Presseinformation anlässlich des Verbandstages am 24. September 2010

 

Geprüfte Qualität bei Raiffeisen

Mit Bravour hat der Raiffeisenverband Steiermark die erstmals gesetzlich vorgeschriebene externe Qualitätsprüfung bestanden. Qualität wird auch von den verschiedensten Mitgliedsbetrieben produziert. Die Motivforscherin Sophie Karmasin unterstrich in ihrem Gastreferat die Bedeutung von Gütesiegeln.

Gut 450 Gäste, darunter zahlreiche Prominenz aus Politik und Wirtschaft wie Bauernbund-Chef Fritz Grillitsch, Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski und der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl wohnten gleich einer doppelten Premiere beim diesjährigen Verbandstag unter dem Motto „Geprüfte Qualität“ bei: Erstmals führte der im Vorjahr neu gewählte Verbandsobmann Franz Titschenbacher durch die Veranstaltung, zu der sich auch die gesammelte österreichische Raiffeisen-Familie mit ÖRV-Generalsekretär Ferry Maier und RLB-Vize Friedrich Lengger an der Spitze einfand. Ebenfalls neuartig war der Verbandstag dem Genossenschaftswesen einer steirischen Region gewidmet. Den Anfang dabei machte das Ennstal mit seiner genossenschaftlichen Vielfalt, das sowohl in Wort als auch in Bildern mittels Film bzw. mit seinen regionalen Köstlichkeiten beim anschließenden Buffet präsentiert wurde.

In seinem Bericht ging Verbandsobmann Franz Titschenbacher auf die durchlebte weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ein. Gerade hier habe sich laut Titschenbacher die Philosophie Raiffeisens, Nachhaltigkeit im Denken und Handeln und die Begleitung von Kunden und Mitgliedern in schwierigen Zeiten anstatt kurzfristiger Erfolgskennzahlen und Gewinnmaximierung als richtig erwiesen. Gleichzeitig appellierte er auch, den genossenschaftlichen Grundgedanken der Solidarität und regionalen Verankerung an die Jugend weiterzugeben.

Deutliche Worte fand Franz Titschenbacher zu aktuellen politischen, vom Wahlkampf geprägten Wortmeldungen, in der Banker undiffernziert als „Sozialschmarotzer“ verunglimpft werden. „Dies trifft mit Sicherheit nicht auf die Verantwortungsträger in unseren steirischen Raiffeisenbanken zu. Allein schon die kleinen Strukturen und die regionale Verankerung, die soziale Kontrolle innerhalb der Bevölkerung, der gelebte genossenschaftlichen Förderauftrag und nicht zuletzt die Gebarungsprüfung des Raiffeisenverbandes Steiermark sprechen gegen diese pauschale Verurteilung.“

Geprägt vom Motto des Verbandstages – „Geprüfte Qualität“ – waren die Ausführungen von Verbandsdirektor Heinrich Herunter. Er hob dabei die qualitätsbewusste Arbeit in den steirischen Raiffeisen-Genossenschaften hervor, auf die der Raiffeisenverband Steiermark als Prüfungsorganisation ein sehr wachsames Auge werfe. „Geprüfte Qualität“ stehe nun auch für den Raiffeisenverband Steiermark. „Besonders stolz sind wir daher, vom Branchengiganten PricewaterhouseCoopers (PwC), einer der „Big Four“-Prüfungsgesellschaften, als externem Qualitätsprüfer ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt bekommen zu haben“, freut sich Herunter.

„Was nicht dokumentiert ist, gilt als nicht geprüft“, so lautet mittlerweile die neue Leitmaxime in jedem Prüfungsbetrieb, betont Herunter. Dies habe zu einem erheblichen Dokumentationsmehraufwand geführt. Vom nun erreichten, geprüften Qualitätsstandard könne und dürfe es aber kein zurück geben, macht der Verbandsdirektor allen Anwesenden klar.

Auf die heimischen Kleinbanken – selbst Leidtragende und nicht Auslöser der Krise – kämen angesichts neuer drohender Bankenabgaben und den mit „Basel III“ verschärften Eigenmittelvorschriften besondere Herausforderungen zu, wirft Verbandsdirektor Heinrich Herunter einen Blick in die nähere Zukunft. „Dabei haben sich die auf das urtypische Bankgeschäft ausgerichteten Genossenschaftsbanken wie unsere regional tätigen Raiffeisenbanken im Gegensatz zu den großen Investmentbanken mit ihrem kurzfristig ausgerichteten ‚Casino-Kapitalismus’ als sicherer Hort erwiesen.“

Der von Herunter vorgestellte Jahresabschluss des Raiffeisenverbandes für das Jahr 2009 hob trotz der wirtschaftlich allgemein turbulenten Zeiten die kostenbewusste Unternehmensführung des Non-Profit-Unternehmens hervor, die auch vom Generalrevisor des Österreichischen Raiffeisenverbandes, Hans Chaloupka, bestätigt wurde.

In ihrem Gastreferat ging die aus den Medien bekannte Motivforscherin Sophie Karmasin auf die Frage „Welche Werte haben noch Wert?“ – insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten – ein. Die Finanz- und Wirtschaftskrise lasse uns umdenken, eine dramatische Werteverschiebung sei seit 2009 erkennbar, so die Geschäftsführerin der Karmasin Motivforschung. „Österreicher schätzen Werte wie Sicherheit, Vertrauen, aber auch Verantwortung und Gerechtigkeit als besonders wichtig ein. Kurzfristig erreicht Leistung wieder einen besonderen Stellenwert“, betont Karmasin. Auch bei Lebensmitteln seien die Trends in diesem Kontext zu sehen: Die Entwicklung gehe noch weiter in Richtung Gesundheit, Qualität, Verantwortung, Natur/Bio und Regionalität. Das Bedürfnis, auch bei Lebensmitteln die richtige Qualität zu kaufen sei also gerade in turbulenten Zeiten stark.

Auch bei den Fragen „Was bedeutet Qualität bei Lebensmitteln?“ und „Welchen Wert haben Gütesiegel?“ gab Sophie Karmasin klare Antworten: Hier seien die österreichische Herkunft, die Frische, die Natürlichkeit ein wesentlicher erster Indikator. Leider seien aber fast 70 % der Österreicher überzeugt, dass sich die Qualität von Lebensmitteln nur schwer erkennen lasse. Bekannte, vertrauenswürdige und aussagekräftige Gütesiegel würden bei der Kaufentscheidung demzufolge hilfreich sein. „Gute Gütezeichen geben Orientierung und Sicherheit in unüberschaubaren Märkten. Sie signalisieren objektive Qualität und deren Kontrolle. Allerdings ist die Inflation an Gütezeichen bald ebenso unübersichtlich wie die Märkte, auf die sie sich beziehen. Der Wert eines Gütesiegels liegt also neben seiner klaren Positionierung auch in der hohen Bekanntheit“, so Karmasin.

 

Wirtschaftliche Entwicklung im Genossenschaftsbereich:

Als verlässlicher Partner der steirischen Wirtschaft haben sich im Bankensektor die 88 selbständigen Raiffeisenbanken trotz schwieriger Rahmenbedingungen gezeigt. Mit Ersteinlagen von 10,5 Milliarden und Ausleihungen von 8,3 Milliarden Euro sind die steirischen Raiffeisenbanken bei einer Gesamtbilanzsumme von 13,7 Milliarden Euro führend in Geldangelegenheiten. Sowohl das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) als auch der Eigenmittelanteil haben sich 2009 positiv entwickelt.

In der Molkereisparte hatten die steirischen genossenschaftlichen Milchbetriebe mit deutlichen Umsatzrückgängen zu kämpfen. Erfreulicherweise konnten dennoch alle heimischen Molkereien im Spannungsfeld zwischen geringen Verkaufspreisen und der Ausbezahlung noch relativ entsprechender Erzeugermilchpreise allesamt Gewinne schreiben. Die operativ tätigen Molkereien haben 2009 zusammen 396.100 Tonnen Milch und damit um 0,5 % mehr als im Vorjahr von den Erzeugern übernommen. Davon wurden an die Berglandmilch 160.300 Tonnen aus der Steiermark geliefert. Für das heurige Jahr zeichnet sich aus Sicht der Milchhöfe und der Lieferanten eine leichte Entspannung ab.

Ebenfalls von Umsatzrückgängen betroffen war der Lagerhausbereich, hier insbesondere im Energiesegment bei Treibstoffen und Heizöl (minus 8 %). Aber auch im landwirtschaftlichen Zweig war die Umsatz- und Preisentwicklung negativ. Mit einem durchschnittlichen EGT von 1,1 % der Betriebsleistung konnten allerdings die steirischen Lagerhäuser das Jahr 2009 positiv und über dem Vorjahreswert abschließen.

Bei den 102 Verwertungsgenossenschaften, darunter 80 Biowärme- und Hackschnitzelbetriebe, wurden bei teilweise gesunkenen Umsätze die Vorjahresergebnisse in den meisten Bereichen gehalten bzw. übertroffen.

 

Fakten:

Der Raiffeisenverband Steiermark mit seinen 88 Mitarbeitern betreut derzeit 333 Mitglieder, davon

  • 88 Raiffeisenbanken mit 335 Bankstellen,
  • 5 Warengenossenschaften,
  • 102 Verwertungsgenossenschaften,
  • 82 Nutzungsgenossenschaften und
  • 56 sonstige Genossenschaften bzw. Mitglieder anderer Rechtsformen.

Diese Genossenschaften haben fast 600.000 Mitglieder. Damit ist statistisch gesehen jeder zweite Steirer Mitglied einer Raiffeisen-Genossenschaft. Rund 7.400 Arbeitnehmer (davon mehr als 2.200 Bankenbereich der Primärebene) und 3.500 ehrenamtliche Funktionäre sind derzeit bei diesen Genossenschaften tätig.

 

Kontakt:

Mag. Armin Friedmann
Raiffeisen-Platz 11
8074 Raaba
Tel.: (0316) 8084-17 oder 0650 4753253
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