RLB beleuchtet den Weg von der Finanz- zur Eurokrise

19.04.2012

„Von der Finanz- zur Eurokrise“ lautete am 18. April das Thema einer Kundenveranstaltung des Private Banking der Raiffeisen-Landesbank Steiermark (RLB) mit dem renommierten Grazer Wirtschaftsprofessor Max Otte.

Auf Einladung von Private-Banking-Chef Stefan Tschikof referierte Max Otte, Professor für Unternehmensanalyse an der Universität Graz, und skizzierte dabei den Weg von der Finanz- zur Eurokrise. Wer an dieser Entwicklung Schuld hatte, war für den Professor schnell klar: „Es waren mehrere und sie saßen hauptsächlich in den Vereinigten Staaten.“ Die US-Notenbank unter Alan Greenspan war laut Otte ebenso darunter wie US-Investmentbanken, aber auch private Hypothekenschuldner, Ratingagenturen, Aufsichtsbehörden und noch viele mehr. „Alle zusammen haben uns dorthin gebracht, wo wir heute stehen“, bemerkte Otte.

Dass nach Finanz- und Eurokrise auch noch eine Geldwertkrise folgen könnte, machte Otte an drei Alarmsignalen fest: „Die Rohstoffpreise sind - getrieben von der Nachfrage der Schwellenländer - rapide gestiegen. Die Bürger vieler Länder sind hoch verschuldet. Nun explodieren auch die öffentlichen Schulden und schließlich haben die Notenbanken gigantische Summen ausgeliehen. Es besteht die Gefahr, dass sie zu lange am Gas bleiben und damit aus Angst eine Reihe von Staatspleiten auslösen.“ Vor allem die Schulden vieler Länder machen dem Professor Sorgen. Japan hat 250 % seines BIP als Staatsschulden, Griechenland 145 %, die USA 112 % und Deutschland 72 %.

Eine Lanze brach der Professor hingegen für das europäische Bankwesen, vor allem für jene Banken mit klassischem Geschäftsmodell. „Man muss bei Banken schon differenzieren: Handelt es sich um klassische Geschäftsbanken, Investmentbanken oder gar Investmentgesellschaften? Banken mit einfachem Geschäftsmodell wie die Raiffeisenbanken stehen hervorragend da. Man darf sie nicht mit den anderen in einen Topf werfen.“

Wie man aus der gegenwärtigen Krise herauskommt, dafür hatte Univ.-Prof. Otte ein paar Faustregeln: „Das Eigenkapital gehört gestärkt und die Finanztransaktionssteuer eingeführt. Geschäftsmodelle und Produkte gehören reguliert, Ratingagenturen abgeschafft bzw. eine staatliche europäische Ratingagentur geschaffen. Und wir müssen zum HGB zurück.“

Den Euro und die Eurozone sieht der Professor gar nicht schlecht aufgestellt. „Das Defizit ist im Euro-Raum niedriger als in Japan bzw. den USA und auch der Schuldenstand ist gegenüber diesen Ländern geringer.“ Den anwesenden Kunden riet Max Otte, ein Drittel in Aktien, ein Drittel in Gold- und Geldvermögen und ein Drittel in Immobilien zu veranlagen. „Und ein Drittel im Ausland. Und vor allem: Setzen sie nicht alles auf eine Karte und folgen sie ihrem Berater.“