Börse-Chef Schaller: "Nicht den Kopf in den Sand stecken"

01.07.2010

Mit einem echten Börsen-Guru konnte die Raiffeisen-Landesbank Steiermark am 28.  Juni aufwarten. Auf Einladung von Private-Banking-Leiter Stefan Tschikof kam der Vorstand der Wiener Börse, Heinrich Schaller, nach Graz, um zum Thema „Euphorie oder Ernüchterung – zur aktuellen Situation der Börsen und Kapitalmärkte“ zu referieren.

„Kleine Märkte wie Österreich bekommen in Krisen leider mehr ab als große. Der Börseplatz Österreich hat zum 'normalen' Dämpfer noch einen zweiten bekommen, als vor etwa einem Jahr vor den Verlusten in Osteuropa hysterisch gewarnt wurde“, analysierte Schaller die letzten 48 Monate an seiner Börse. „Dabei wurden alle Länder über einen Kamm geschoren und nicht groß nach Staaten unterschieden. Dabei sind die volkswirtschaftlichen Daten der osteuropäischen Länder viel besser als von Ländern wie Griechenland, Spanien, Portugal und Irland. Vor denen wurde aber nicht gewarnt.“

Der Börse-Chef sieht auch die heimischen Unternehmen nach wie vor unterbewertet. „Die Unternehmensdaten sind besser als die momentane Performance an der Börse. Es werden wieder gute Zahlen geschrieben. Ich bin daher optimistisch, dass es wieder aufwärts geht.“

In das gleiche Horn blies auch der Kapitalmarkt-Vorstand der Raiffeisen-Landesbank, Arndt Hallmann. Auch er ist optimistisch für die Zukunft: „Der Konsum ist nicht eingebrochen und die Arbeitslosigkeit ist bei uns noch immer eine der niedrigsten in der EU.“ Warum Gold in letzter Zeit so boomte, dafür hatte Hallmann eine einfache Erklärung: „Weil es alle kaufen.“ Gold ist, so Hallmann, eine Versicherung für den worst case. „Ich rate, nicht mehr als 10% der Veranlagung in Gold zu halten. Denn mit dem Gold kann es auch schnell wieder bergab gehen.“ Den anwesenden Private Banking-Kunden rät Börse-Vorstand Heinrich Schaller: „Die Situation ist nicht so schlimm wie kolportiert. Schauen sie sich die Unternehmensdaten genau an und stecken Sie vor allem nicht den Kopf in den Sand.“

Zu den Inflationsängsten betonte Börse-Vorstand Schaller sehr sachlich: „Die Inflation wird sicher wieder steigen. Die Frage ist nur wann und wie stark. Im Moment sehe ich keine akute Gefahr. Ich glaube auch nicht, dass sie auf 10 % steigt. Wo wir sie etwa Mitte der 70er-Jahre hatten.“

Nationalen Transaktions- und Börsenumsatzsteuern kann der  Börse-Chef verständlicherweise nichts abgewinnen. Im Gegenteil. „Etwas Gefährlicheres als solche Steuern gibt es für eine Volkswirtschaft nicht. Investoren sind sehr mobil. Ändern sich die Rahmenbedingungen in einem Markt, ziehen sie rasch weiter. Solche Steuern gefährden zwei Drittel des Marktes“, bringt Heinrich Schaller seine Analyse auf den Punkt.