Konjunkturgespräch: Europa kommt langsam aus der Krise

23.04.2014

Europa verzeichnet in wirtschaftlich nach wie vor schwierigen Zeiten einen fragilen Aufschwung, das „Erfolgsmodell Österreich“ hat sich trotz Reformbedarfs weiter bewährt. Beim diesjährigen Konjunkturgespräch der Raiffeisen-Landesbank Steiermark lassen sich erste positive Tendenzen für 2014 erkennen.

„Die europäische Großwetterlage ist zwar nach wie vor von Unsicherheiten gezeichnet und die Krise noch deutlich zu spüren, doch immer öfter brechen erste Lichtstrahlen durch die Wolkendecke und lassen einen vorsichtigen positiven Ausblick zu“, kommentiert RLB-Generaldirektor Martin Schaller die Wirtschaftslage zum Auftakt des diesjährigen Konjunkturgesprächs. Dieses wird alljährlich in Kooperation mit dem Österreichischen WIFO-Institut und der Industriellenvereinigung veranstaltet.

Als Einleitung gab Christian Helmenstein, Chefökonom der Österreichischen Industriellenvereinigung, einen Überblick über die internationale Konjunkturlage. Er zeigte dabei insbesondere Sonderrisiken der BIP-Entwicklung in China, Brasilien und Russland auf und weist auf „Wachstums-Hotspots“ im mittel- und osteuropäischen Raum sowie auf eine erstaunlich gute Warenexportquote Spaniens seit 2007 hin („Spanisches Paradoxon“). International wächst die Wirtschaft nach der Krise, wie WIFO-Chef Karl Aiginger ausführt, nach einer mittelfristigen Hochrechnung bis 2025 schwächer als vor der Krise, wobei Europa hinter den USA und China zurückliegt. Eine Integration der westlichen Balkanstaaten in die EU könnte zusätzliches Wachstumspotenzial mit sich bringen, weshalb Aiginger für diese europäische „Kursänderung“ plädiert.

Optimistisches Stimmungsbild 2014 in Österreich

"Europa erholt sich nach und nach mit Unterbrechungen und Rückschlägen von der Krise. Unsicherheiten und ‚Rucksäcke bleiben zwar zurück, im europäischen Vergleich hat sich Österreich aber weiterhin als Erfolgsmodell bewährt. Für 2014 zeichnen sich bereits erste positive Tendenzen ab: Hoffnung und Optimismus prägen das Stimmungsbild“, statuiert Aiginger. Sowohl beim BIP pro Kopf als auch beim Pro-Kopf-Einkommen rangiere Österreich im europäischen Spitzenfeld unter den Top 5. Österreich verzeichne weiters einen hohen Leistungsüberschuss und eine im EU-Vergleich niedrige Arbeitslosenquote. Dennoch sei aus Sicht Aigingers Reformbedarf gegeben, insbesondere, da die Arbeitslosigkeit in Österreich im Steigen begriffen sei. Weiteren Reformbedarf ortet der WIFO-Wirtschaftsexperte im Hinblick auf die Budgetkonsolidierung, das Steuersystem sowie den Bildungssektor. Auch das Krisenmanagement in Europa sieht Aiginger kritisch: „Es bewegt sich oft an der Untergrenze, ist spät, zögerlich und wenig zukunftsorientiert. Für mehr Wachstum und Beschäftigung ist es notwendig, einen Gang höher zu schalten.“

Steiermark guter Wirtschaftsstandort mit weiterem Wachstumspotenzial

Die Steiermark kann ihre gute Positionierung als Wirtschaftsstandort weiter halten, so die Experten beim Konjunkturgespräch. Die Produktionserwartungen der Industrie seien positiv, wenngleich mit Unsicherheiten behaftet. Im Bereich der Innovationsorientierung schneide die Steiermark im EU-27-Vergleich ähnlich wie beim BIP pro Kopf gut ab, weise aber weiteres Verbesserungs- und Wachstumspotenzial auf und befinde sich im Aufholprozess. Durch „Smart Specialisation“ entlang regionaler Stärken (regionales Clustering) sowie durch die Integration der westlichen Balkanstaaten in die EU könnten sich laut Aiginger speziell für die Steiermark neue Chancen ergeben.

Sportlicher Sidestep

Schließlich rundete Markus Merk, Zahnarzt, mehrfach ausgezeichneter FIFA-Weltschiedsrichter und Sportmoderator, das diesjährige Konjunkturgespräch vor den Schlussworten von RLB-Generaldirektor Schaller mit einem erfrischend unkonventionellen Beitrag („Das kleine Entscheidungs-EIN-mal-ELF“) ab, der dem Publikum wirtschaftliche Entscheidungshilfen aus einer etwas anderen, sportlichen Perspektive näherbringen sollte.

Alljährlicher Veranstaltungsfixpunkt in der Steiermark

Auch 2014 verbuchte das Konjunkturgespräch wie schon in den Vorjahren wachsende Besucherzahlen, sehr zur Freude von RLB-Generaldirektor Schaller: „Wir freuen uns sehr über das große Interesse am Konjunkturgespräch. Die spannenden Diskussionsrunden unserer hochkarätigen Wirtschaftsexperten haben sich zu einem alljährlichen Veranstaltungsfixpunkt in der Steiermark etabliert.“