Presseinformation anlässlich des Verbandstages am 28. September 2012

 

Raiffeisenverband zelebriert "Jahr der Genossenschaften"

Ganz im Zeichen des von der UNO ausgerufenen „Internationalen Jahres der Genossenschaften 2012“ stand der diesjährige Verbandstag des Raiffeisenverbandes Steiermark. Die steirischen Genossenschaften haben sich als krisenfeste Wirtschaftsform bewährt. Als „Erfolgsmodell mit Zukunft“ erwartet man zahlreiche Neugründungen.

Rund 450 Gäste waren wieder in den Grazer Messe Congress zum alljährlichen Verbandstag des Raiffeisenverbandes Steiermark gekommen. Dieser stand diesmal unter dem Motto „kooperieren+profitieren – Erfolgsmodell Genossenschaft“. Der Einladung von Verbandsobmann Franz Titschenbacher, der auch durch die Veranstaltung führte, waren unter anderem Landesrat Johann Seitinger, Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski, der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl sowie die Landtagsabgeordneten Eva-Maria Lipp, Erwin Dirnberger und Eduard Hamedl gefolgt. Selbstverständlich durfte auch die gesammelte Raiffeisen-Familie mit dem RLB-Vorstandsteam an der Spitze nicht fehlen.

„Genossenschaften zeigen, dass es möglich ist, Wirtschaftlichkeit mit sozialer Verantwortung zu verbinden.“ Mit diesen Worten wies Verbandsobmann Franz Titschenbacher gleich zu Beginn des Verbandstages auf die weltweite Bedeutung von Genossenschaften hin. Immerhin sind weltweit fast 900 Millionen Menschen Mitglieder in Genossenschaften.

Das stabile Gleichgewicht zwischen Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung auf demokratischer Basis mache Genossenschaften daher auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsmodell des 21. Jahrhunderts, so Titschenbacher. Trotz dieser positiven Zukunftsaussichten appelliert der Verbandsobmann, ein modernes europäisches Genossenschaftsrecht zu schaffen, und verlangt vermehrt Maßnahmen zur Verbesserung des Images von Genossenschaften.

In seinem Bericht unterstrich Verbandsdirektor Heinz Herunter, dass sich Genossenschaften nicht nur wegen der gesetzlichen Revision, sondern vor allem wegen ihrer langfristigen, regionalen Ausrichtung als deutlich insolvenzresistenter erwiesen haben als andere Rechtsformen. Als wirtschaftliche Antwort in der gegenwärtigen Krisenzeit setze man zukünftig verstärkt auf die Gründung neuer Genossenschaften, so Herunter. „Wer kooperiert, profitiert!“ lautet das Motto einer neuen Offensive.

Eine differenzierte Vorgehensweise fordert der Verbandsdirektor bei der Schaffung einer europäischen Bankenunion. Hier gelte es, die Besonderheiten regionaler Banken mit geringeren Risiken zu berücksichtigen. Auch spricht sich Herunter gegen die Einführung eines europaweiten Haftungsverbundes ohne vorherige Schaffung einer Fiskalunion aus. „Eigenmittel, die über mehr als 100 Jahre mit konservativen Geschäften angehäuft wurden, dürfen nicht risikofreudigen Banken in schwachen Ländern zu Gute kommen.“

Hervorgehoben hat Herunter auch das beachtliche Steueraufkommen der steirischen Raiffeisen-Genossenschaften im Jahr 2011. An den Fiskus wurden über 90 Millionen Euro abgeliefert.

Der von Herunter vorgestellte Jahresabschluss des Raiffeisenverbandes für 2011 hob trotz der wirtschaftlich allgemein turbulenten Zeiten die kostenbewusste Unternehmensführung des Non-Profit-Unternehmens hervor.

In einer bunt besetzten Diskussionsrunde unter der Leitung von Bernadette Tischler diskutierten Vertreter aus dem In- und Ausland über Herausforderungen bei der Gründung von Genossenschaften, Möglichkeiten zur Förderung von Mitgliedern, Chancen und Risiken sowie die Zukunftsaussichten der Rechtsform Genossenschaft.
In Sachen Neugründungen könne man sich in Österreich abgesehen von liberaleren Bestimmungen speziell in der Beratung und Vermarktung noch etwas vom Boomland Bayern abschauen, ließ Gründungsexperte Klaus Hein vom Genossenschaftsverband Bayern erkennen.

Bestätigt wurde dies von Roland Seepacher, dem Gründungsobmann der ersten österreichischen Photovoltaik-Genossenschaft in Judendorf-Straßengel. Er setzt bei seiner Genossenschaft auf verstärkte Mitsprache der Mitglieder im Gegensatz zu klassischen Bürgerbeteiligungsmodellen. Als Grund für die Wahl gerade dieses Geschäftsmodells nannte er: „Ein Kopf, eine Stimme. Alle sind gleichberechtigt.“

Für Raiffeisenbanken gelte es, trotz immer stärker werdenden Kostendrucks durch innovative Lösungen die Nähe zum Kunden aufrecht zu erhalten, betonte der Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Mittleres Mürztal, Hubert Stieninger. „Unser Geschäftsmodell basiert auf Sicherheit, Regionalität und Nachhaltigkeit. Bei uns sind Kunden und Mitglieder fast ident. Wir machen viel für die Region und helfen mit, dass sich Orte und Regionen weiter entwickeln“, erklärte Stieninger.

Dass man die Idee der Genossenschaft auch exportieren kann, das bekundete der kosovarische Genossenschaftspionier Mustafe Kastrati. Mit Hilfe von Raiffeisen und dem österreichischen Bundesheer gründete er in seiner Heimat Genossenschaften, damit sich die Menschen nach Krieg und Zerstörung neue Existenzen aufbauen können. „Unsere ‚Hilfe zur Selbsthilfe’ greift. Wir haben bereits erste Erfolge bei Wasser- und Honigmelonen sowie bei Paprika. Das spornt unsere Leute enorm an.“ Genossenschaftsverband gibt es im Kosovo übrigens noch keinen, der soll aber bald entstehen.

Wie schon in den beiden Jahren zuvor war der Verbandstag auch wieder dem Genossenschaftswesen einer steirischen Region gewidmet. Diesmal präsentierte sich das Mur-/Mürztal mit seiner genossenschaftlichen Vielfalt sowohl in Wort als auch in Bildern mittels eines 13-minütigen Filmes bzw. mit seinen regionalen Köstlichkeiten beim anschließenden Buffet.

 

Wirtschaftliche Entwicklung im Genossenschaftsbereich:

Als verlässlicher Partner der steirischen Wirtschaft haben sich im Jahr 2011 im Bankensektor die 86 selbständigen Raiffeisenbanken trotz immer schwieriger werdender Rahmenbedingungen erwiesen. Mit konstanten Ersteinlagen von 10,7 Milliarden und den auf 9,0 Milliarden Euro gestiegenen Ausleihungen sind die steirischen Raiffeisenbanken bei einer Gesamtbilanzsumme von 14,1 Milliarden Euro führend in Geldangelegenheiten. Das Betriebsergebnis betrug 0,99 % der durchschnittlichen Bilanzsumme.

In der Molkereisparte fielen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus. In Summe konnte ein EGT von 185.000 Euro erzielt werden. Die operativ tätigen Molkereien übernahmen 2011 von den Erzeugern als solider, verlässlicher Partner der Landwirte zusammen 411.000 Tonnen Milch und damit um gut ein Prozent mehr als im Vorjahr. Nach der erfreulichen Entwicklung des Erzeugermilchpreises im Jahr 2011 mussten aktuell jedoch wieder Preisrückgänge in Kauf genommen werden. Deutlich gesteigert werden konnten zuletzt hingegen die Exportzahlen.

Im Lagerhausbereich konnten die beachtlichen Umsatzsteigerungen im Jahr 2010 fortgeschrieben werden. Die Umsätze wurden um 9 % auf 736 Millionen Euro gesteigert. Das durchschnittliche EGT betrug 1,1 % der Betriebsleistung oder rund 8 Millionen Euro. Mit den 115 Verkaufsstellen und 33 Werkstätten waren die Raiffeisen-Lagerhäuser wieder ein wertvoller Nahversorger im ländlichen Raum.

Einen Gesamtumsatz von rund 13 Millionen Euro erwirtschafteten die 99 Verwertungsgenossenschaften, darunter 80 Biowärme- und Hackschnitzelbetriebe. Die im Jahr 2011 erwirtschafteten Bilanzgewinne trugen bis auf wenige Ausnahmen zu einer weiteren Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage der Genossenschaften bei.

 

Fakten:

Der Raiffeisenverband Steiermark mit seinen 89 Mitarbeitern betreut derzeit 330 Mitglieder, davon

  • 84 Raiffeisenbanken mit 321 Bankstellen,
  • 5 Warengenossenschaften,
  • 99 Verwertungsgenossenschaften,
  • 81 Nutzungsgenossenschaften und
  • 61 sonstige Genossenschaften bzw. Mitglieder anderer Rechtsformen.

Diese Genossenschaften haben fast 600.000 Mitglieder. Damit ist statistisch gesehen jeder zweite Steirer Mitglied einer Raiffeisen-Genossenschaft. Rund 5.500 Arbeitnehmer (davon mehr als 2.200 Bankenbereich der Primärebene) und 3.600 ehrenamtliche Funktionäre sind derzeit bei diesen Genossenschaften tätig.

 

Kontakt:

Mag. Armin Friedmann
Raiffeisen-Platz 11
8074 Raaba
Tel.: (0316) 8084-17 oder 0650 4753253
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