandsdirektor Heinrich Herunter freuen. Deutlich mehr als die Hälfte aller steirischen genossenschaftlich organisierten Biowärmeerzeuger – derzeit zählt der Raiffeisenverband in dieser Sparte 80 Mitglieder – nahmen mit einem oder mehreren Vertretern an der Premierenveranstaltung teil.
Im viel beachteten Hauptreferat ging der Vorsitzende des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Horst Jauschnegg, ganz speziell auf die aktuellen Förderungsrichtlinien und den Stellenwert der Bioenergie als bereits wichtigster Energieträger in Österreich ein.
Von den politischen Verantwortungsträgern fordert Jauschnegg mehr gesamtheitliches Denken bei der Forcierung nachhaltig erneuerbarer Energieträger wie Wasserkraft, Wind, Sonne und auch Biomasse ein. Auch dem energieeffizienten Bauen und der thermischen Sanierung müsse politisch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Allerhöchster Handlungsbedarf sei für den führenden heimischen Biomassespezialisten auch bei der Förderung der Photovoltaik über das Ökostromgesetz gegeben.
Im Bereich der Energie aus Biomasse erkennt Horst Jauschnegg, gleichzeitig auch Energieexperte der steirischen Landwirtschaftskammer, eine zunehmende Verlagerung zur Verarbeitung der Rohstoffe zur Stromgewinnung oder als Treibstoffe. Auch würden zukünftig vermehrt landwirtschaftliche Produkte eingesetzt werden anstatt der bislang hauptsächlich forstlichen Materialien.
Auf die Betreiber von Bioheizwerken sieht Jauschnegg ganz besondere zukünftige Herausforderungen zukommen: „Die besten Standorte sind sicher schon gebaut. Nun gilt es, der sinkenden Wärmeabnahme aufgrund der besser gedämmten Gebäude durch eine Netzverdichtung abzufedern.“ Großes Potential hätten aber auch kleinräumige Biowärmenetze für öffentliche Gebäude oder Siedlungen.
Für einiges Nachdenken unter den teilnehmenden Heizwerkbetreibern sorgten die Versicherungsexperten Harald Kropik und Walter Maurer vom Raiffeisen-Versicherungsmaklerdienst RVS. Während die meisten Anlagen gegen Feuer versichert sind, würden nur wenige Betreiber eine Betriebsunterbrechungsversicherung abschließen. „Vor allem der Schaden aus dem Stillstand ist oft um ein vielfaches höher als der Brandschaden“, weiß Maurer aus der leidlichen Praxis zu berichten.
Nach der von Verbandsdirektor-Stellvertreter Hans Siebenbäck vorgetragenen eher trockenen Materie des Genossenschaftsrechtes hatte abschließend Johann Jagl, der Biowärmeexperte unter den Verbandsrevisoren, mit seinen pointierten Aussagen bei der Betrachtung betriebswirtschaftlicher Kennzahlen die Lacher auf seiner Seite.
Gerade in Zeiten gekürzter Förderungen könne man in unserem Bundesland die Situation doch eher beruhigt beobachten, da man von steirischer Seite her immer auf eine gute Eigenmittelausstattung der Genossenschaften Wert gelegt habe, so Jagl. Auch die rasant steigenden Preise für fossile Brennstoffe kämen den Biowärmeerzeugern zu Gute.
Besondere Spannungen könnten sich für Jagl aber mit den Gemeinden auftun. „Diese drängen immer mehr auf einen raschen Netzausbau und erwarten sich vielfach auch ein Entgegenkommen für Hilfen in der Startphase. Gleichzeitig werden die Förderungen für den Ausbau immer geringer.“ Zusätzlich würden die bäuerlichen Wärmeerzeuger die vermehrte Konkurrenz um das Hackgut durch große Energieversorger zu spüren bekommen, meint Jagl, der gleichzeitig auch eine verstärkte Einbindung der jungen Generation in die Führung der Biowärmegenossenschaften fordert.