Presseinformation anlässlich des Verbandstages am 4. Oktober 2023

 

Tradition und Zukunft: Raiffeisen ist „am Puls der Zeit“

Die Vielfalt und Modernität der steirischen Raiffeisen-Genossenschaften stand im Mittelpunkt dies diesjährigen Verbandstag des Raiffeisenverbandes Steiermark in Raaba-Grambach. In einem Blick auf die Zukunft wurde gemeinsam mit Trendforscher Tristan Horx vor allem den vielen Herausforderungen unserer Zeit nachgegangen, auf die Genossenschaften eine zeitgemäße Antwort geben.

Mehr als 300 Gäste, darunter viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft wie Ex-Vizekanzler Josef Riegler, Landtagsabgeordneter Hubert Lang und RLB-Chef Martin Schaller kamen am 4. Oktober zum diesjährigen Verbandstag nach Raaba-Grambach, zu dem Verbandsobmann Franz Titschenbacher eingeladen hatte. Die Veranstaltung stand heuer unter dem Motto „Am Puls der Zeit“, um neben der langen Tradition und Historie der Raiffeisen-Idee in der Steiermark zahlreiche Herausforderungen, bei denen die vielen Genossenschaften im Bundesland eine zeitgemäße Antwort im Sinne der Kunden und Mitglieder geben, zu beleuchten. Die Vielfalt und Modernität der knapp 300 genossenschaftlich organisierten Betriebe in der Steiermark wurde auch in einem Film, bei dem die Zukunftsthemen Schüler:innen- und Energiegenossenschaften eine große Rolle spielten, demonstriert.

„Raiffeisen hat es durch Jahrzehnte hinweg immer wieder gelebt und gezeigt, dass Stimmungsbilder und Bewegungen in unserer Gesellschaft zu Chancen und Möglichkeiten werden, die Weiterentwicklung bedeuten. Sie zeugen immer wieder davon, dass die Raiffeisen-Familie am Puls der Zeit ist“, so Verbandsobmann Franz Titschenbacher. Für Titschenbacher seien die genossenschaftlichen Grundwerte Regionalität, Solidarität und Eigenverantwortung zeitlos gültig und der Auftrag, sich stets mitgestaltend zu positionieren und weiterzuentwickeln: „Die Raiffeisen-Idee hat Tradition und Zukunft.“

Als verlässlichen Eckpfeiler des Genossenschaftswesens nannte Verbandsdirektor Peter Weissl die Genossenschaftsrevision: „Sie ist Garant für das fundamentale Vertrauen in die steirischen Genossenschaften.“ Weissl betonte auch die große Chance, welche die Gründung von Energiegenossenschaften künftig bieten wird, um einen nachhaltigen Beitrag zu mehr Energieunabhängigkeit leisten zu können. Dafür sei man als Genossenschaftsrevisionsverband gerüstet und bereit tatkräftig mitzuhelfen, wenn gerade die Gemeinden und deren Bürgermeister nach Lösungen in diesem Bereich suchen.

Genossenschaftliche Grundwerte bieten viel Zukunftspotenzial

Einen langfristig mehr als zuversichtlichen Blick auf die Zukunft zeichnete der renommierte Trendforscher Tristan Horx: „Die Kinder von heute, die ‚Generation Alpha‘, werden eine sehr hohe Lebenserwartung haben, länger gesund bleiben und den höchsten Bildungsstandard aufweisen. Sie wird auch vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren und die künstliche Intelligenz als selbstverständliche Normalität in ihr Leben integrieren.“ Für die heutigen Jugendlichen, die „Generation Z“ sei der Ausblick aber deutlich pessimistischer. Vor allem die finanzielle Lage stelle sie sehr unzufrieden. Daher bräuchte es neue Gedanken und Wege, wie die Jugend zu mehr Geld käme, um sich frühzeitig etwas aufbauen zu können.

Tristan Horx berichtet auch von einem gesellschaftlichen Wandel innerhalb der Altersgruppen: „Die Generation Z denkt wieder zunehmend konservativer. Gerade die Werte Gemeinschaft, Sicherheit, Leistungsbewusstsein, Ökologie und Regionalität werden von der jungen Generation ganz besonders geschätzt.“ Dies decke sich stark mit den Grundwerten von Genossenschaften und biete daher viel Potenzial, so der Trendforscher. Auch das Leben am Land und der Bezug zur Region würden mehr Bedeutung gewinnen, da viele die Vorzüge in den letzten Jahren erkannt hätten und die technischen sowie infrastrukturellen Voraussetzungen immer besser würden, um dies mit dem Arbeitsleben in Einklang zu bringen, meint Horx.

 

Wirtschaftliche Entwicklung im Genossenschaftsbereich:

Als stets verlässlicher Partner der steirischen Wirtschaft haben sich im Bankensektor die inzwischen 45 selbständigen Raiffeisenbanken im Verbund mit der Raiffeisen-Landesbank Steiermark erwiesen. Mit abermals beachtlichen Steigerungen bei den Ersteinlagen auf 16,5 Milliarden und bei den Ausleihungen auf 14,3 Milliarden Euro sind die steirischen Raiffeisen-Primärbanken bei einer Gesamtbilanzsumme von 20,5 Milliarden Euro weiterhin führend in Geldangelegenheiten. Das Betriebsergebnis betrug 231 Millionen Euro oder 1,16 % der durchschnittlichen Bilanzsumme und erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr – positiv beeinflusst von der geänderten Zinslandschaft – um 61 Millionen Euro. Das EGT lag bei 168 Millionen Euro oder 0,85 % und lag nur geringfügig unter dem Vorjahreswert. Das zweite Halbjahr 2022 stand bereits unter den ersten Folgewirkungen der mit August des Vorjahres in Kraft getretenen, von der Finanzmarktaufsicht (FMA) erlassenen Verordnung für nachhaltige Vergabestandards bei der Finanzierung von Wohnimmobilien (KIM-VO). Diese hat seither zu einer spürbaren Reduktion der Kreditvergaben an Privatpersonen in diesem Segment geführt.

Der Lagerhausbereich konnte nach den satten Umsatzsteigerungen im Vorjahr abermals stark zulegen und mit einem Zuwachs von 20,4 % auf 1,06 Milliarden Euro erstmals die Milliarden-Marke knacken. Die hohen Umsatzzuwächse waren in einzelnen Sparten auf merkliche Preisanstiege zurückzuführen. Das Ergebnis vor Steuern im Ausmaß von 22,0 Millionen Euro oder 2,1 % der Betriebsleistung lag damit nochmals leicht über dem guten Wert des Vorjahres. In den Aus- und Umbau sowie in die Sanierungen der Lagerhäuser wurden steiermarkweit im Jahr 2022 23,8 Millionen Euro investiert.

Die Molkereisparte wurde im Jahr 2022 mit 556.000 Tonnen Rohmilch beliefert. Während die Anliefermenge um 3,1 % anstieg, reduzierte sich die Anzahl der Milchlieferanten im Geschäftsjahr 2022 um etwas mehr als drei Prozent auf 3.631. Damit setzte sich der seit Jahren beobachtbare Trend in der Landwirtschaft im Vorjahr kontinuierlich fort. Die Milchanlieferung pro Betrieb hingegen stieg weiter an und betrug bereits knapp 153.000 Kilogramm im Jahresverlauf. Die Milchpreisentwicklung zeigte im Jahresverlauf 2022 einen deutlichen Anstieg. Seit Jahresbeginn 2023 sank der Milchpreis andauernd und pendelte sich in den Sommermonaten im Durchschnitt bei rund 50 Cent/kg netto ein. Die Betriebsleistung der steirischen Molkereien ist im Jahr 2022 um 17,8 % auf 274,5 Millionen Euro angestiegen. Das operative Ergebnis der steirischen Molkereien lag im Jahr 2022 in Summe wiederholt im negativen Bereich und hat sich gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert. Die Gründe dafür lagen in höheren Rohstoff-, Energie- und Personalaufwendungen.

Einen Gesamtumsatz von 22,7 Millionen Euro erwirtschafteten die 78 Biowärme- und Hackschnitzelbetriebe und versorgten dabei mehr als 5.600 Kunden mit natürlicher Wärme. Insbesondere der im Februar 2022 ausgebrochene Ukraine-Konflikt hat zu einer enormen Nachfrage nach erneuerbarer Energie geführt, die wiederum umfangreiche Neu-, Aus- und Umbauten in Gang setzte. Steiermarkweit wurden in Summe 17,1 Millionen Euro investiert, was einem Zuwachs von 35 % entspricht. Auch für die Folgejahre sind umfangreiche Investitionen in Heizanlagen und Netzerweiterungen geplant. Die Betriebsleistung wuchs um 1,4 Millionen Euro auf 22,7 Millionen Euro an. Im Sinne des genossenschaftlichen Fördergedankens wurden in diesem Bereich nur die zur Abwicklung eines ordnungsgemäßen Geschäftsbetriebes notwendigen Gewinne erwirtschaftet. Trotz deutlicher Indexanpassungen bei den Wärmepreisen lag das Ergebnis vor Steuern auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr und betrug insgesamt 2,1 Millionen Euro.

Bei den sonstigen vom Raiffeisenverband Steiermark zu prüfenden Mitgliedsbetrieben ist die wirtschaftliche Lage insgesamt stabil. Vereinzelte Betriebe erfuhren überdurchschnittlich hohe Aufwandsbelastungen in den Bereichen Energie-, Personal- und Finanzierungskosten.

 

Fakten:

Der Raiffeisenverband Steiermark mit seinen 103 Mitarbeitern vertritt die Interessen von derzeit 286 Mitgliedern, davon

  • 46 Bankengruppe-Betriebe (45 Primärbanken zzgl. RLB Steiermark) mit 231 Bankstellen,
  • 20 Warengruppe-Betriebe
  • 86 Energieerzeugungsbetriebe
  • 20 Verwertungsbetriebe
  • 63 Nutzungsbetriebe
  • 51 sonstige Mitgliedsbetriebe.

Diese Genossenschaften zählen fast 600.000 Mitglieder. Damit ist statistisch gesehen jeder zweite Steirer Mitglied einer Raiffeisen-Genossenschaft. Rund 6.400 Arbeitnehmer (davon fast 2.800 im Bankenbereich der Primärebene) und 2.900 ehrenamtliche Funktionäre sind derzeit bei diesen Genossenschaften tätig. Zusätzlich werden drei Schüler:innen-Genossenschaften (zwei in Graz, eine in Bruck/Mur) betreut, mit denen der Raiffeisenverband Steiermark über Kooperationsvereinbarungen eng verbunden ist. Das Leistungsangebot des Raiffeisenverbandes Steiermark umfasst die Bereiche Prüfung und Genossenschaftsrevision, Aus- und Weiterbildung sowie Beratungsleistungen in rechtlichen, steuerlichen und organisatorischen Fragen.

 

Fotos:

zu den Pressefotos

 

Kontakt:

Mag. Armin Friedmann
Raiffeisen-Platz 11
8074 Raaba
Tel.: (0316) 8084-17 oder 0650 4753253
Mail: