Agrarsymposium: Wertschöpfung mit Kreislaufwirtschaft
10.02.2025
Welche Chancen bietet die Kreislaufwirtschaft für die heimische Landwirtschaft? Diese Frage bewegte Ende November rund 500 Landwirt:innen und Vertreter:innen aus der Politik beim Raiffeisen-Agrarsymposium in der Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark in Raaba-Grambach.
Unter dem Motto „Reduce – Reuse – Recycle: Landwirtschaft im Kreislauf“ lud RLB-Aufsichtsratspräsident Josef Hainzl gemeinsam mit RLB-Generaldirektor Martin Schaller und dessen Vorstandsteam am 28. November nach Raaba-Grambach zum diesjährigen Raiffeisen-Agrarsyposium.
Hainzl verwies in seiner Begrüßung auf die starke Verbundenheit von Raiffeisen mit der Landwirtschaft. „Für die Landwirtschaft war Wissen schon immer ein wichtiger Erfolgsfaktor. Doch in einer Welt, die sich immer schneller verändert, wird es mehr denn je zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Mit dem Agrarsymposium wollen wir Bäuerinnen und Bauern unterstützen, sich mit den Herausforderungen der Zukunft aktiv auseinanderzusetzen. Das Symposium richtet daher den Blick bewusst auf Themen, die morgen relevant sein werden. Heuer widmen wir uns daher intensiv der Kreislaufwirtschaft, da wir in ihr ein enormes Potenzial zur Sicherung der regionalen Wertschöpfung sehen“, sagte Hainzl.
Großes Potenzial für Kreislaufwirtschaft
Schaller sieht in der die Kreislaufwirtschaft einen der großen Hebel für die Gesamtwirtschaft sowie die heimische Landwirtschaft als Vorreiter und Vorbild für andere Branchen. „Weiterentwicklungen sind immer dann gefragt, wenn es grundlegende Problemstellungen gibt, wenn die alten Rezepte nicht mehr greifen. Ein besonderes Potenzial für eine nachhaltige Zukunft sehen wir in der Förderung einer Kreislaufwirtschaft, weil sie nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch Sinn macht. Dies belegt die sogenannte Zirkularitätsrate – also der Anteil der Güter, die in irgendeiner Form wiederverwendet werden. Diese liegt in Österreich bei lediglich 13,8 %. Damit die Potenziale gehoben werden können, braucht es aber auch Anreize statt Verbote für die Landwirt:innen seitens der Politik", so der RLB-Generaldirektor.
Hochkarätig besetztes Podium widmete sich grüner Transformation
Neben der Möglichkeit zur Vernetzung bot das Agrarsymposium fundierte Einblicke in die Chancen und Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft. Diese wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Interessensvertreter:innen beleuchtet, darunter Katrin Hohensinner-Häupl (Geschäftsführerin Frutura), Alexander Pinter (Geschäftsführer Holzcluster Steiermark), Doris Bock (CFO waste2energy), Verena Ehold (Geschäftsführerin Umweltbundesamt) und RLB-Generaldirektor Martin Schaller.
Karin Huber-Heim, Präsidentin des Circular Economy Forum Austria, setzt sich für mehr Zusammenarbeit ein: „In Kreisläufen zu denken, liegt der Landwirtschaft nahe und bietet viele Chancen für Innovation. Herausforderungen in der Umsetzung und der Schaffung unterstützender politischer Rahmenbedingungen brauchen Kooperation auf allen Ebenen - denn niemand kann Kreislaufwirtschaft allein.“
„Braucht Unterstützung aus Bevölkerung und Politik“
Für Katrin Hohensinner-Häupl, Geschäftsführerin Frutura, ist jetzt der Zeitpunkt Methoden zu überdenken: „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir die Methoden unserer gegenwärtigen Landwirtschaft überdenken müssen, um den ökologischen, ökonomischen und sozialen Erfordernissen unserer heutigen Gesellschaft gerecht zu werden. Regenerative Landwirtschaft ist der Schlüssel, wenn es darum geht, die wachsende Zahl von Menschen auf dem Planeten nachhaltig zu ernähren und die wertvolle Ressource Boden auch für die Zukunft zu erhalten. Das Bewusstsein für diese Notwendigkeit muss aber auch bei den Verbrauchern und in der Politik ankommen. Denn ohne die politischen Rahmenbedingungen und eine breite Unterstützung in der Bevölkerung können die Landwirte diese Transformation allein nicht schaffen.“
Biogene Rohstoffe werden zentrales Thema
Der Geschäftsführer des Holzcluster Steiermark, Alexander Pinter, präsentierte neuartige Einsatzbereiche von Holz, etwa in ICE-Hochgeschwindigkeitszügen. Pinter: „Die langfristige Nutzung biogener Rohstoffe wie auch die kaskadische Nutzung unseres Lieblingsrohstoffs Holz ist ein großes Thema des 21. Jahrhunderts und sowohl für Wirtschaft als auch Gesellschaft eine wichtige Antwort auf die drängenden Fragen unserer Zeit.“
Doris Bock, CFO und Gesellschafterin waste2engery, verwies auf die Gesamtlösung von Waste2energy. „Waste2energy bietet eine Gesamtlösung für die energetische Verwertung biogener Abfälle von 0,5 bis acht Tonnen täglich an und trägt damit zur Reduktion von Methan-Emissionen in der Landwirtschaft bei. W2e ist Teil der Kreislaufwirtschaft und Energiewende in der Landwirtschaft, da w2e Energie an jenen Orten produziert, wo Abfall anfällt und Energie wie auch Nacht-, Winterstrom und Wärme gebraucht wird. Zusätzlich wird ein geruchs-emissionsarmer biologischer Gärrest als Dünger produziert. Insgesamt entsteht so ein hoher Impact zur CO2-Neutralität.“
Erreichung der Klimaziele durch regenerative Landwirtschaft
Die Geschäftsführerin des Umweltbundesamtes, Verena Ehold, verwies auf die Vorteile der regenerativen Landwirtschaft: „Die regenerative Landwirtschaft fördert die Gesundheit unserer Böden und stellt ihre wichtigen Funktionen wieder her. Durch Praktiken wie Fruchtfolge und reduzierte Bodenbearbeitung wird die Bodenfruchtbarkeit erhöht und die Biodiversität gestärkt. Zudem ist sie widerstandsfähig gegenüber extremen Wetterbedingungen und trägt aktiv zur Erreichung der Klimaziele bei.“