Presseinformation vom 29. Juni 2021 anlässlich der Gründung der ersten Schülergenossenschaft in Österreich

 

Erste Schülergenossenschaft Österreichs in Bruck/Mur gegründet

Die HBLA für Forstwirtschaft („Försterschule) in Bruck/Mur wurde im Rahmen des kürzlich gestarteten Pilotprojektes „Genossenschaft macht Schule“ unter vier Pilotstandorten auserkoren, als allererste Schule Österreichs den Schritt zur Gründung einer Schülergenossenschaft zu setzen.

Anlässlich dieses historischen Ereignisses konnte Schuldirektor Anton Aldrian am 23. Juni hochkarätige Vertreter des heimischen Bildungs- und Genossenschaftswesens zur feierlichen Gründungsversammlung der bundesweit ersten Schülergenossenschaft in der Försterschule begrüßen. Zu diesen zählten unter anderem Franz Titschenbacher als Landwirtschaftskammer-Präsident und Obmann des Raiffeisenverbandes Steiermark, Wilfried Thoma, der Obmann der Partnergenossenschaft Raiffeisenbank Leoben-Bruck sowie Aufsichtsratspräsident der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, oder Justus Reichl, Generalsekretär-Stellvertreter des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV). Die begleitenden Ministerien waren durch die Ministerialrätinnen Josefa Reiter-Stelzl und Ingrid Veis, die sich virtuell zuschalten ließ, vertreten.

Im Mittelpunkt standen insbesondere die mehr als 20 beteiligten Schüler, die „ihre“ neue Genossenschaft und ihre Vertreter des neu gewählten Vorstandes und Aufsichtsrates mit Stolz vorstellten. Mit großem Pioniergeist wurde für das nun eigene Unternehmen ein Konzept zur Förderung ihrer Mitglieder und auch zu einem sinnvollen Nutzen für die Schule entwickelt, in dem unter anderem mit dem Verkauf von Schulmaterial und Merchandising-Artikeln ein erster Schritt umgesetzt wird. „Wir freuen uns nun schon auf die Umsetzung unserer Ideen“, versprühten Jungobmann Andreas Grasser und seine Stellvertreterin Clara Glitzner vollen Elan. Schon jetzt hätten die beteiligten Schüler viel lernen und Erfahrungen sammeln können, die im späteren Leben wertvoll seien, so Grasser.

Partnergenossenschaft unterstützt mit Knowhow

Begleitet wird dieses Pilotprojekt von einer Partnergenossenschaft, der Raiffeisenbank Leoben-Bruck, die nicht nur während des Gründungsprozesses hilft und mit Knowhow unterstützt, sondern auch dann im „echten Geschäftsbetrieb“. Deren Obmann Wilfried Thoma sieht das nun dargelegte Engagement als eine mit dem Förderauftrag einer Genossenschaft verknüpfte Aufgabe, in die Jugend und somit in die Zukunft zu investieren.

Nachhaltigkeit verbindet Forstwirtschaft und Genossenschaften

So wie Thoma zeigte sich auch Verbandsobmann Franz Titschenbacher von der Einstellung der Schülerinnen und Schüler angetan. In Genossenschaften brauche es stets junge Personen, die bereit wären Verantwortung zu übernehmen. Daher wolle der Raiffeisenverband Steiermark mit diesem Projekt ein bewusstes Zeichen setzen. Titschenbacher sprach auch die Verbindung von Genossenschaften und der Forstwirtschaft an: „Raiffeisen steht ebenso für nachhaltiges Denken!“

„Praxis wird Realität“

Auf die traditionelle Verbindung zwischen Genossenschaften und dem Agrarbereich verwies Josefa Reiter-Stelzl vom Landwirtschaftsministerium. Für sie sei die Genossenschaft vor allem aber auch eine Wirtschaftsform der Zukunft. Vorteile auf allen Seiten erkannte Ingrid Veis, die im Bildungsministerium das Projekt „Genossenschaft macht Schule“ verantwortet: „Die Schülerinnen und Schüler erleben einen praxisnahen Unterricht und sammeln Wirtschafts-, Personal- sowie Sozialkompetenz. Die Praxis wird zur Realität!“ Als Gegenmodell zum Egoismus bezeichnete ÖRV-Genossenschaftsstratege und „Projektvater“ Justus Reichl die Rechtsform der Genossenschaft. Nirgendwo könne die Jugend besser kooperativ Wirtschaften lernen und gemeinsam etwas bewegen als in einer Schülergenossenschaft.

Symbolische Baumpflanzung

Feierlich unterzeichnete Heinrich Herunter, der Verbandsdirektor des Raiffeisenverbandes Steiermark, abschließend auf der Bühne eine Kooperationsvereinbarung mit den neu gewählten Vertretern der Schülergenossenschaft. Diese besiegelt die laufende Beratung und begleitende Prüfung durch den Revisionsverband über die Gründungsphase hinaus. Im Anschluss wurde unter Koordination von Betreuungslehrer Wolfgang Hintsteiner gemeinsam von allen Beteiligten symbolisch ein Baum im Schulareal gepflanzt.

Was sind Schülergenossenschaften?

Schülergenossenschaften sind Unternehmen in Form einer fingierten Genossenschaft, die von Schülern eigenverantwortlich geführt werden und gab es bis zu Beginn des aktuellen Schuljahres ausschließlich in Deutschland. Nun wurde auch in Österreich ein entsprechendes Pilotprojekt an vier ausgewählten Schulen gestartet – alles im Sinne des ursprünglichen Genossenschaftsgedankens, von einem Revisionsverband begleitet und unterstützt durch eine oder mehrere echte Partnergenossenschaften aus der jeweiligen Region. Dabei werden klassen- und jahrgangsübergreifend Mitglieder geworben, eigene Geschäftsideen entwickelt, Satzungsbestimmungen, Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufe erarbeitet, Businesspläne verfasst, Gründungsversammlungen durchgeführt sowie Vorstände und Aufsichtsräte gewählt. Und – eine weitere Besonderheit – alles nicht nur für die Theorie. Denn Schülergenossenschaften haben einen echten Geschäftsbetrieb. Die von den Jugendlichen entwickelten Produkte oder Dienstleistungen werden schulintern und wenn machbar auch außerhalb der Schule vertrieben.

In Deutschland haben sich seit Gründung der ersten Schülergenossenschaft 2006 in Niedersachsen annähernd 200 weitere in mehreren Bundesländern etabliert. „Nachhaltig wirtschaften – solidarisch handeln“ lautet ihr gemeinsames Motto und ihre Geschäftsfelder sind dabei ebenso kreativ wie mannigfaltig. Sie reichen von Schulverpflegung und -bedarf über haushaltsnahe Dienstleistungen bis hin zu IT-Services, Event-Management und Projekten im Bereich Umwelt und Energie. Mehrere Ministerpräsidenten und Bildungsminister deutscher Bundesländer – Schulthemen sind in Deutschland Ländersache – treten als Promotoren des Projekts auf. Mittlerweile haben sich eigene Messen entwickelt, auf denen erfolgreiche Schülergenossenschaften ihre Ideen teilen und am Modell Interessierte sich informieren können. Und regelmäßig holen Wettbewerbe besonders gelungene Geschäftsideen vor den Vorhang.

Eine auch von wissenschaftlichen Studien begleitete Zwischenbilanz nach 15 Jahren Schülergenossenschaften in Deutschland fällt durchwegs positiv aus und bescheinigt hohe Zufriedenheit auf allen Seiten: Schüler schätzen besonders Praxisnähe, Gruppenerlebnis und Selbstständigkeit im Projekt, die jeweils gemachten Erfahrungen werden als hilfreich für die weitere berufliche Laufbahn gesehen. Lehrkräfte wiederum schätzen den Zugewinn in fachlichen, aber ebenso auch sozialen und persönlichen Kompetenzbereichen ihrer Schüler und sehen große Potenziale für die Berufsvorbereitung. Die jeweiligen Partnergenossenschaften positionieren sich als engagierte Unternehmen vor Ort und damit womöglich auch als spannende Arbeitgeber oder auch Geschäftspartner der Zukunft. Und nicht zuletzt wird die Idee gelebter Kooperation in Genossenschaften zwar als durchaus herausfordernd – und teils auch anstrengend, aber ebenso als sinnvoll und höchst modern erfahren und damit an künftige Generationen weitergegeben.

 

Die Projektpartner:

Die Schule – HBLA für Forstwirtschaft Bruck/Mur

Die HBLA für Forstwirtschaft Bruck/Mur wurde am 10. Oktober 1900 als Höhere Forstlehranstalt für die österreichischen Alpenländer eröffnet und hat in ihrer wechselvollen Geschichte einen wesentlichen Beitrag zum Wohl des österreichischen Waldes geleistet.

46 Lehrkräfte unterrichten derzeit 407 Schülerinnen und Schüler. Für die Betreuung im Internat sind sieben Erzieherinnen und Erzieher zuständig. Für eine funktionierende Infrastruktur sorgen 32 Beschäftigte in Verwaltung, Küche und Reinigung. Im Lehrforst setzt ein Revierförster mit zwei Forstfacharbeitern eine zeitgemäße Bewirtschaftungsform um.

Die Kernbereiche der drei- oder fünf jährigen Ausbildung umfassen Allgemeinbildung, Ökologie (Biologie, Forst- und Umweltschutz), Technik (Bauwesen und alpine Naturgefahren, Physik, Forst- und Arbeitstechnik), Wirtschaft und Praxis (Praktischer Unterricht im Lehrforst oder den Werkstätten, Übungsfirma). Neben der Gewährleistung eines zeitgemäßen Unterrichts ist die Schule auch der Tradition verpflichtet – gemäß dem Leitspruch „Bildung braucht Wurzeln“.

Die Partnergenossenschaft – Raiffeisenbank Leoben-Bruck

Mehr als 34.000 Kunden vertrauen der Raiffeisenbank, die mit 114 Mitarbeitern insgesamt ein Geschäftsvolumen von mehr als 1,56 Milliarden Euro betreut. Die Raiffeisenbank ist sich der Verantwortung in ihrer Region bewusst und als Nahversorger tief im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben verwurzelt. Traditionelle Werte wie Sicherheit, Regionalität und Nachhaltigkeit werden mit den Trends der Zukunft vereint. Das gesellschaftliche Engagement spiegelt sich in vielseitigen Branchen wider, ob Sport, Kultur oder Soziales. So ist die Raiffeisenbank Leoben-Bruck regelmäßiger Sponsor von rund 180 Vereinen und Institutionen. Viele der Mitarbeiter engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich.

Die sieben Bankstellen sowie die fahrende Bankstelle „Raiffeisen auf Rädern“ sind mit den neuesten Zahlungsverkehrsinstrumenten ausgestattet und bieten den Kunden ein komfortables elektronisches Finanzmanagement, damit sie ihre Bankgeschäfte rund um die Uhr erledigen können. Dennoch steht die persönliche Beratung und Beziehung der Kunden im Vordergrund.

Der Revisionsverband – Raiffeisenverband Steiermark

Der Raiffeisenverband Steiermark mit seinen 91 Mitarbeitern vertritt die Interessen von derzeit 293 Mitgliedern, davon 49 Bankengruppe-Betriebe mit 230 Bankstellen, 21 Warengruppe-Betriebe, 85 Energieerzeugungsbetriebe, 22 Verwertungsbetriebe, 65 Nutzungsbetriebe und 51 sonstige Mitgliedsbetriebe.

Diese Genossenschaften zählen fast 600.000 Mitglieder. Damit ist statistisch gesehen jeder zweite Steirer Mitglied einer Raiffeisen-Genossenschaft. Rund 5.800 Arbeitnehmer (davon fast 2.300 im Bankenbereich der Primärebene) und 2.900 ehrenamtliche Funktionäre sind derzeit bei diesen Genossenschaften tätig. Das Leistungsangebot des Raiffeisenverbandes Steiermark umfasst die Bereiche Prüfung und Genossenschaftsrevision, Externe Innenrevision, Aus- und Weiterbildung sowie Beratungsleistungen in rechtlichen, steuerlichen und organisatorischen Fragen.

 

Fotos:

Schuldirektor Anton Aldrian
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v. li.: Wilfried Thoma (Obmann Raiffeisenbank Leoben-Bruck), Franz Titschenbacher (Verbandsobmann, Landwirtschaftskammer-Präsident), Schuldirektor Anton Aldrian
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Obmann Andreas Grasser, Obmann-Stv. Clara Glitzner und Verbandsdirektor Heinrich Herunter präsentieren die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Raiffeisenverband und der Schülergenossenschaft
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Abstimmung im bestens gefüllten Festsaal der Försterschule Bruck/Mur
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Gemeinsame Baumpflanzung anlässlich der Gründung der Schülergenossenschaft
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Der Vorstand der Schülergenossenschaft: v. li.: Martin Löcker, Clara Glitzner (Obmann-Stv.), Andreas Grasser (Obmann)
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v. li.: Anton Aldrian (Schuldirektor), Wilfried Thoma (Obmann Raiffeisenbank Leoben-Bruck), Daniel Haslauer (Aufsichtsratsvorsitzender), Clara Glitzner (Obmann-Stv.), Andreas Grasser (Obmann), Franz Titschenbacher (Verbandsobmann, Landwirtschaftskammer-Präsident)
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Der Aufsichtsrat der Schülergenossenschaft
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Vorstand und Aufsichtsrat der Schülergenossenschaft
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Kontakt:

Mag. Armin Friedmann
Raiffeisen-Platz 11
8074 Raaba-Grambach
Tel.: (0316) 8084-17 oder 0650 4753253
Mail:

Ing. Mag. (FH) Matthias Zitzenbacher MBA, MSc
Raiffeisenbank Leoben-Bruck
Tel.: (05) 0460
Mail:

Dir. HR DI Anton Aldrian
HBLA für Forstwirtschaft Bruck/Mur
Tel.: (03862) 51770
Mail: