AHS-Lehrer: Praxisnahe Fortbildung an der Grenze

29.05.2013

Vor neun Jahren trat Slowenien der EU bei. Die Entwicklung der steirischen Grenzregion seit der EU-Erweiterung beleuchtete ein vom Raiffeisenverband Steiermark organisierter Fortbildungstag für steirische AHS-Wirtschaftskundelehrer.

Gut 30 steirische AHS-Lehrer folgten am 16. Mai der Einladung von Verbandsbildungschef Erwin Schatz nach Straß, um beim diesjährigen Geographen- und Wirtschaftskundetag mit verschiedensten hochkarätigen Experten über die Auswirkungen des EU-Beitritts Sloweniens auf die südsteirische Grenzregion zu diskutieren.

Den Anfang machten die Gastgeber der vormittaglichen Vortragsreihe: die Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Straß-Spielfeld, Hans Rauscher und Alois List. Sie stellten zum einen das im Vorjahr neu gestaltete Bankgebäude sowie das gesamte Institut vor, nutzten aber auch die Gelegenheit, den Teilnehmern die Sonderstellung einer regionalen Raiffeisenbank in Grenzlage näher zu bringen. So hat die Einführung des Euro in Slowenien den einst starken Valutenhandel im Grenzraum fast gänzlich zum Erliegen gebracht. Auch die instabile Wirtschaftslage in Ex-Jugoslawien geht nicht spurlos - insbesondere im Kreditgeschäft - an den Banken vorbei.

Bürgermeister Reinhold Höflechner, gleichzeitig auch Obmann der Raiffeisenbank Straß-Spielfeld diskutierte mit den teilnehmenden Lehrern über die Veränderungen auf kommunaler Ebene aus Sicht der 2000-Einwohner-Gemeinde Straß in Steiermark. Laut Höflechner sei bis zum Jugoslawien-Krieg 1991 eine sehr positive wirtschaftliche Entwicklung feststellbar gewesen, die sich nach der Selbständigkeit Sloweniens weiter abgeschwächt habe. "Seit dem Jahr 2005 ist aber ein positiver Bevölkerungszuzug aus Slowenien zu registrieren", so der Bürgermeister der Grenzgemeinde.

Trotz Niedergang des Kommunismus und der gefallenen Grenzkontrollen wird die Erzherzog-Johann-Kaserne in Straß ausgebaut. Davon konnte der Leiter der Kaserne, Oberstleutnant Bernhard Köffel, aus erster Hand berichten. Der Sitz des Jägerbataillons 17 hat speziell während des Jugoslawien-Konfliktes aufgrund der Grenzverletzungen eine besondere Bedeutung übernommen. Heute wird eine intensive Partnerschaft mit den slowenischen Kollegen in Maribor gelebt.

Eine Betrachtung aus wirtschaftlicher Sicht gab Lukas Leinich von Seiten der Wirtschaftskammer-Regionalstelle Südsteiermark ab. Mit einem Anteil von 48 % aller Auslandsdirektinvestitionen ist Österreich der wichtigste Investor in Slowenien. Derzeit betreiben über 700 heimische Unternehmer Niederlassungen im südlichen Nachbarland, während im Gegenzug 840 slowenische Unternehmer Dienstleistungsunternehmen - speziell im Bau- und Baunebengewerbe - in Österreich registrieren haben lassen.

Der Obmann der Bezirkskammer für Land- und Forstwirtschaft, Siegfried Klobassa, brachte den Teilnehmern die Situation der Landwirtschaft näher. Besondere Bedeutung in der Region spielen der Weinbau sowie der Anbau von Mais bzw. Ölkürbis. Die Entwicklung der Nitratwerte im Grundwasser war zuletzt sehr zufrieden stellend, generell aber hat die Landwirtschaft der Region im Vorjahr speziell unter der großen Trockenheit im Frühjahr ganz besonders gelitten.

"Die Delikte nehmen laut Kriminalitätsstatistik deutlich ab." Einen positiven Bericht über die Entwicklung der Sicherheitslage seit dem Schengen-Beitritt Sloweniens konnte der Leibnitzer Bezirkshauptmann Manfred Walch liefern. Dazu beigetragen haben die Verlegung des Sicherheitsgürtels ins Inland samt massiver Grenzkontrollen im Hinterland.

Nach einem schmackhaften Mittagessen in der Erzherzog-Johann-Kaserne, bei dem sich jeder Lehrer am Buffet bedienen durfte, ging es weiter Richtung Süd-Osten in die Grenzstadt Bad Radkersburg. Zuvor wurde in der Kaserne noch so manches militärisches Gerät durch Oberstleutnant Köffel erklärt und den Teilnehmern vom Militärtrio der Marsch geblasen.

Der Nachmittag stand unter kulturellen Gesichtspunkten mit einem Stadtrundgang durch Bad Radkersburg. Eingestimmt hat man sich darauf in der Raiffeisenbank Bad Radkersburg-Klöch bei einer Führung durch die Hauptanstalt von Geschäftsleiterin Romana Gschiel-Hötzl. Pointiert und erlebnisreich gestaltete die Leiterin des "Museums im alten Zeughaus", Beatrix Vreca, die Führung durch die "neue alte Grenzstadt" Bad Radkersburg.

Obligatorisch gemütlich klang der Tag mit einem gemütlichen Abschluss in einer Buschenschank aus. Diesmal ging es zur Buschenschank Markowitsch in Bad Radkersburg, wo man sich über den informationsreichen Tag noch lange austauschte.